Kapitel 17.

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So, für heute das zweite Kapitel. Und diesmal etwas viel länger. Hoffe, es gefällt euch.

Vier Jahre später:

Magnus blickte nachdenklich in den Nachthimmel und nippte an seinem Rotwein. Er war so vertieft in seine Gedanken, dass er mich gar nicht bemerkte. Selbst, als ich neben ihn trat.
In der linken Hand hielt er ein kleines, schwarzes Kästchen, das er die ganze Zeit drehte und unruhig damit herumspielte.
Scheinbar hatte ich viel verpasst, wenn er Alec einen Antrag machen wollte.
Aber nach vier Jahren war sicherlich einiges passiert. Ob Jace mittlerweile jemand neuen hatte? Mein Herz schmerzte alleine bei diesem Gedanken... Aber irgendwie war ich ja auch selbst Schuld. Nach meiner Verletzung hätte ich einfach noch mal mit ihm reden sollen.
"Wovor hast du Angst?", fragte ich nun Magnus, der zusammenschreckte und mich mit großen Augen anblickte, als wäre ich ein Geist.
Schmunzelnd klaute ich ihm das Weinglas und trank einen großen Schluck. Dann drehte ich mich um, sodass ich an dem Balkongerüst lehnte, und blickte ihn an.
"Wenn sich in den letzten vier Jahren nichts zwischen euch verändert hat, wird er den Antrag auf jeden Fall annehmen. Aber eine Shadowhunter-Hochzeit wird nicht gehen, richtig?"
Statt mir zu antworten, steckte er das Kästchen ein und zog mich in seine Arme. Seufzend schmiegte ich mich an ihn und schloss die Augen. Er hatte mir sehr gefehlt. Vier Jahre ohne jeglichen Kontakt waren nicht schön gewesen. Aber ich hätte es gebraucht. Gebraucht um mir über einiges klar zu werden.
"Tut mir Leid," sagte ich leise und löste mich von ihm, "ich hätte mich bei dir melden sollen. Aber ich habe Abstand gebraucht. Von allem, was mich an New York und so erinnert hätte."
"Schon gut," winkte er ab und musterte mich, "ich hätte dich ja auch besuchen können."
Fragend blickte ich ihn an. Woher wusste er, wo ich gewesen war? Ich hatte mir doch solche Mühe damit gegeben, mich unauffindbar zu machen...
"Wenn man dich gut genug kennt, weiß man, wohin du dich am ehesten zurückziehst," neckte er mich.
Zähne knirschend, da ich scheinbar sehr berechenbar war, nickte ich und verschränkte die Arme vor der Brust. Dann hob ich abwartend eine Augenbraue. Ich wollte noch Antworten auf meine Fragen zu dem Kästchen.
"Ehrlich gesagt weiß ich selbst nicht so richtig, wovor ich Angst habe. Immerhin sind Alec und ich schon fünf Jahre zusammen," erwiderte er nun seufzend, "und du hast Recht, eine Shadowhunter-Hochzeit ist unmöglich. Die Rune würde mich umbringen. Daher wird es wahrscheinlich nur eine Menschen-Hochzeit werden, wenn er Ja sagen sollte. Und damit einverstanden ist."
"Warum sollte er nein sagen? Und nicht einverstanden sein? Wenn er dich wirklich liebt, will er sicherlich sein restliches Leben mit dir verbringen..."
"Das ist es eben. Er wird sterben, ich nicht," klagte Magnus und ließ in seiner Hand ein neues Glas Wein erscheinen, "darüber haben wir uns schon ein paar Mal ziemlich heftig gestritten. Aber egal, wo ich nachschaue, nirgends steht etwas darüber, ob es möglich ist, dass ich meine Unsterblichkeit abtrete oder ihn unsterblich machen kann..."
Und ich wusste genau, wo etwas zu diesem Thema stand. Doch vorerst würde ich das noch für mich behalten. Denn der Weg zu gemeinsamem Alter war schwierig und kostete einiges.
"Sei positiv, Brüderchen," sagte ich und kniff ihm in die Seite, "jetzt hast du mich. Wir werden die perfekte Situation vorbereiten, damit du Alexander den Antrag machen kannst. Versprochen. Ich werde dich so viel unterstützen, wie ich kann."
"Was anderes habe ich von dir auch nicht erwartet, Fel," sagte er und grinste, "und ich kann doch sicherlich davon ausgehen, dass du meine Trauzeugin sein wirst?"
"Aber selbstverständlich, Brüderchen," erwiderte ich und gab ihm einen Kuss auf die Wange, "und nur mal so am Rande: dein Handy klingelt jetzt schon zum zweiten Mal."
Fluchend eilte Magnus in die Wohnung zurück und ging ans Handy. Träge folgte ich ihm und strich über das rote Kleid, das ich angezogen hatte. Dazu die Stilettos, die auch Izzy hatte und die meine langen Beine betonten. Selbst wenn ich ziemlich klein war, hatte ich unendlich lange Beine. Meine Proportionen stimmten einfach nicht so ganz.
Gelangweilt stellte ich mein leeres Glas weg, zog meine Stele aus dem Ausschnitt und fuhr meine Runen nach, auch wenn ich sie im Moment nicht brauchte. Sie waren noch immer ein Teil von mir.
Magnus legte auf und seufzte.
"Es gab schon wieder einen Angriff auf das Institut. Keiner weiß, von wem," sagte er und begann, ein paar Dinge zusammenzusuchen, "kommst du mit und hilfst mir beim Heilen und Schutzzauber erneuern?"
"War das gerade eine ernst gemeinte Frage?", entgegnete ich nur, versteckte meine Stele erneut und öffnete ein Portal.
Auch wenn ich nicht unbedingt scharf darauf war, Izzy, Jace und Alec wieder zu treffen, ich würde helfen. Das lag in meiner Natur. Ich war ein herzensgutes Wesen. Trotz der Tatsache, dass ich einen dämonischen Teil besaß.
Wieso ich die drei nicht treffen wollte war noch immer der selbe Grund wie vor vier Jahren. Ich schämte mich für meine Lüge und wollte es nicht erklären. Konnte es nicht erklären. Nicht so, dass es ausreichen würde.
Rasch band ich noch meine gelockten, mittlerweile wieder langen Haare zu einem Pferdeschwanz und wartete, bis Magnus alles zusammengesucht hatte. Gemeinsam traten wir durch das Portal und fanden uns vor dem Institut wieder.
Eilig betraten wir es.
"Mach du die Schutzzauber, ich heile," sagte ich und blickte ihn an, "du warst schon immer schneller bei den Schutzzaubern. Dann kannst du mir notfalls später noch helfen."
"Kein Ding!"
Er eilte los, während ich mit den Schultern rollte und auf Lydia zuging, die gerade mühsam versuchte, ihre Heilungsrune zu aktivieren.
Leicht lächelnd berührte ich sie an der Schulter, wodurch die riesige Schnittwunde sofort heilte.
Die Blondine sah mich überrascht und stellte tadelnd fest: „Wir haben uns Sorgen um dich gemacht! Im Trainingsbereich werden die meisten Verletzten sein, wenn du als Heilerin hier bist."
"Wir reden später," nickte ich und ging weiter.
Tatsächlich saßen im Trainingsbereich über zwanzig Verletzte. Schnell und unbemerkt checkte ich die Lage und sortierte die schlimmsten Verletzungen aus, damit ich mich zuerst um diese kümmern konnte. Alec war einer von ihnen.
Und da er mir am Nächsten saß, kümmerte ich mich zu erst um ihn.
Ohne ihn anzusprechen, hielt ich von hinten meine Hand über seine Wunde und begann zu zaubern. Einen Moment später zuckte er zischend zusammen und wandte den Kopf zu mir. Seine Augen weiteten sich, und er sah so aus, als wolle er etwas sagen, doch ich ging direkt weiter. Im Moment gab es wirklich Wichtigeres als ein Gespräch.

Halfblood - Liebe auf der GrenzeWhere stories live. Discover now