18 | Die Volturi

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Ich spürte, wie meine Arme gepackt wurden. Mein Instinkt wollte mich dazu drängen, mich zu verteidigen, doch mein Verstand verhinderte es, klärte meine Gedanken. Ich würde dadurch alles noch schlimmer machen. Ein stechender Schmerz schoss in meine Schulter, und ich blickte auf die Person hinter mir. Demetri.
„Sie schicken wirklich dich? Vertraut Aro mir denn nicht?", fragte ich, und ließ ein sarkastisches Lachen ertönen. „Ist er - paranoid?", hauchte ich.
„Vielleicht", sagte Demetri, der mich fest im Griff hatte.
„Ich war auf dem Weg zu euch, lass mich los", sagte ich grimmig. Er zögerte, erwies mir dann aber erstaunlicherweise die Ehre mich aus seinem festen Griff zu lassen.
„Ich war noch nie in Italien, musste immer daheim bleiben", murmelte ich, und betrachtete die Häuser um uns herum. Demetri starrte mich lediglich gelangweilt an.
„Wirst du jetzt sentimental?", fragte er, und lachte höhnisch. Ich trat nach ihm, was wohl der Auslöser dafür war, dass ich mich etwa eine Sekunde später wieder in seinem Griff befand. „Weißt du, dass es mir scheiß egal ist ob ich jetzt normal gehe oder ob du mich festhälst?", sagte ich, und war überrascht über mich selbst. So viel Selbstbewusstsein zeigte ich nie, was wahrscheinlich daher rührte, dass ich nicht viel davon besaß. Aber ich konnte ja wenigstens so tun. Demetri grunzte nur, und führte mich eine Weile, während ich in Gedanken versunken war. Schließlich erreichten wir das Gebäude, in dem sich die Volturi aufhielten. Eine hochragende Burg, mit einer großen Uhr darauf, bekam mir sofort bekannt vor. Ich hatte sie in Edwards Gedanken gesehen. „Freust du dich schon?", fragte Demetri mich, und grinste mich dreckig an. Da mir schön langsam die Kraft für sarkastische Antworten ausging, beschloss ich zu schweigen. Ich würde später noch genug davon brauchen - später, wenn ich bei Aro sein würde. Also führte mich Demetri in die Burg hinein. Gerade lief eine Gruppe begeisterter Touristen wild in den Gängen umher, und gaben hie und da ein begeistertes Stöhnen, ein belustigtes Lachen, das wohl einen Geist nachahmen sollte, von sich, und es gab mir einen schmerzhaften Stich im Herzen, bei dem Gedanken daran, dass ihnen das Lachen wohl bald vergehen würde. „Lily!", schrie Demetri. „Hä?", sagte ich, und verfluchte mich im nächsten Moment dafür. Meine Seele war total verwundbar gewesen.„Aro, Caius und Marcus werden dich gleich empfangen", sagte er. Ich nickte. Er führte mich in einen schmalen Gang, und irgendwann tauchte ein großes Tor vor uns auf. Es schwang von alleine auf, als wir näherkamen, und ich passierte es mir geschlossenen Augen. Jegliche Willenskraft hatte mich verlassen, und so stand ich verängstigt vor den drei mächtigsten, und meist geachteten Volturi, denen ich nicht einmal in die Augen sah.
„Lily".Aros Stimme veranlasste mich dann doch dazu, meine Augen zu öffnen. Er sah kalt aus, und seine leuchtend roten Augen brannten sich in mein Gedächtnis ein, und ich war mir sicher, dass ich diesen Anblick nie in meinem kompletten Leben vergessen würde.
„Es ist so schön dich zu sehen", sagte Aro, und kicherte vergnügt.
„Das kann ich leider nicht zurückgeben", sagte ich trocken.
Er schaute gespielt traurig drein. „Oh, welch eine Schande".
„Was willst du", fragte ich, doch es klang nicht wie eine Frage.
„Das weißt du, meine Süße".
„Wieso ich?", fragte ich. „Du kannst doch sowieso Gedankenlesen".
„Oh, Lily, meine liebe Lily. Meine Wenigkeit verlangt nach Körperkontakt um Gedanken zu lesen, während dir keine Einschränkungen geboten sind".
Regungslos stand ich mitten im Blickfeld der Volturi. Ich gab keinen Laut von mir, wollte keinen unnötigen Kampf provozieren, in dem mir die Volturi weit überlegen wären. Aro verzog sein Gesicht zu einem Grinsen, und kam langsam auf mich zu. Als er immer näher und näher kam, wollte ich am liebsten schreien, ihn verletzen, doch ein Teil von mir wusste, dass es nicht gut enden würde. Aro legte seine Hand auf meine Wange, und angewidert schloss ich meine Augen, während mein Atem sich beschleunigte. Eine Reihe an Ereignissen, an BILDERN schoss durch meinen Kopf, und ich sog scharf die Luft ein. Der Flashback fuhr mir tief unter die Haut, und als Aro mich losließ, überzog meine Arme Gänsehaut, was eigentlich genauso unmöglich war, wie zu weinen. Zu meinem Missfallen schien Aro die Umstände auch zu bemerken, und zog die Augenbrauen hoch, doch dann schüttelte der den Kopf, und konzentrierte sich wieder voll und ganz auf mich. „Jasper Hale also", murmelte er, und drehte sich zu seinen Brüdern, die uns argwöhnisch beobachteten.
„Wieso interessiert dich das?", schrie ich ihm wütend hinterher, wobei ich eigentlich eher besorgt war.
„Nun ja, ein gewisses Druckmittel zu haben ist schon vorteilhaft, stimmt's, meine Süße?", fragte er mich, und ließ ein markerschütterndes Lachen ertönen.
„Nenn. Mich. Nicht. Süße", schrie ich.
„Oh, nun kommt dein Selbstbewusstsein zum Vorschein. So gefällst du mir, Süße", sagte er, und lächelte mich zuckersüß und gleichzeitig provokant an.
„Schön", sagte ich, und verschränkte die Arme vor der Brust. „Nenn mich doch wie du willst, du Perversling".
„Nanana, ich und Perversling", sagte er, und das Schnalzen mit seiner Zunge verließ mich nicht gerade dazu, meine Aussage zu überdenken. „Was soll ich deiner Meinung nach jetzt tun?", fragte ich gelangweilt.
„Oh, da gibt es einiges", erwiderte Aro, und schaute seine Brüder an, die mich zwar die ganze Zeit beobachtet hatten, aber kein einziges Wort gesagt hatten. „Was hält ihr von unserem neuen - Mitglied?", fragte Aro.
„Bist du dir sicher, dass du sie willst?", fragte Caius flüsternd, doch natürlich konnte ich jedes einzelne Wort verstehen.
„Aber natürlich, Bruder", antwortete Aro zwinkernd.
Frustriert lehnte Caius sich in seinem Sessel zurück. „Wie du meinst".
„Du kennst meine Meinung", sagte nun Marcus. Er warf mir einen abschätzigen Blick zu.
Ich wusste nicht was sie gegen mich hatten, und in dem Moment war ich mir auch nicht sicher, ob der Argwohn den sie gegenüber mir zeigten positiv oder negativ für mich sein würde. In dem Moment, da wusste ich so einiges noch nicht, was ich bald erfahren würde, Dinge, die ich mir nie hätte vorstellen können...

 In dem Moment, da wusste ich so einiges noch nicht, was ich bald erfahren würde, Dinge, die ich mir nie hätte vorstellen können

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Bis(s) ich dein Herz erobere - Jasper Hale Fanfiction ✔️Where stories live. Discover now