Kings Of Asgard

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Es war mitten in der Nacht, als Thor aus einem Alptraum hochschreckte. Die grauenvollen Bilder wirbelten immer noch in seinem Kopf umher.
Hela und ihr Wolf. Odins Tod. Asgard in Flammen. Surtur, mit seinem Feuerschwert.

Thor setzte sich leise seufzend auf die Bettkante. Er rieb sich das Gesicht und sah hinaus ins unendliche Weltall. Wie hell die Sterne schimmerten. Vorsichtig sah er zu seinem Bruder, der neben ihm am anderen Ende des Bettes lag.
Sie mussten sich ein Zimmer teilen, da es ohnehin schon zu wenig Schlafräume gab. Viele der Asen schliefen zusammen mit ihren Familien in einem der riesigen Hallen des Schiffes. Thor konnte es ihnen nicht verdenken. Er würde auch lieber bei seiner Familie sein, als allein in kleine Zimmer aufgeteilt zu werden.

Loki regte sich nicht, anscheinend schlief er noch. Zum Glück hatte Thor ihn nicht geweckt.
Der Gott des Donners sah auf seine Hände und zog die Brauen zusammen, als er sah, wie sehr sie zitterten. Er schluckte schwer und versuchte die Erinnerungen aus seinem Kopf zu verbannen. Natürlich ohne Erfolg.

Plötzlich raschelte es leise hinter ihm.
"Alpträume?", fragte eine bekannte Stimme. Loki setzte sich neben ihn. Seine dunklen Haare waren zerzaust, doch es schien ihn nicht zu stören.
Thor runzelte die Stirn. Na toll, jetzt hatte er ihn doch aufgeweckt.
"Woher... Ja, hatte ich."
Loki lächelte mitfühlend. "Asgard?", fragte er und Thor nickte geistesabwesend.
"Ich weiß wie sich das anfühlt.", sagte Loki schnell. "Die Alpträume meine ich. Ich hatte auch schon viele."
Thor sah ihn von der Seite an, doch Loki starrte nur hinaus zu den Sternen.

"Es fühlt sich an, als ob das alles meine Schuld wäre.", murmelte Thor und seufzte. Loki drehte seinen Kopf verwundert zu ihm.
"Deine Schuld? Du hast doch nichts getan."
"Eben. Wenn ich bei dir in Asgard gewesen wäre, wäre Hela nie gekommen."

Loki schüttelte den Kopf. "Das hätte auch nichts geändert. Und eigentlich musst du mir die Schuld geben. Schließlich habe ich Odin verbannt."
Thor lächelte leicht. "Das hab ich dir auch immer noch nicht verziehen."
Loki lachte und ein wohliger Schauer fuhr über Thors Rücken.
"Auf jeden Fall bist du ein besserer König als ich.", gab Loki leise zu.
Jetzt war es an Thor zu schmunzeln. "Na ja, aber du hast deinem Volk immerhin gute Theaterstücke beschert. Ich hab gehört sie fanden das ganz toll."

Loki rollte mit den Augen und winkte ab. Doch Thor sah, wie sehr ihn das Lob in Wirklichkeit freute.
"Loki, ich-", fing er an. Sein Bruder blickte ihn mit seinen grünen Augen fragend an.

"Ich hatte gehofft, dass... dass wir vielleicht in Zukunft zusammen über Asgard herrschen könnten.", murmelte Thor. "Eines Tages."
Loki sah ihn stumm an. Dann formten sich seine Lippen zu einem Grinsen. "War das gerade ein Angebot?"
Thor lachte, doch er meinte es ernst. "Eher eine Bitte. Ich schaff das nicht alleine und du-"

Er zuckte mit den Schultern. "Du hast schon etwas mehr Erfahrung." Er verschwieg seinen Hauptgrund, dass er Loki einfach nur gern an seiner Seite gewusst hätte.
Sein Bruder sah ihn einen Moment sprachlos an. "Meinst du das ernst?", fragte er mit rauer Stimme.
Thor nickte. "Wie gesagt, ich brauch Hilfe."

"Dass du sowas mal sagst"
Loki versuchte die Situation hinunter zu spielen, aber Thor kannte ihn gut genug um zu wissen, dass er sich riesig darüber freute.
"Zwei Könige sind besser als einer", schmunzelte er. Loki nickte nur. Eine Zeit lang saßen sie schweigend nebeneinander und hingen ihren eigenen Gedanken nach.

"Danke", flüsterte Loki irgendwann. Thor lächelte und legte ihm vorsichtig einen Arm um die Schultern. Loki verkrampfte sich merklich, doch Thor ignorierte es.
"Du kannst nicht ewig davor weglaufen."
Loki grummelte. "Wovon sprichst du bitte?"
"Oh, du weißt genau was ich meine.", meinte Thor.
Loki wandt sich aus seiner Umarmung und verschränkte die Arme.
"Nein. Tu ich nicht."
Thor seuftzte. "Wieso weichst du mir aus?"

"Was?", fragte Loki und rückte ein Stück vom ihm weg.
"Genau das!", sagte Thor. "Ich weiß, wir hatten nicht gerade die beste Vergangenheit. Aber ich-"

Er stockte und sah Loki bittend an. "Ich hatte gehofft, dass wir es ändern können. Dass es wieder so wird wie früher. Dass wir wieder Brüder sind."
Loki starrte ihn skeptisch an.
"Es kann nie wieder so werden wie früher. Ich bin nicht-"

"Jetzt hör auf!", rief Thor und packte Loki bei den Handgelenken. "Hör auf mit dem Unsinn! Du bist mein Bruder. Das warst du immer und nichts wird das ändern."
Loki zerrte an Thors festem Griff, doch der Gott ließ nicht los.
"Wieso willst du die Wahrheit verdrängen?", fragte Loki.
"Du bist derjenige der das will. Du ignorierst doch die Wahrheit.", sagte Thor aufgebracht.

"Und welche Wahrheit soll das sein!?", Lokis Handgelenke schmerzten. "Aua, lass mich los", jammerte er und Thor ließ augenblicklich von ihm ab.
"Dass ich dich liebe.", murmelte er und sah Loki beinahe beschämt an.
Sein Bruder runzelte die Strin.
"Nach all der Zeit, obwohl ich dich so oft hintergangen habe?"
Thor senkte den Blick.

"Ich hab doch nur noch dich.", flüsterte er so leise, das Loki es fast nicht gehört hätte.
"Du bist das Einzige was mir geblieben ist. Ich will nicht auch noch dich verlieren."
Loki antwortete nicht, sondern knetete nur seine Hände.
"Bitte Bruder", flehte Thor. "Lass uns nicht mehr streiten."

Loki sah auf und seufzte verzweifelt.
Thor nahm vorsichtig seine Hand.
"Ich weiß, dass ich dir nicht egal bin, auch wenn du oft so tust. Ich will nur nicht, dass wir uns weiterhin feindlich gegenüberstehen."
Loki sah in Thors blaue Augen und er wusste, dass Thor ihn durchschaut hatte.
"Du verdammter Narr.", knurrte er.
"Ich weiß", lachte Thor. "War ich schon immer."

Loki schielte zu ihm herüber. "Zumindest siehst du es endlich ein."
Thor lächelte und streckte Loki die Hand hin. "Frieden, Bruder?"
Loki zögerte etwas, ergriff dann jedoch Thors Hand. "Fieden."
Sein Bruder grinste wie ein kleines Kind.

"Aber nur vorübergehend!", mahnte Loki und Thor lachte.
"Übrigens, ich schulde dir noch was.", sagte der Donnergott.
Loki hob fragend die Augenbrauen. "Und wa-"

Plötzlich fand er sich in einer festen Umarmung wieder.
Er zögerte und erwiderte sie dann vorsichtig. Thor lächelte und zog Loki näher an sich heran.

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