Letters from the past

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Verwirrt starrte er auf die Anzeigetafel. Das Gesicht eines jungen Mannes blickte ihm entgegen und es sah ihm zum Verwechseln ähnlich.
"Bucky Barnes" stand unter einem langen Text, den er sich nicht durchlas.
Der selbe Name, wie Steve ihn genannt hatte.
Etwas in ihm regte sich.
Wie eine eingeschlafene Erinnerung. Bucky versuchte sich an die Bindung zwischen ihm und diesem Steve Rogers zu erinnern.
Laut dem Schild waren sie einmal beste Freunde gewesen. Doch Bucky konnte sich nicht darn erinnern.
Verwirrt und etwas verzweifelt sah er dem jungen Mann noch einmal ins Gesicht, als hätte dieser die Lösung für sein Problem parat.
Der Mann vor ihm wirkte jünger und unbeschwerter. Als ob er er glücklichste Mensch auf Erden wäre.
Bucky zog sich seine Mütze tiefer ins Gesicht und verließ zerstreut den Raum.
Der Gang führte ihn an Schaufensterpuppen vorbei, die verschiedene Anzüge von Captain America trugen. Doch Bucky sah nicht genau hin, sondern eilete weiter.

Bei einem Ausstellungstisch blieb er stehen. Dort lagen aufgeschlagene Notizbücher mit Zeichnungen und daneben ein Stapel Briefe.
Bucky sah auf eine der Zeichnungen, die wieder sein früheres Ich zeigte.
Steve schien ihn anscheinend sehr gemocht zu haben.
Sein Blick wanderte zurück zu den Briefen und er schaute sich vorsichtig um. Die Besucher schienen alle beschäftigt zu sein.
Zögernd griff Bucky nach dem obersten Brief. Auf der Rückseite stand sein Name: Bucky Barnes.
Der Brief war an ihn adressiert, also warum sollte er ihn nicht lesen?
Er wusste nicht, was ihm dazu trieb, doch plötzlich war er fürchterlich neugierig, was Steve ihm wohl schreiben würde.
Das Papier war vergilbt, es fühlte sich alt und rau an.
Vorsichtig faltete Bucky den Brief auseinander. Die dunkle Tinte war verblasst und man konnte sie nicht mehr lesen.

Das Einzige, was man noch entziffern konnte, war Steves Gruß auf dem unteren Teil der Seite.
Seine Unterschrift war verwischt, wie von einem Wassertropfen, doch dort stand eindeutig sein Name.
Das Gleiche verhielt sich mit einem weiteren Brief - er war unlesbar.
Mit schwindender Hoffnung öffnete Bucky den nächsten Brief und faltete das Papier auseinander.
Ihm blieb für einen Moment das Herz stehen, als er den Inhalt sah.
Die ganze Seite war fein säuberlich mit schwarzer Tinte beschrieben. Es war Steves Handschrift, die zwar etwas krakelig, aber im Vergleich zu Buckys sehr ordentlich war.
Tausend Gefühle, die er nicht zuordnen konnte stiegen in ihm hoch und er starrte auf die Schrift, die ihm früher so unglaublich vertraut gewesen war.

In dem Brief standen die Geschehennisse aus dem Jahr 1943, wie es auch auf den vielen Anzeigetafeln stand.
So wurde dieser kleine Junge, den Bucky auf den Bildern hier im Museum gesehen hatte also zu Captain America.
Er hatte sich zwar die Texte darüber durchgelesen, aber dieser Brief erzählte es viel persönlicher.
So, als würde Steve tatsächlich mit ihm reden und ihm alles erzählen. Was natürlich Unsinn war, aber es kam ihm so vor. Bucky wusste nicht wieso, aber irgendwie freute es ihn.

Er streckte das Papier wieder in den Umschlag und nahm sich den letzten Brief vor.
Auch er enthielt Steves Schrift, die Bucky komischerweise unglaublich faszinierend fand.
Dieser Brief war etwas kürzer als der andere, doch immerhin eine halbe Seite lang.
Steve wünschte ihm in diesem Brief alles Gute zum Geburtstag und er schrieb, dass sie sich hoffentlich bald wiedersehen würden.
Das Datum an dem er geschrieben wurde war der 10.03.1943.
Da hatte er also Geburtstag?
Am 10 März?

Langsam ließ Bucky den Zettel sinken und blickte auf das aufgeschlage Notizbuch. Tausende Gedanken schwirrten ihm durch den Kopf.
Zerstreut und in Gedanken versunken legte er die alten Briefe vorsichtig zurück an ihren Platz.
Er sah sich kurz um und verließ den Raum so unauffällig wie er gekommen war.

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