E I N U N D Z W A N Z I G

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Und ich wusste es wirklich. Ich wusste das ich diesen beschissenen Entzug machen musste wenn ich nicht sterben will.

Aber das war ja das Ding.
Wollte ich überhaupt leben?
Nein, ganz ehrlich nicht. Auf so ein Leben konnte ich verzichten. Es ist ja nicht so, als würde plötzlich alles gut werden nur wenn ich nicht mehr drogenabhängig bin.

Außerdem ist so ein Entzug nicht gleich ein paar Tage oder Wochen ohne die Droge auszukommen. Dahinter steckt viel mehr.
Ich hab noch nie von jemandem gehört der nach seinem ersten Entzug für immer clean war. Die meisten haben nochmal einen Rückfall.
Und da ich auch nicht gerade den größten Willen habe das durchzuziehen kann ich es auch gleich lassen, es bringt sowieso nichts.
Ich spürte immernoch Claras Hand auf meinem Rücken und starrte geradeaus.
Meine Augen konnte ich nur mit Mühe offen halten und mir war so unglaublich schwindelig.
Sie machte sich anscheinend wirklich Sorgen, sie mochte mich und ich wusste nicht ob ich das gut oder schlecht finden soll.
Ich wollte sie nicht verletzen wenn ich irgendwann einfach tot im Badezimmer liege.
Aber jetzt konnte ich nichts mehr an der Sache ändern. Es ging sie jetzt etwas an.
Und mich einfach zu verpissen nach Allem was sie für mich getan hat ist auch scheiße.

Aber seit wann dachte ich darüber nach ob meine Handlungen andere Leute verletzten oder nicht?
Wenn ich irgendjemanden beklaut oder so habe war es mir schließlich auch egal gewesen ob es dieser Person danach schlecht geht.
Aber bei ihr war es nicht so. Sie war mir nicht egal.
Clara, mit ihren zerzausten Locken und den großen, grünen Augen, den vollen Lipen und den Grübchen die jedes Mal kamen wenn sie ihr wundervolles Lachen-
Stop.
Nein.

Langsam drehte ich mich zu ihr um. Sie nahm langsam ihre Hand weg und sah mich mit traurigen Augen an.
Schwerfällig setzte ich mich auf und rieb mir über das Gesicht.
"Du wirst sterben.", murmelte sie und presste ihre Lippen fest zusammen. Ihre Augen glänzten verdächtig.
Ich nickte nur und schaute auf meine Hände.
"Und du denkst es ist egal, oder? Du weißt garnicht was du damit anrichten würdest.", flüsterte sie. Skeptisch blickte ich auf.
"Wenn du stirbst, wird dir Mia ganz bestimmt folgen."
"Was meinst du damit?", fragte ich sie.
Sie sah mir direkt in die Augen. "Sie hat keinen außer dich. Sie wird sich das Leben nehmen."
Ich musste mir vorstellen wie Mia an einem Strick von der Decke hing oder sich mit den Rasierklingen von unserem Vater die Handgelenke aufschlitzte und mir wurde ganz kalt.
Aber Clara hatte Recht.
Mia hat niemanden außer mich.
"Und denkst du mir ist das dann egal?", fragte sie. "Ich kann nicht mehr zusehen wie du dich langsam aber sicher mit dieser scheiß Droge umbringst."
Am Ende brach ihre Stimme etwas und sie unterdrückte merkbar ein Schluchzen.
Ehe ich mich versah hatte ich sie in meine Arme gezogen.

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