Thunder In Her Veins

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"Es tut mir unendlich Leid"
Die Stimme des Arztes hallte in ihrem Kopf wider, während sie die Straße entlangtrottete.

Schon seit Wochen hatte Jane Foster Schmerzen. Doch wegen ihrer Arbeit fand sie nie die Zeit zum Arzt zu gehen. Seit Jane damals den Nobelpreis erhalten hatte, wohnte sie bei ihrem Freund Erik Selvig in New York.

Er hatte sie heute Morgen zum Arzt gefahren, doch wegen seinem neuen Auftrag konnte er sie nicht abholen, uns so musste Jane zu Fuß zurück gehen. Und nun war sie allein mit ihren Gedanken.

Brustkrebs.

Als hätte es nicht schlimmer kommen können! Klar, es gab Therapien, doch der Arzt sagte, die Heilungschancen liegen in diesem Fall sehr gering. Jane hätte sich in den Hintern beißen können, dass sie nicht früher zum Arzt gegangen war.

Was sollte sie den jetzt machen? Sie würde nächste Woche ihre Therapie anfangen und zum Arbeiten hatte sie dann kaum noch Zeit. Wie sollte sie denn bitte ohne ihre Arbeit leben?

Gedankenverloren lief sie den Weg entlang. Dafür, dass es früher Nachmittag war, waren die Straßen erstaunlich leer. Jane stolperte über eine leere Coladose und fluchte. Plötzlich traten ihr Tränen in die Augen. Konnte ihr Leben eigentlich noch schlimmer werden?

Sie versuchte tief Luft zu holen, doch sie blieb ihr im Hals stecken. Wieso passierte das ausgerechnet ihr!?

Mit einem Mal wurde es hell um sie herum und ein Lichtstrahl hüllte sie ein. Jane schloss geblendet die Augen und hielt die Hände hoch. Ihr wurde schwindelig. Als sie spürte, wie das Licht erlosch, blinzelte sie. Überrascht atmete sie auf. Sie war nicht mehr in New York!

Ein grauer Himmel spannte sich über kleine Holzhäuser, die dicht nebeneinander in den engen Gassen standen. Es roch nach Fisch und Meer, und irgendwo schrie eine Möwe.

Es sah aus, wie ein x-beliebiges Dorf in Skandinavien. Aber wie in aller Welt war sie hierher gekommen?
"Wo bin ich?", fragte sich Jane.
"Du bist in New Asgard.", eine dunkle Stimme ertönte hinter ihr.

Erschrocken wirbelte Jane herum und blickte in die braunen Augen einer Frau. Sie hatte dunkles Haar, welches kunstvoll geflochten war. Die lederne Kleidung ließ sie wie aus einer anderen Zeit stammen und das Schwert an ihrer Seite verstärkte Janes Verwirrung.

Dann fiel ihr ein, was die Frau gesagt hatte. Unzählige Erinnerungen strömten auf sie ein. Die Neun Welten, New Mexico, Asgard und die Konvergenz. Und in jeder von ihnen kam Thor vor.

Thor, den sie so dringlich vergessen wollte. Sie hatte zwar Schluss gemacht, da sie es nicht mehr aushielt, wenn er immer aus ihrer Welt verschwand, aber vermissen tat sie ihn noch immer.

Die Frau sah Jane erwartungsvoll an. "Entschuldigung?", Jane räusperte sich. Hatte sie etwas gefragt?
"Jane Foster?"

"Jah?", Jane starrte die Frau ungläubig an. Woher wusste sie ihren Namen?
"Mein Name ist Brunnhilde, Königin von Asgard." Sie neigte leicht den Kopf und Janes Gedanken überschlugen sich.

Königin von Asgard? Aber wie konnte das sein? Was war mit Thor? Und Odin?
Sie lachte verwundert. "Ich verstehe nicht recht..."

"Folgt mir einfach.", Brunnhilde wirbelte herum, sodass ihr blauer Umhang hinter ihr herflatterte. Jane folgte ihr in ein kleines Haus in der Mitte des Dorfes. Es roch nach Moder und Alkohol. Wer wohnte denn bitte hier?

"Entschuldigt den Gestank, er lebt seit Monaten nicht mehr hier."
Sie kamen in ein kleines Wohnzimmer mit einem Sofa und einem Couchtisch voller leerer Flaschen. Und mitten auf dem Teppich stand...

"Mjöllnir", flüsterte Jane und starrte auf den silbernen Hammer. Wie kam er hier her? War Thor hier? Suchend sah sie sich um.
Brunnhilde machte einen enttäuschenden Laut.

"Er war ewig nicht hier. Seit der Sache mit Thanos damals ist nichts wie vorher."
Thanos. Jane natürlich mitbekommen was passiert war. Aber was hatte Thor damit zu tun?

"Er ist damals ins Weltall gegangen. Hat alles zurückgelassen. Und eigentlich dürfte der hier", sie nickte zu dem Hammer herüber, "auch nicht da sein. Er wurde nämlich zerstört. Ich habe ihn vor wenigen Tagen hier gefunden."

Sie sah Jane bedeutungsvoll an. "Niemand kann ihn heben."
Jane nickte wissend. Sie wusste noch genau, wie niedergeschmettert Thor damals war, als er den Hammer nicht heben konnte.

Sie sah Brunnhilde fragend an. "Und... Was soll ich hier?"
Die Knigin holte tief Luft. "Ich weiß nicht, wie sehr Ihr mit unserer Kultur vertraut seid. Aber die Schicksalsgöttinnen haben mir eine Version geschickt." Sie sah Jane fest in die Augen. "Ihr sollt den Hammer heben."

Jane glaubte sich verhört zu haben. "Was ich?" Sie starrte auf den silbernen Hammer zu ihren Füßen. Das war doch Unsinn. "Versucht es.", ermunterte Brunhnhilde sie. "Thor ist fort und niemand sonst kann den Hammer heben. Und wir brauchen jemanden, der Asgard beschützt, damit so etwas wie damals nicht noch einmal passiert. Asgard braucht Euch."

Jane schluckte. Zögernd beugte sie sich herab und griff den Schaft. Das Kühler Leder schmiegte sich an ihre Hand. Sie holte tief Luft und hob ihn an. Mühelos erhob er sich in die Luft, als wäre er nicht schwerer als ein normaler Werkzeughammer.

Plötzlich passierte es. Licht wirbelte um sie herum und eine unbändige Kraft schoss durch ihre Adern. Sie schien sich vom Hammer aus in ihrem gesamten Körper zu verteilen. Jane fühlte sich so stark wie noch nie zuvor in ihrem Leben. All die Strapazen und Schmerzen ihrer Krankheit waren wie weggeblasen. Das Licht verschwand und Jane sah ungläubig an sich hinunter.

Sie war größer, stärker und um ihre Arme lagen metallene Schutzplatten. Sie trug einen Brustharnisch und lederne Kleider. Von ihren Schultern hing der rote Umhang, den Thor immer trug. Jane atmete tief ein. Sie fühlte sich wie neu geboren.
Brunhnhilde sah sie stolz an und nickte anerkennend.

"Willkommen Thor."

Marvel OneshotsWhere stories live. Discover now