* 18 Kapitel *

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Drei Tage.

Drei ganze Tage war ich nun unterwegs, bin mit Bussen, Zügen und Taxies durch die halbe Welt gefahren. Seit meiner überraschenden Flucht hatte ich nicht einmal eine Sekunde Pause. Tante Anne hatte ich sofort besucht, ihr die Lage erklärt und war dann wieder verschwunden.
Und nun, mit angeschwollenen Füßen, eingeschlossenen Flügeln und mit nichts als einer Tasche unterwegs, fühlte ich mich einfach nur mies.

Als ich Anfangs in der neuen Welt war, dachte ich, neu zu starten. Ja, vielleicht auch irgendwie meine Vergangemheit als Streberin zu vergessen. Endlich einmal im Leben normal zu sein und nicht aufzufallen. Trotz allem hatte ich doch mehr eigenschaften des Bösen. Des Todesengel. Meines Vaters. Nicht einmal unter den Unnormalen war ich wie sie. Ich musste wieder auffallen und hatte mich nicht unter Kontrolle.

Und so in Gedanken, sah ich den Bäumen nach, die die Autobahn umramten. Ihre bräunlichen Blätter kündeten den Winter an und die kahlen Sträucher sahen arm aus in dem Wind. Wie meine Stimmung.
Das Taxi sollte mich in eine Stadt südlich Roms bringen. Hier wollte ich ein paar Tage bleiben, bis zu meinem neuen Ziel. Vielleicht Australien?
Oder doch in Europa?
Ich wusste es nicht.
Der Fahrer vorne beobachtete mich jetzt schon eine ganze Zeit lang misstrauisch doch ich dachte mir nichts dabei.
Eine dreckige, durchlöcherte, nach Rauch stinkende, ungewaschene, verwirrt aussehende, gruselig wirkende, junge Schülerin zu sehen erregt wohl nicht das Vertrauen anderer.

Irgendwann musste ich wohl eingeschlafen sein, denn als ich meine Augen öffnen wollte, spürte ich nicht mehr das weiche Polster der Sitze unter mir.
Eigentlich spürte ich gar nichts unter mir.
Verwirrt riss ich meine Augen auf und schaute mich um. Das erste was mir auffiehl war, dass ich mit den Füßen an der Decke aufgehängt war. Der Raum, in dem ich mich befand, war klein und aus modrigem Stein gehauen. Es sah aus wie in einer Kruft... und roch auch so. Von Möbeln keine Spur, noch nicht einmal ein Stuhl. Fenster waren auch keine vorhanden und eine Tür
... warte keine Tür? Wie kam ich dann rein?

Mein Blick fiehl an die Decke doch dort wo eine hätte sein müssen, befand sich nichts außer leere. Schwarze leere.
Wo kam dann mein Seil her, an das ich immernoch gebunden war?
So langsam bekam ich von dem ganzen verenken Rückenschmerzen, desshalb nahm ich meine Hände und versuchte die Ketten an meinen Füßen zu lösen. Sie bestanden aus keinem Menschlichen Stahl sonder viel mehr aus... Gold? Und Eisen?
Verzweifelt rüttelte ich weiter.

Wo war ich bitte gelandet? Hatte der seltsame Taxifahrer etwas damit zu tun oder irgendso ein Assi-straßen-typ. Und wo waren meine Sachen mit den Klamotten?
Mit einem Ruck lösten sich die dicken Schlingen und ich flog unsanft auf den harten Stein Boden. Aua!
Am Aufrappeln überlegte ich. So wie das hier aussah, musste man runterfliegen um den Kerker zu erreichen. Also wurde ich von Engeln erwischt.
In mir stieg Panik auf. Wenn die Himmelsengel da waren, was würden sie mit mir machen? Jeder von denen wusste bestimmt schon wer ich war. Und wie kommt man hier raus?

In meiner Verzweifelung und Wut auf mich selbst, breitete ich meine schwarzen Schwingen aus, die sich sofort dankbar streckten. Ein paar versuche machte ich, dann war ich mir sicher, fliegen zu können. Und so stieß ich mich langsam vom Boden ab und schwang meine Flügel. Immer höher kam ich und schon bald umhüllte mich die gleiche leere, die man von dem Boden hatte sehen können.

Endlos lange erschien mir der Flug, der auch nur Sekunden gedauert haben konnte, als ich ein Licht nicht weit von mir aufblitzen sah. Immer größer erschien der Lichtball und am Ende entpuppte sich eine große Öffnung vor mir. Zögernd drückte ich den Glasgriff hinunter und war erstaunt darüber, dass die Türe nicht verschlossen war.
Mit dem Fuß kickte ich sie auf und trat in das angenehm sanfte Licht dahinter. Kein gute Idee?
Und was ich da ausmachen konnte lies mir das Blut in den Adern erfrieren. Vor mir bauten sich etwa 10 Muskelbepackte Männer vor mir auf. Aber das war noch nicht das gruseligste an ihnen. An ihren Rücken erkannte ich auf jedem ein paar wunderschöner Nachtschatten-farbender Flügel.

Ich war nicht in den Fängen der Himmelsengel...

... ich war in deren der Todesengel!

Todesengel Im Himmel Where stories live. Discover now