Kapitel 14.

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Jace hatte mich die ganze Nacht kein einziges Mal losgelassen. Außerdem hatte ich es nicht übers Herz gebracht, ihn jetzt zu verlassen. Er hatte mich vollkommen in der Hand. Egal, was er verlangen würde, ich würde es wahrscheinlich tun. Und das war für jemanden wie mich nicht gut...
Wir hatten nicht miteinander geschlafen. Das Einzige, das wir gestern noch getan hatten, war Knutschen und dann Kuscheln, bis wir ineinander verschlungen eingeschlafen waren.
Jetzt lag ich noch immer in seinen Armen, die Augen geschlossen, und genoss es. Draußen im Flur war schon viel los, doch an meiner Tür hatte noch niemand geklopft. Gott sei Dank.
Langsam schlug ich die Augen auf und blickte direkt in Jace' goldene Augen, die mich beobachteten.
"Guten Morgen," raunte er mir zu und lächelte schief.
"Hey," erwiderte ich verschlafen und spielte mit seinen Haaren im Nacken, "seit wann bist du wach?"
"Lange genug, um dich beobachten zu können," antwortete er, beugte sich über mich und küsste mich.
Ich schlang die Arme um ihn und zog ihn dichter an mich heran.
Hatte ich schon erwähnt, dass ich mich wie ein verdammter Teenie fühlte, so viele Schmetterlinge fuhren in meinem Bauch Achterbahn?

Ein Klopfen störte.
Zähne knirschend löste ich mich von Jace, stand auf und ging zur Tür. Darauf bedacht, dass niemand Jace sah, der noch im Bett lag, und mich nun beobachtete, öffnete ich die Tür.
Davor stand Alec, der gerade die Hand gehoben hatte, um erneut zu Klopfen.
"Morgen," meinte ich und blinzelte, weil es so hell im Flur war, "was gibt's?"
"Wohl eher Mittag, Felisa," sagte er mit tadelndem Ton, "hast du Jace gesehen? Er ist nicht auf seinem Zimmer... Ach, und es gibt Dämonenaktivitäten in der Nähe. Izzy, Simon und ich wollen heute Abend hin. Vorher ist eine Besprechung. Also falls du mit möchtest, solltest du in einer Stunde unten sein."
Ich nickte bloß und schloss die Tür, nachdem er gegangen war.
Als ich mich umdrehte, stand Jace direkt hinter mir. Grinsend drängte er mich an die Tür und begann, meinen Hals zu küssen.
"Wie gerne ich hier einen Knutschfleck hinterlassen würde," raunte er mir dann ins Ohr und knabberte kurz an meinem Hals, "aber das würde uns verraten. Und es ist glaube ich besser, wenn wir erst mal abwarten. Oder?"
Etwas atemlos nickte ich und beobachtete, wie er seinen Kopf von meinem Hals entfernte und sich stattdessen mit den Händen links und rechts von mir abstützte.
"Und ich würde dich gerne zurück ins Bett zerren, aber die Pflicht scheint zu rufen," fügte er hinzu und blickte über meinen Körper, der nur durch weiße Unterwäsche verdeckt wurde, "sehen wir uns gleich?"
"Natürlich," hauchte ich und strich ihm durch die Haare, "lass dich nicht erwischen..."
"Werde ich nicht."
Er gab mir einen letzten, extrem heißen Kuss, ehe er mit seinen Klamotten in der Hand raus in den Flur huschte und zu seinem Zimmer lief. Nachdem er in seinem Zimmer verschwunden war, schloss ich meine Tür und sammelte meine Sachen auf, um sie ordentlich in den Schrank zu räumen.

Nach einer kalten Dusche und einem Obstsalat trat ich zu Alec, Izzy und Simon, die an einer der Infomonitore standen und einen Bericht lasen.
"Hi," murmelte ich und gesellte mich zu ihnen, "was für Dämonen?"
"Ravener," erwiderte Alec und seufzte, "also nicht Valentine. Denken wir jedenfalls." Und auch nicht mein Vater. Immerhin...
"Warum sollte es nicht Valentine sein?"
Jace trat zu uns, stand allerdings so, dass Izzy und Simon zwischen uns standen. Verständlich. Wir wollten es immerhin Geheimhalten. Da musste es mich auch gar nicht verletzen, dass er nicht zu mir kam.
"Ravener-Dämonen sind nicht gerade die Dämonen, mit denen er sich sonst abgibt," schnaubte Izzy und versuchte, mit ihren Haaren einen Knutschfleck am Hals zu verdecken, "sie sind zu gefährlich. Sie können sich am ehesten von der Macht des Kelches abwenden."
"Noch hat Valentine den Kelch nicht," verdrehte ich die Augen, "aber er konnte doch schon immer Dämonen befehligen, oder etwa nicht? Vielleicht hat er sich ja jetzt auch mit Ravener-Dämonen verbündet. Heutzutage kann alles sein."
"Aber wieso sollte er sie dann zu einer verlassenen Bibliothek schicken? Das sind keine Dämonen, die auskundschaften," konterte Alec und ich musste immer wieder darüber grinsen, wie gut man in dieser Gruppe diskutieren konnte, ohne dass es gleich in einen Streit ausuferte.
"Das können wir ja dann heute Abend herausfinden," zuckte ich mit den Schultern, "dann können wir sie auch direkt umbringen, falls sie noch dort sein sollten. Wäre das ein Plan?"
Alle nickten, weshalb ich zufrieden nickte und mit den Schultern rollte. Irgendwie war ich völlig verspannt...
Lydia kam auf uns zu und erkundigte sich, wofür wir uns jetzt geeinigt hatte. Sie hätte zwar nicht mehr die Leitung des Instituts aber sie war noch hier, um uns zu unterstützen.
Alec nannte ihr unsere Idee und ging dann an sein Handy, als Magnus anrief. Izzy schnappte sich Simon und zog ihm am Hemdsaum hinter sich her, während Jace den Bericht genauer durchlas.
"Lust, zu trainieren?", fragte ich daher die Blondie und lächelte, "was anderes fällt mir im Moment nicht ein, was ich machen soll."
Da wäre einiges, aber da Jace beschäftigt zu sein schien, verdrängte ich diese Gedanken lieber mal. Oder versuchte er, so wie ich, sich nur abzulenken, um nicht die ganze Zeit zu mir rüber zuschauen? Möglichkeiten über Möglichkeiten...
"Okay," nickte sie und gemeinsam gingen wir zum Trainingsbereich, wobei ich Jace' Blick im Rücken spürte.
"Welche Waffen?"
"Wie wäre es mit Boxen?", entgegnete ich, "ich liebe Nahkampf ohne Waffen."
Lydia hob eine Augenbraue und nickte dann. Nachdem wir uns umgezogen hatten, verbanden wir unsere Fingerknöchel und gingen in Startposition. Mir war jetzt schon klar, dass ich gewinnen würde, da ich geübter war, aber dennoch würde es ein guter, langer Kampf werden.

Halfblood - Liebe auf der GrenzeWhere stories live. Discover now