S I E B E N

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Ich saß auf einer Bank in der Nähe der Chambers Street und schaute in die Wolken.
Nachdem ich mir meinen Schuss gemacht hatte gings mir etwas besser.
Trotzdem musste ich dauernd an Mia denken und ob es ihr wohl gut ging.
Mein Vater musste höllisch wütend gewesen sein als sie mit mir ankam.
Er hasste mich.
Ich dachte immer, man könne gegen seine eigenen Kinder keinen Hass entwickeln, ich dachte irgendwo musste er mich doch lieben, es ging doch garnicht anders.
Aber seit ein paar Jahren sehe ich das ganz anders.
Ich sah nie Reue in seinen Augen, wenn er zum nächsten Schlag ausholte.
Kein Zögern, wenn ich ihn flennend und blutend angebettelt habe aufzuhören und er trotzdem weiter machte.
Er konnte damit leben, seine Frau und seine zwei Kinder psychisch und physisch kaputt zu machen.
Er hatte kein Gewissen.
Mein Vater ist ein schrecklicher Mensch.

Mittlerweile hatte ich echt keine Ahnung wie das alles weiter gehen soll.
Ich wusste, dass ich bald sterben würde wenn ich so weiter machte.
Aber aufhören konnte ich auch nicht, ich wollte es nicht.
Denn was würde es ändern?
Mein Vater wäre immernoch ein Arschloch, meine Mutter wäre immernoch tot, ich wäre immernoch ohne Schulabschluss und würde es sowieso zu nichts bringen. Mia hätte immernoch Depressionen und würde irgendwann von meinem Vater zu Tode gefickt werden.
Meine Lage war aussichtslos.
Dann nahm ich doch lieber weiterhin Drogen und wartete auf meinen Tod.
Oder ich könnte alles ganz schnell zu Ende bringen. Von einer Brücke springen oder so.
Ich saß bestimmt noch zwei Stunden auf dieser Bank herum und badete in Selbstmitleid.
Dann stand ich auf und versuchte mich daran zu erinnern wo ich Parker Millers Auto geparkt hatte.
Jeder Schritt bereitete mir extreme Schmerzen und ich musste mich an einer Wand stützen um nicht umzukippen.
Kurz wurde mir wieder Schwarz vor Augen und ich atmete tief durch.
Auf der Straße zusammen zu klappen ist nicht so das worauf ich scharf war.
Mit zitternden Fingern kramte ich eine Zigarette aus meiner Hosentasche und steckte mir diese an.
Dann lief ich mit wackligen Schritten weiter und fand nach einer halben Ewigkeit das Auto.
Ich ließ mich auf den Fahrersitz fallen und lehnte meinen Kopf nach hinten.
Mein Kopf pochte und im Rückspiegel erkannte ich ein fettes Veilchen und eine aufgeplatzte Unterlippe. Wie mein Körper aussah wollte ich ehrlich gesagt garnicht wissen.
Ich schlief ein paar Stunden und wachte irgendwann mitten in der Nacht auf.

Meine Knochen taten von dem langen Sitzen höllisch weh und um mir ein wenig die Beine auszutreten stieg ich aus dem Auto. Es regnete ein bisschen und es war schön dunkel, aber das machte mir nicht wirklich was aus.
Ich setzte meine Kapuze auf und lief in die Innenstadt. Die große Uhr an einer Bushaltestelle verriet mir das es halb zwei Morgens war. Selbst um diese Zeit war in New York noch ziemlich was los.
Gelbe Taxis rasten an mir vorbei und ich musste über ein Dutzend schlafende Obdachlose steigen.

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