* 12 Kapitel *

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Der Tag verlief soweit gut, niemand sprach mich an, oder beachtete mich überhaupt. Nachmittags hatten wir frei, sodass ich wieder zu dem Grab meiner Mutter lief und ihr von meinem Tag erzählte. Schade, dass ich sie nie kennengelernt hatte. Sie musste wundervoll sein.

"Hey Adrina. Ich habe dich rausgehen sehen und dachte mir ich folge dir. Ich bin Lila." Ein ziehrliches Mädchen, mit lockigen hellbraunen Haaren und einem schönen herzförmigen Gesicht stellte sich vor das Grab.
"Ich bin mit dir in einer Klasse und dachte mir, wir können ja mal etwas machen?" Etwas schüchtern streckte mir Lila ihre Hand hin.
"Natürlich, gerne." Lächelnd schüttelte ich ihre Hand und wir liefen nahe zu einer Bank.
"Warum sitzt du hier eigentlich?" Die Frage von ihr beunruhigte mich.
Konnte ich ihr von Mom erzählen?
"Also meine Mutter liegt hier. Sie starb an meiner Geburt."
Leise schniefte ich und versuchte meine Tränen vergeblich zurückzuhalten.
"Oh nein. Das tut mir schrecklich leid!" Und ohne etwas zu sagen umarmte Lila mich fest.
"Und lebtest du dann bei deinem Vater? Oh sorry ich bin eindeutig zu neugirig. Das geht mich nichts an." Entschuldigend blickte sie hoch zu mir.
"Nein nein. Nicht schlimm. Ich lebte bei meiner Tante Anne. Sie hatte mir erzählt dass mein 'Erzeuger' nicht ohne meine Mutter leben konnte. Er ist jetzt bei ihr."
... wenn das bei unterschiedlichen Engeln überhaupt möglich war?

Lila und ich unterhielten uns eine Weile, bis es dunkle wurde und meine neue Freundin in Richtung Dorf davon ging. Ihre Eltern waren beide Engel des Himmels, die hier wohnten.
Mein Rückweg führte mich zum Zimmer und dort lag ich nun und dachte nach.
Über die Welt der Elfen.
Über Leah und Tante Anne.
Vielleicht auch über Canyn. Ich hatte ihn schon lange nicht mehr gesehen, viel mir auf. Morgen gibt es noch genug Zeit.

------ nächster morgen ------

Heute war der nächste Schultag, weswegen ich schon sehr früh aufstand und in schwarzen Trainingsklamotten in den Wald joggte. Es war sehr ruhig und nur die Vögel bewegten sich. Der Wind blies leicht, sodass es angenehm kühl war.
Als ich auf einer Lichtung stehen blieb, schaute ich mich um. Niemand zu sehen.
Leise schlich ich zu einem Baum, auf den ich mich setzte. Meine Hand streckte ich aus und dachte an eine schöne kleine Flamme. Diese tanzte in einem angenehmen Rythmus über die Finger und dann hoch bis zu meinem Ellenbogen. Dort konzentrierte ich mich auf einen Flammenring, der sofort bis hoch zu meinem T-shirt ging. Nun war mein ganzer Arm von Flammen umgeben.
Als ich ein wenig nach unten sah, merkte ich, dass die Klamotten von mir Feuerfest waren. Praktisch.
Eine Weile noch spielte ich mit meinen Kräften, bis ich aufeinmal ein klatschen hörte. Ich drehte mich erschrocken um und sah niemanden anderes als Canyn.

"Hast du mir einen Schrecken eingejagt!" Meine Flammen lies ich ersticken und schüttelte den Ruß ab.
"Du bist unvorsichtig. Dich hätte jeder sehen können und dann wären die nicht so freundlich wie ich." Seine tiefe Stimme klang besorgt aber auch bewundernd.
"Stimmt. Aber ich konnte mich nicht mehr beherrschen. Und die Rauchmelder auszulösen wäre vielleicht auch nicht die beste Idee." Ich legte meinen Kopf leicht schief und musterte ihn grinsend.
Can hatte ein grünes, enges V t-shirt an, dass seine nicht wenigen Muskeln hervorhoben. Seine Hose war eine schlichte dunkelgrüne Jeans, die ihm bis knapp über die Knöchel ging.
Ich hatte eine Sekunde zu lange auf seine Muskeln gestarrt, denn sein grinsen wurde größer und verlegen starrte ich weg. Die Röte stieg mir in meine Wangen.

"Rot steht dir!" Ich starrte runter auf meine Verrusten, aber ganzen Klamotten. Meinte er das Ernst?
"Naja. Hast du jetzt nicht Schule?"
Erschrocken schaute ich auf meine Uhr und sog die Luft ein. Ich hatte noch gerade einmal 10 Minuten, dann würde die erste Stunde beginnen.
"Scheiße. Ich habe zwei Stunden trainiert." Ohne auf Can zu achten, drehte ich mich um und rannte, so schnell ich konnte, auf das Waldende zu.
Wenn ich rannte, vergaß ich den Rest der Welt, sogar, wenn ein Krieg ausbrechen würde.
Noch schneller setzte ich meine Füße hintereinander und ohne meine Flügel ausbreiten zu müssen, hatte ich das Gefühl zu schweben. Ich rannte ich Rekord geschwindigkeit zur Academy, als ich rechts von mir Canyn erblickte.
Er rannte genauso schnell wie ich.
"Adrina. Dass ist auf jedenfall eine Himmelegelsfähigkeit! Du bist unglaublich schnell ohne deine Flügel"
Er lächelte mich an und schwang dann seine Flügel aus dem Rücken. Während ich zu meinem Zimmer rannte, konnte ich Can aus dem Fenster, im Treppenhaus, erkennen, der mit wunderschönen blau- grünen Flügeln in Richtung Dorf flog.

Dass musste ich auch unbedingt mal machen.

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