-36-

8.1K 247 70
                                    

1 Woche später

Ich lag gelangweilt in meinem Zimmer. Jetzt kann ich verstehen, dass psychisch Kranke länger hier bleiben. Wie soll man wieder in diesen vier Wänden gesund werden? Es ist so als, ob die vier Wände auf mich zukommen. Es ist hier verdammt dunkel. Ein kleines Fenster mit Gitter machte es nicht besser. Es ist im Vergleich wie im Knast. Ein Schrank, ein Bett, und ein Tisch mit zwei Stühlen schmückten den Raum. Sonst war nichts Besonderes. Die Wände waren dunkel Blau und im Zimmer befand sich auch ein Bad. Meiner Meinung nach sollten die Wände in hellen Tönen sein und Bilder hängend. So wie es jetzt ist, ist es deprimierend.

Ich seufzte laut aus und dachte nach. Ich verbrachte die ganzen Tage mit denken, weil ich nichts anderes machen kann, außer im Flur zu spazieren und im Zimmer liegen. Von dem ganzen denken hatte ich jeden Tag auch Kopfschmerzen. Meine Hand ging auf meine Narbe am Arm. Eine tiefe Narbe war zu sehen. Ich hätte nie gedacht so etwas in meinem Leben zu machen. Jetzt denkt jeder auch noch, dass ich Suizidgefährdet wäre. Ich hielt es nicht mehr aus im Zimmer und ging im Flur spazieren. Freunde hatte ich hier nicht. Mikail kam soviel wie jeden Tag zu Besuch und kümmerte sich um mich. Ich hielt Distanz, doch er nicht. Ich habe angst das mir wieder was zustößt. Wegen den ganzen Sachen bin ich auch noch hier gelandet. Was könnte noch schlimmeres passieren? Ich setzte mich im Flur hin und schaute mir das Bild an, was vor mir hing. Verträumt in meiner eigenen Welt bemerkte ich erst später, dass sich jemand zu mir hinsetzte. Ich schaute und sah ein Mädchen, das etwas jünger als ich war. Sie lächelte mich an und senkte ihr Blick wieder nach vorne. Sie hatte viele Narben. Sehr viele. Wer weiß was sie alles durchmachen musste. "Hey.", sagte ich zu ihr um Kontakt aufzubauen. "Hey.", flüsterte sie schüchtern zu. "Ich bin Mira und du?" "Aylin.", sagte sie schüchtern und nahm meine Hand an um es zu schütteln, die ich ihr zu streckte. "Wie geht es dir?", fragte ich ihr. Sie träumte erst und antwortete danach. "Ok.", sagte sie. "Ich glaube dir nicht. Jeder, der sagt, mir geht es gut, der oder diejenige lügt dann. Mann will sagen: Mir geht es nicht gut, Ich bin total traurig, Ich fühle mich allein, Ich habe das Gefühl zusammen zu brechen, Ich kann nicht mehr, Ich bin hilflos, Ich bin deprimiert, Ich leide, Ich will heulen, Ich habe angst. Aber man sagt stattdessen "Mir geht es gut." Plötzlich fing sie an zu weinen. "Hey nicht doch.", sagte ich leise und drückte sie zu mir. Sie tat mir sehr leid. Ich streichelte an ihren Rücken, damit sie sich beruhigt, was auch danach klappte. "Wollen wir zu meinem Zimmer?", fragte ich, was sie mit einem nicken bestätigte.

In meinem Zimmer setzten wir uns auf die Stühle und schauten uns an. "Erzähl.", forderte ich sie auf. "Wieso hast du gerade geweint?" Sie zögerte. Es fällt ihr bestimmt schwer, aber ich wollte ihr helfen. "M-Meine Eltern sind verstorben, a-als ich sechs Jahre alt war. Ich habe keinen. Ich wuchs auf der Straße und wurde später bewusstlos v-von den Polizisten unter einer Brücke gefunden. Jemand hatte mich stark g-geschlagen, dass ich nicht mehr bei mir war. Ich wurde in ein Jugendheim gesteckt. Da begann meine Hölle." Sie stoppte und wischte sich ihre Tränen weg. "Dort wurde ich von jeden gemobbt und heruntergezogen. Jeden Tag diese Beleidigungen. Es war Standard geworden. Ich wurde ein depressives Mädchen. Habe angefangen mich zu ritzen und danach mich zu schneiden. Es wurde so schlimm, dass ich hier gelandet bin." Sie stoppte nochmal und wischte wieder ihre Tränen. Sie tat mir unendlich leid. Was sie alles durchstehen musste. Meine Augen wurden wegen ihrer Geschichte glasig. "Ich habe in meinem Leben nie Liebe gespürt. Ich war bis jetzt immer ein Einzelgängerin. Ich habe zweimal eine Vergewaltigung entwicht. Das war das schlimmste in meinem Leben." Meine Tränen nahmen ihren freien Lauf. Ich stand auf und umarmte Aylin sehr feste. "Tut mir leid.", sagte ich zu ihr und setzte mich hin. "Nein nein schon in Ordnung.", sagte sie und lächelte trotz allem. "Weißt du was? Du bist richtig stark. Guck mal, was du alles durchgemacht hast und trotzdem lächelst du. Du bist eine Kämpferin. Wenn du schwach wärst, dann wärst du nicht hier am Leben. Aber du kämpfst Aylin. Genauso wie ich." Sie lächelte mich warm an. "Guck mal wie schön du lächelst. Das Leben ist zu kurz, um jeden Tag traurig zu sein.", sagte ich und hielt ihre Hände. "Geht es dir jetzt besser?", fragte ich und sie nickte lächelnd. "Danke.", sagte sie schüchtern. "Nicht dafür.", sagte ich lächelnd und schaute aus dem Fenster. "Und wieso bist du hier? Also welche Gründe hast du?", fragte sie mich. "Bei mir ist alles kompliziert.", sagte ich und schaute zu ihr. "Verspreche mir niemanden etwas zu erzählen.", sagte ich und sie nickte hastig. Ich erzählte ihr meine ganze Geschichte. Das Mikail mich entführt hat und ich mich in ihm verliebt habe. Dass ich noch zwei weitere male, entführt worden bin und vergewaltigt wurde. Das ich zwei Babys verloren und das alles drum und dran. "Deine Geschichte ist auch arg.", sagte sie denkend. Plötzlich wurde die Tür geöffnet und Mikail kam rein. "Hey Schatz.", begrüßte er mich und kam mit einem Blumenstrauß auf mich zu. Wir umarmten uns und ich legte den Blumenstrauß auf dem Tisch hin. "Mikail das ist Aylin. Meine neue Freundin.", sagte ich. Als ich das sagte, strahlte sie im Gesicht. Sie schüttelten sich die Hände und wir setzten uns hin. "Das ist der Junge, von dem du mir erzählt hast?", fragte sie schüchtern und ich nickte lächelnd. Sie lächelte mich an und nickte. "Ich lasse euch lieber allein.", sagte Aylin und wollte gehen. Ich wollte, dass sie bei uns bleibt, aber sie wollte schlafen. Ich begleitete sie bis zu ihr Zimmer und ging mit Mikail zu meinem. Wir redeten über Aylin und ich erzählte Mikail alles.

Es war 21:00 Uhr und Mikail entschied zu gehen, da die Besucherzeit auch fertig war. "Brauchst du noch etwas?", fragte er mich. Ich schüttelte müde mein Kopf. Er gab mir einen Kuss und ging. Ich legte mich denkend hin und schlief später ein.

Wie fandet ihr diesen Kapitel?

Was denkt ihr über Aylin?

Spontane Frage: Habt ihr schonmal etwas schweres in eurem Leben erlebt, wie Vergewaltigung oder Mobbing?

Mein Entführer *Wird Überarbeitet*Where stories live. Discover now