And if I lay here

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Gerade noch rechtzeitig duckte er sich unter dem Messer eines Dunkelelfen hindurch. Er teleportierte sich hinter ihn und stach ihm mit seinem Dolch in den Rücken. Der Elf keuchte auf und fiel kurz darauf auf die Knie.
Loki wirbelte herum und blockte den Angriff des nächsten Elfen mit seinem Arm ab.
Sein Bruder kämpfte ein Paar hundert Meter weiter gegen vier Dunkelelfen, die ihn ordentlich in Schach hielten.
Er hörte Thors Kampfschreie, die man sicherlich noch am anderen Ende der neun Welten hören konnte.

Loki brachte den nächsten Gegner zu Fall, wandte sich um und stand einem hochgewachsenen Elfen gegenüber.
Er holte mit seinem Messer aus und wollte kräftig zustechen, da spürte er plötzlich einen stechenden Schmerz in seiner Bauchgegend, welcher ihm für einen Moment die Sicht nahm.
Loki atmete erschrocken auf.
Der Elf vor ihm holte zum Schlag aus und Loki sprang gerade noch rechtzeitig beiseite.
Seine Seite schmerzte dabei, doch er versuchte sich wieder auf den Kampf zu konzentrieren und das starke Pochen zu ignorieren.
Die umstehenden Dunkelelfen sahen ihn mit ihren stummen Masken an und es sah so aus, als ob sie grinsten.
Loki verringerte die Distanz zu ihnen mit ein paar großen Schritten und stach den ersten mit seinem Dolch in den Hals. Dunkles Blut sickerte aus der Wunde und verklebte seine Hand.
Der Elb sah ihn mit seinen schwarzen Augen böse an, bevor er ins Reich der Toten zog.
Loki kämpfte weiter, bis sich Thor irgendwann neben ihm befand.

Mit einem lauten Schrei streckte Thor den letzten Elf mit Mjöllnir nieder.
Sie waren tot. Alle.
Erschöpft und außer Atem betrachtete Loki die leblosen Körper auf dem Boden.
Mit einem Mal kam der stechende Schmerz in seiner Seite zurück und Schwindel überfiel ihn.
Verwirrt blickte er an sich hinab.
Ihm stockte der Atem als er sah, wie sich der Stoff seines Gewandes dunkel färbte. Er berührte die Stelle vorsichtig und zuckte vor Schmerz zusammen.
Seine Hand war rot.
Verzweifelt sah er Thor an, während sein Blickfeld unscharf wurde. Er hörte sein eigenes Blut in den Ohren rauschen.
Bunte Lichter tanzten vor seinen Augen, als Thor auf ihn zugelaufen kam.
"Loki!"
Er spürte, wie starke Arme seine Schultern packten und er schloss verzweifelt die Augen.

Als er sie wieder öffnete, sah er Thors blaue Augen, die ihn besorgt anblickten.
"Thor", keuchte Loki und versuchte sich aufzusetzen. Doch Thor hielt ihn eisern zurück.
"Bleib liegen. Es ist alles gut."
Seine Stimme klang brüchig und weniger stark als sonst.
Er hatte seine Arme um Lokis Schultern gelegt, um ihn zu stützen und zu beruhigen.
Loki sah zu, wie sein Bruder ein Stück aus seinem Umhang riss und es auf die Wunde legte, um den Blutfluss zu stoppen. Doch als er sie berührte zuckte Loki vor Schmerz zusammen und sog scharf die Luft ein.
"Verzeih mir", murmelte Thor, doch er hörte nicht auf die Wunde zu behandeln. Er hatte zwar nicht viel Erfahrung mit Heilkünsten, doch er musste irgendetwas tun!
Loki sah, wie sich der ohnehin schon rote Stoff noch dunkler färbte und Panik stieg in ihm hoch.
Er atmete zitternd ein und konnte keinen klaren Gedanken fassen. Die Schmerzen schienen ihm alle Sinne zu rauben.
Er sah verzweifelt zu Thor, welcher seinen Blick besorgt erwiderte.
Seine Augen glitzerten und füllten sich mit Tränen.
Sie beide wussten, dass sie nichts mehr tun konnten.
"Es tut mir leid", flüsterte Thor und schüttelte sorgenvoll den Kopf.
"Ich hätte besser aufpassen müssen."
Loki hatte ihn noch nie so verletzt gesehen.
"Nein, es ist meine Schuld.", raunte er und musste husten.
Er schmeckte Blut und sein Magen verkrampfte sich.
Thor blickte ihn traurig an, an als wäre Loki für ihn das Wertvollste der Welt.
Eine Welle von Schmerzen durchflutete ihn und Loki keuchte auf.
Thor legte seine mit Blut verschmierte Hand auf Lokis Wange und hinterließ einen roten Handabdruck.
"Es ist okay. Ich werde Vater berichten, dass du ehrenvoll gekämpft hast." Er schluckte und eine Träne rann seine Wange hinunter.
"Ich... ich bin sicher du wirst nach Valhalla kommen. Und dann werden wir uns eines Tages wieder sehen, versprochen.", stotterte er.
Loki spürte, wie seine Augen brannten und sich mit Tränen füllten. Er wollte nicht weinen. Doch er konnte nichts dagegen tun.
"Du warst immer mein Bruder, Loki. Und das wirst du auch immer bleiben. Egal was passiert."
Loki lächelte schwach.
Er wurde plötzlich immer müder und die Ränder seines Blickfeldes verschwammen.
Thor kniete über ihm und redete beruhigend auf ihn ein, doch Loki nahm seine Worte nicht mehr wahr. Er sah nur noch Thors blaue Augen und seine vom Wind zerzausten blonden Haare.
Das einzige was im Moment in seinen Gedanken platz hatte, waren die Schmerzen und sein Bruder.

"Es tut mir leid", flüsterte Loki schwach und hustete wieder.
Blut lief aus seinem Mundwinkel. Eine Träne lief seine Wange hinab und vermischte sich mit dem Blut.
Die Schmerzen wurden überwältigend und er nahm schwach Thors Hand.
Sein Bruder lächelte ihn an. "Ich liebe dich Bruder."
Und da wusste Loki, dass es okay war.
Es war okay zu gehen und in Valhalla auf ihn zu warten.
Er drückte sachte Thors Hand und lächelte. "Leb wohl, Bruder."
Thor lächelte zurück und es war das Letzte was Loki sah, bevor er die Augen schloss und Thor in den neun Welten alleine lassen musste.

___

All that I am
All that I ever was
Is here in your perfect eyes
They're all that I can see

...

And if I lay here
If I just lay here
Would you lie with me
And just forget the world?

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