01 - Als ich dich bewunderte

112 26 9
                                    

es fühlt sich unwirklich an, diese Zeilen zu schreiben, so lange schon habe ich nichts mehr von dir gehört und so lange hatte ich keine Möglichkeit, dich zu kontaktieren

¡Ay! Esta imagen no sigue nuestras pautas de contenido. Para continuar la publicación, intente quitarla o subir otra.

es fühlt sich unwirklich an, diese Zeilen zu schreiben, so lange schon habe ich nichts mehr von dir gehört und so lange hatte ich keine Möglichkeit, dich zu kontaktieren.

Ich weiß nicht wirklich, was ich schreiben soll, schließlich ist so unendlich viel Zeit vergangen. Wir haben unsere Leben gelebt, getrennt voneinander, und ich bin mir nicht einmal sicher, ob die wenige gemeinsame Zeit überhaupt ausreicht, dass du dich an mich erinnerst.

Ich jedenfalls erinnere mich an jeden einzelnen Moment mit dir.

Ich weiß noch, wie du neu in unsere Klasse kamst. Es war der erste Schultag nach den Herbstferien in der sechsten Klasse. Wir hatten Biologie bei Frau Feger, unserer Klassenlehrerin, und sprachen über den Unterschied zwischen Winterschlaf und Winterruhe. Du kamst über eine halbe Stunde zu spät zum Unterricht und sagtest, nachdem du ohne zu klopfen hereingeplatzt warst, in einem einzigen Atemzug: „Entschuldigung, dass ich zu spät bin, ich habe den Raum nicht gefunden."

Frau Feger sah dich über den Rand ihrer Brille hinweg an. „Du musst die neue Schülerin sein, Juliana-Sophie Sommer", sagte sie dann.

„Bitte sagen Sie Juli zu mir", antwortetest du.

„Juliana, setz dich doch bitte -" Du unterbrachst sie. „Juli. Ich heiße Juli Sommer."

Die Jungs in der Reihe hinter mir lachten, ob wegen deines Namens oder weil du so trotzig warst, weiß ich nicht. Ich jedoch bewunderte dich für den Mut, unserer Lehrerin so die Stirn zu bieten. Diese seufzte und forderte dich auf, in der letzten Reihe Platz zu nehmen; vermutlich hoffte sie, du würdest dort am wenigsten Unheil anrichten.

In der Pause ging ich zu dir und bot dir an, dich durch die Schule zu führen, und du warst einverstanden. In der zweiten Pause zeigtest du mir kichernd, dass deine Mutter dir aus Versehen einen Kauknochen für euren Hund anstatt eines Müsliriegels eingepackt hatte, und als es zum Schulschluss klingelte, fragtest du mich, ob ich am folgenden Tag nach der Schule mit zu dir kommen wollte. Beim Davonlaufen tratst du in eine Pfütze, sodass dir das schlammige Wasser dir den dunkelblauen Rock einsaute, und deine langen Zöpfe wirbelten in der Luft herum, als du dich noch einmal umdrehtest, um mir zu winken.

Verrückt, an was für unwichtige Details man sich noch erinnert, nicht wahr?

Ich träume von SommerDonde viven las historias. Descúbrelo ahora