01 | Aschenputtel ✔️

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^ Einmal rüberwischen für den Trailer der FF :)

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"Elisabeth! Schwing sofort deinen Hintern hierher!", lautete an diesem Morgen der Satz, mit dem ich geweckt wurde. Es war nichts Neues, dass ich unsanft aus dem Schlaf hochfuhr.  Diese Worte wurden begleitet von einem Hämmern an meiner Tür.

Ich presste mein Kissen an mein Gesicht: ,,Ich bin gleich da!", schrie ich mit gedämpfter Stimme meiner Stiefmutter zu.

Und wieder einmal stand ich in den Ferien um 6:00 in voller Montur, fertig angezogen, geduscht und dezent geschminkt, in der Küche. Meine Stiefmutter war aufgewacht und ich musste ihr Frühstück an ihr Bett servieren. Oh nein, schwer krank war sie nicht, was man daraus vermutlich schließen würde - ganz im Gegenteil, sie war kerngesund, reich, hatte mich, ihren persönlichen Sklaven, und abgesehen von mir noch zwei Töchter, die genauso waren wie sie: arrogant, zickig und egoistisch. Was wollte man mehr? Meinen Vater hatte sie vor drei Jahren geheiratet. Damals war ich zwölf gewesen. Das war zwei Jahre nachdem meine leibliche Mutter ihn und somit auch mich verlassen hatte. Auch sie war leider nicht die Mutter wie man sie sich wünschen würde, doch auch nicht annähernd so schrecklich wie die jetzige Frau meines Vaters, Diane. Meine Mum hatte vielleicht Problem damit gehabt, ihr eigenes Leben, und somit auch das ihrer Familie, auf die Reihe zu bekommen, doch sie hatte einen halbwegs guten Charakter gehabt.

In Dianes Anwesenheit allerdings hatte ich das Gefühl, ich wäre ihr Dienstmädchen, was im Grunde gar nicht so abwegig wäre, abgesehen davon, dass ich dafür nicht bezahlt wurde, ihr den ganzen Tag zu gehorchen. Mein Vater war schon immer ein Schwächling gewesen.

Natürlich - für mich war er alles und ich hatte ihn sehr lieb, doch in dieser Ehe war einfach Diane die dominantere Person. Am Anfang hat Dad noch versucht, mich ihr gegenüber zu verteidigen, doch mittlerweile hatte er es aufgegeben. Außerdem musste er die ganze Zeit arbeiten, er verdiente eigentlich sehr viel, doch Diane und meine Stiefschwestern schmissen das ganze Geld beim Fenster hinaus. Sie gönnten sich jeden Luxus, doch sie würden mir nicht einen Cent geben, ließe Dad mir nicht heimlich im Monat ein paar lächerliche Dollar zukommen. Ich verglich mich sehr oft mit Aschenputtel. Cinderella würde auch gehen, ich fand da gab es keinen Unterschied, außer dass ich Cinderella als hübscher empfand, weshalb ich mich auch eher als Aschenputtel sah. Als hübsch empfand ich mich keinesfalls, obwohl sehr viele Leute meinten das wäre ich.

,,Elizabeth Wale, ich warte auf mein Essen!", wurde ich von der kräftigen Stimme meiner Stiefmutter aus den Gedanken gerissen.

,,Meine Güte ja ich bin ja schon fertig", murmelte ich so leise, dass sie es nicht hören konnte. Ich nahm die Toasts die ich während meines Gedankenganges gestrichen hatte, setzte ein falsches Lächeln auf, klopfte an dem Zimmer meines Vaters und Dianes, machte nachdem sie es erlaubte die Tür auf, und trat ein.

Meine Stiefmutter blickte wütend und gierig von ihrem neuem Tablet auf, auf dem sie vermutlich Online-Shopping machte, und streckte ihre Arme aus. Ich hielt ihr das Tablett auf dem die drei nutellabestrichenen Toasts und ein Kaffee waren, hin, und sie nahm es entgegen.

,,Wenn das morgen nicht schneller geht, werde ich dir deinen Wecker stellen, und erwarten, dass mein Frühstück um 5:00 morgens LAUTLOS auf meinen Nachttisch gestellt wird!", schrie sie mich an, den Blick nicht von dem Essen abwendend. Ich verdrehte die Augen und sagte brav: ,,Ja Ma'am!" und schlenderte aus dem Zimmer, einen letzten Blick auf sie werfend. Gerade dass sie nicht zu sabbern beginnt, dachte ich, und unterdrückte ein Kichern. Kein Wunder dass Diane so dick war, wenn sie immer so viel aß. Sie war wirklich sehr rund, und hatte die blonden, gefärbten Haare, die eigentlich schon grau waren, mit einem Stirnband aus dem Gesicht gebunden- dadurch sah man noch mehr ihr Doppelkinn.

Ich ging weiter in die Küche, wo ich schon den Tisch für Audrey und Jenna gedeckt hatte. Sie waren Zwillinge und beide einfach nur hässlich. In dem Moment als ich an sie dachte, rissen beide gleichzeitig ihre Zimmertüren auf, welche gegenüber waren, und ich stand genau in der Mitte. Zuerst dachte ich noch amüsiert: Wenn man vom Teufel spricht, doch dann trafen mich beide Türen hart am ganzen Körper. Die Rechte – Jennas, traf mich genau in die Rippen, ich krümmte mich vor Schmerzen, und dann traf mich Audreys, die linke, genau am Arm, den ich aus Reaktion ausgestreckt hatte. Ich blieb am Boden liegen und versuchte nicht zu weinen. Die beiden Mädchen seufzten, griffen zum Telefon, und riefen die Rettung, ohne mich eines Blickes zu würdigen. Es war ihnen egal, dass mir etwas passiert war, sie wollten nur keinen Ärger mit der Polizei bekommen, wie schon einmal, da ich ein sehr tollpatschiger Mensch war.

Als ich so am Boden lag, hatte ich den Überblick über vieles. Ich lag in einem langen Gang, hinter mir das Zimmer von Diane, rechts das von Jenna und links das von Audrey. Der Gang war sehr schmal, weshalb mich auch beide Türen gleichzeitig treffen hatten können. Über mir war ein Kronleuchter,  ungefähr vier Meter vom Boden entfernt. Am Ende des Ganges konnte man links in die Küche gehen, welche modern eingerichtet war. Rechts konnte man ins Wohnzimmer, wo Audrey gelangweilt dem Rettungssanitäter am Telefon erzählte was passiert war. Ich hatte sie vorher beobachtet wie sie mit Jenna ausgemogelt hatte, wer von beiden mit ihm reden musste. Ich war ihnen sowas von egal, doch das bewiesen sie mir sowieso jeden Tag aufs Neue.

Auf einmal hörte ich ein Wimmern. Nachdem ich mich umgeschaut hatte, bemerkte ich, dass es von mir kam. Die Arme hatte ich um meinen Brustkorb geschlungen, der linke sah gefährlich verbogen aus und schmerzte höllisch. Diane hatte noch nichts von sich hören lassen. Vermutlich wollte sie nicht nochmal aufstehen. Schließlich musste die Arme ja schon aufstehen um mich zu wecken. Ich lag auf der Seite, auf meinem rechten Oberarm. Eigentlich müsste die Rettung nicht gerufen werden, aber wozu sollten die Wales sich die Mühe machen, eine wie mich ins Krankenhaus, welches in dieser Stadt überhaupt nichts weit entfernt war, zu führen. Wir wohnten in Forks, einer Kleinstadt in Washington. Wir waren erst seit einer Woche hier, vorher hatten wir in Seattle gelebt. Dass wir nach Forks ziehen würden kam von meinem Vater, das erste Mal, dass er sich bei Diane durchgesetzt hatte. Keine Ahnung weshalb er hierher gewollt hatte, aber es war mir egal, genauso wie der Umzug. Ich durfte sowieso nie hinaus außer zur Schule, und da war es mir egal, ich war immer schon ein Außenseiter gewesen und werde immer einer sein, also kümmert es mich nicht, ob ich mich in Seattle oder in Forks in ein Schulklo einsperre und heule.

Auf einmal hörte ich die Klingel. Die Rettungssanitäter waren hier! Immer noch waren meine Arme um meinen Brustkorb geschlungen, als würde er sonst auseinanderfallen oder zerbrechen. Mit schmerzverzerrtem Gesicht sah ich zu einem Mann, Mitte dreißig auf – anscheinend ein Rettungssanitäter. Er lächelte mich aufmunternd an, und ich wurde auf so eine Trage gehoben. Ich hatte gar nicht mitbekommen dass noch zwei andere Leute, ein schwarzhaariger Mann Anfang zwanzig, und eine blonde Frau um die dreißig, hereingekommen waren. Ich ließ alles um mich herum geschehen, mein Kopf brummte mir ein bisschen.

 Ich ließ alles um mich herum geschehen, mein Kopf brummte mir ein bisschen

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Bis(s) ich dein Herz erobere - Jasper Hale Fanfiction ✔️Where stories live. Discover now