Kapitel 4.

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Ich hing kopfüber an einem der Dachbalken in der Haupthalle des Instituts und beobachtete alle. Mich hatte noch niemand bemerkt, doch das störte mich überhaupt nicht, denn so konnte ich in Ruhe den Brief von Maryse lesen und auf Lydia warten.

Seit zwei Stunden hing ich jetzt schon so hier. Gesundheitlich schadete es mir nicht, auch wenn viele das bestimmt sagen würden, wenn sie mich so sahen. Doch das lag an meiner Magie, wovon noch immer niemand etwas wusste.

Mich entspannte über Kopf hängen aus irgendeinem Grund. Magnus schüttelte immer den Kopf, wenn er mich so sah, doch das störte mich nicht. Warum sollte es auch? Jeder hatte schließlich seine komischen Gewohnheiten.

Soweit ich es mitbekommen hatte, waren Izzy und Jace bereits zurück. Sie waren im Moment damit beschäftigt, Berichte zu lesen und Missionen zu planen. Okay, Jace tat das. Izzy plauderte locker mit einigen anderen Shadowhuntern. Sie war nicht so der Typ, der sich um Organisatorisches kümmerte.

Seufzend zog ich den Briefumschlag von Maryse hervor und zog das Briefpapier heraus. Es war ein sehr kurzer Brief:

Bin überrascht, dass der Rat noch jemanden geschickt hat, ohne es anzukündigen.

Mein Mann und ich werden die nächsten Tage nach New York zurückkommen, um Ihre

Arbeit und die Situation im Institut zu beurteilen. ML

Interessant. Und dafür hatte sie extra einen Brief, besser gesagt eine Feuernachricht, geschickt. Naja, immerhin kündigte sie sich an, anstatt einfach aufzutauchen und mich auszuquetschen. So konnte ich mich vorbereiten.

Apropos vorbereiten... Ich hoffte, Magnus war vorbereitet auf sein Treffen mit Alec und stammelte nicht einfach sinnloses Zeug vor sich hin. Aber so, wie ich meinen Bruder kannte, hatte er sich einiges ausgedacht und vergaß alles, sobald er Alec sah. So war es ihm jedenfalls damals mit Camille gegangen.

Camille. Die könnte ich auch mal wieder besuchen. Auch wenn sie früher immer mit Magnus zu mir gekommen war... Immerhin kannten wir uns schon ewig. Zwar waren wir nicht immer einer Meinung, aber wir verstanden uns ansonsten ganz... gut.

Vielleicht würde ich ja morgen oder so vorbeigehen. Sie würde sich sicherlich freuen. Oder mir irgendetwas an den Kopf werfen. Das hatte ich jedenfalls bei ihrem letzten Besuch mit ihr gemacht. Aber da sie so unerwartet gekommen war, und ich wieder einen meiner Frustanfälle gehabt hatte... Upsi...

"Was tust du da?"

Ich steckte den Brief ein und blickte Lydia an, die unter mir stand und mich fragend und irritiert anblickte.

"Hi," lächelte ich sie an und schwang mich nach oben, bis ich den Balken zufassen bekam, "ich häng hier so ab... Hab auf dich gewartet."

Dann löste ich die Beine vom Balken und sprang nach unten. Elegant landete ich direkt vor ihr und strich mir die Haare aus dem Gesicht.

"Wieso bist du nicht einfach zu mir ins Büro gekommen, wenn du was möchtest?", fragte sie mich und nahm sich einen Trainingsstock.

Ich nahm ebenfalls einen und ging in Anfangsposition. Lydia hob eine Augenbraue, zuckte dann aber mit den Schultern und griff an. Mühelos parierte ich jeden ihrer Angriffe und überlegte, was genau ich sagen sollte.

"Steht dein Entschluss mit der Hochzeit fest?", fragte ich schließlich einfach geradeheraus und attackierte sie meinerseits, "ich weiß, es geht mich wahrscheinlich nichts an, aber... Es kommt mir irgendwie falsch vor, wenn du und Alec heiratet. Keine Ahnung, wieso. Vielleicht, weil ihr beide nicht so glücklich zu sein scheint."

Halfblood - Liebe auf der GrenzeNơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ