E I N S

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"Tristan?"
Ihre Stimme zitterte.
Ich öffnete meine Augen und starrte an die saubere, weiße Decke. Wo ich mich befand, wusste ich genau.
Im Krankenhaus, schon wieder.
"Eine Alkoholvergiftung, Tristan. Ist das dein Ernst?"
Sie hörte sich so traurig an, so besorgt. Sie liebte mich. Sie musste mich lieben, ich war ihr großer Bruder.
Ich war mir sicher das sie sich manchmal wünschte, dass es nicht so wäre.
Das ich einfach nur einer dieser vielen Drogensüchtigen Jugendlichen auf den Straßen von Manhattan bin.
Und nicht ihr drogensüchtiger großer Bruder.
Dass sie so tun kann, als würde sie das nicht angehen.
Aber das konnte sie nicht, ich war ihr großer Bruder.
"Sie wollen dich noch hier behalten, wegen Gelbsucht."
Großartig.
Ich sah zu ihr herüber. Meine Sicht war noch etwas verschwommen und ich konnte sie nicht wirklich erkennen.
Schmerzen hatte ich keine, mir war nur unglaublich schlecht.
"Ich hab keine Lust mehr alle zwei Wochen ins Krankenhaus zu kommen."
Mit ihrer Hand strich sie sanft über meine Wange. Ich genoss die Berührung.
"Ich hab Angst, Angst dich auch noch zu verlieren."
Langsam ließ ich meine Augen wieder zu fallen.
"Es tut mir leid.", murmelte ich und erschrak über den Klang meiner eigenen Stimme. Sie war so rau und heiser.
Sie schluchzte leise und das brach mir das Herz.
"Wirklich..", versuchte ich meine Aussage zu bestärken.
"Es ist okay, Tristan." Sie machte eine kurze Pause. "Wirklich"
Und dann verlor ich das Bewusstsein wieder.

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