Kapitel 32

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• K A Y D E N •

"Man, Harry, du musst nicht ständig an jedem Grashalm schnüffeln!", fahre ich ihn gereizt an, der mich aber nur mit seinen großen Augen anschaut. Seufzend ziehe ich ihn weiter, genieße das angenehme Wetter Londons.

Trotz dass es Sommer ist, hat sich die Sonne heute kaum blicken lassen. Ein frischer Wind weht, manchmal fallen auch vereinzelt ein paar Tropfen vom Himmel. Aber dagegen habe ich nichts. Es gleicht die höheren Temperaturen aus.

Und ich muss mich sowieso an das ständig graue Wetter gewöhnen, wenn ich wirklich nach London ziehe.

Mir wurde ein wirklich gutes Jobangebot gemacht. Ich soll eine große Abteilung von einer der angesehensten Unternehmen Großbritanniens leiten, wäre Teilhaber der Geschäfte und wäre zudem auf dem Weltmarkt eine große Nummer.

Es wäre dumm, dieses Angebot nicht anzunehmen. Es wäre meine Chance, bei den wichtigsten Leuten mitspielen zu können.

Dafür müsste ich mein Leben Zuhause jedoch vollständig aufgeben und dort vieles zurücklassen. Meine Familie, meine Freunde. Isaac.

Ich sollte nicht über ihn nachdenken. Emma hat mir erzählt, dass er zu Katherine zurückgekehrt ist, so wie ich es wollte. Es ist richtig so. Das muss mein Herz nur noch verinnerlichen...

Seufzend steuere ich auf eine Bank zu, lasse Harry von der Leine und werfe seinen Ball in irgendeine Richtung. Gerade, als ich mich hinsetzen will, klingelt mein Handy. Mama ruft an.

"Hey, Mum. Schön, von dir zu hören." "Das würde ich auch gerne behaupten können, mein Schatz. Wann wolltest du mir denn verraten, dass du irgendwo in Europa bist?", wirft sie mir vorwurfsvoll vor. Harry legt seinen angesabberten Ball in meine Handfläche, woraufhin ich ihn wieder wegwerfe. "Es tut mir leid. Ich habe geschäftlich in London zu tun." "Ich wusste gar nicht, dass das Unternehmen, in dem du arbeitest, so international erfolgreich ist", meint sie überrascht.

Im Hintergrund höre ich, wie sie in der Küche hantiert. Das werde ich auch vermissen - am Wochenende bei der besten Köchin der Welt zu essen.

"Ich muss dir noch etwas sagen", beginne ich und sammle all meinen Mut zusammen, "Mir wurde ein wirklich gutes Angebot von einer der besten Unternehmen Großbritanniens gemacht. Sie wollen, dass ich eine große Abteilung leite-" "Das klingt ja wunderbar, mein Schätzchen!" Sie klingt ehrlich erfreut darüber. Doch ich muss ihr das Herz brechen. "Mum, dafür müsste ich nach London ziehen."

Am Ende der Leitung ist es augenblicklich still. Nur ein leises Pruzeln ist zu hören. "Mum?" Ich kenne sie gut genug, um zu wissen, dass sie in diesem Moment versucht, nicht zu weinen. "Es tut mir leid-" "Nein nein, das muss es nun wirklich nicht. Es ist eine großartige Chance für dich", sagt sie mit trauriger Stimme, "Das kommt nur alles so plötzlich. Wenn du dir einen Tapetenwechsel gewünscht hättest, hätte ich mich auch über einen Besuch deinerseits gefreut. Da müsstest du auch nicht gleich den Kontinent verlassen." "Ich...es ist kompliziert." "Was ist los, Kay? So aufgelöst habe ich dich seit langem nicht mehr erlebt."

"Ich bin wieder mit Isaac zusammengekommen-" Sie atmet überrascht auf. "Das ist doch aber großartig! Ihr gehört einfach zusammen, Liebling, das habe ich dir schon immer gesagt! Und ihr wollt wohl gemeinsam nach London ziehen? Wie süß. Aber bevor das alles in trockenen Tüchern ist, müsst ihr beide auf jeden Fall nochmal zu Besuch kommen! Am besten bringt ihr all eure Freunde mit. Und ich lade auch noch seine Familie und deine Geschwister ein. Dann wird es so wie früh-" "Mum, das wird nicht passieren, weil ich mich wieder von ihm getrennt habe", unterbreche ich sie barscher, als ich wollte.

"Aber warum denn?" Seufzend stehe ich von der Bank auf. Es wird langsam Zeit, nach Hause zu gehen, weshalb ich Harry zu mir rufe. "Es ist kompliziert." "Schätzchen, du änderst hier gerade nicht deinen Beziehungsstatus auf Facebook, sondern redest mit deiner Mutter. Also rück schon mit der Sprache heraus!" "Okay, aber nur die Kurzfassung. Wir haben uns auf der Geburtstagsfeier von Emma wiedergesehen, sind gleich im Bett gelandet. Dann gab es ein ständiges Hin und Her zwischen uns, ob wir vielleicht auch nur Freunde sein sollten oder vielleicht uns ganz aus dem Weg gehen sollten-" "Ihr und Freunde? Dass ich nicht lache." "Mum", brumme ich, während ich den Park verlasse, "jedenfalls wollten wir es dann doch irgendwie versuchen, da stellte sich auf einmal heraus, dass er verlobt ist-" "Wie bitte?" "Mit einer Frau." "ICH HABE MICH WOHL VERHÖRT!", ruft sie aufgebracht aus. Ich halte mir das Handy auf Abstand, als sie zu fluchen beginnt.

Mum hat Isaac immer wie ihren eigenen Sohn geliebt. Sie war neben unseren Freunden unsere größte Unterstützerin. Als wir uns vor sechs Jahren getrennt haben, hat sie mich aufgefangen - doch auch sie hat darunter gelitten, einen Sohn verloren zu haben.

"Wusstest du davon?" "Nein Mum, sonst hätte ich mich doch nicht wieder auf ihn eingelassen. Ich habe es dann sofort beendet, konnte ihn aber einfach nicht vergessen. Wir haben uns wieder angenähert, es hätte alles so schön sein können...dann kam seine Ex um die Ecke und meint, sie wäre schwanger von Isaac." "Kayden-" "Du musst nichts sagen. Ja okay, ich will unter anderem nach London ziehen, damit mich nichts mehr an ihn erinnert. Hier ist es einfacher, von ihm loszukommen."

Eine kleine Familie kommt mir entgegen, mit einem kleinen Lächeln mache ich der Frau mit dem Kinderwagen Platz. So werden Isaac und Kat in wenigen Monaten auch durch die Straßen laufen. Diesen Anblick könnte ich nicht ertragen.

"Du liebst ihn noch sehr", stellt meine Mutter fest, "dann verstehe ich nicht, wieso du nicht mit Isaac gemeinsam die Sache durchstehst. In einer Beziehung geht man nunmal auch durch dunkle Zeiten-" "Mum, ich weiß selber, wie es ist, ohne Vater aufzuwachsen. Das Kind braucht seinen Vater, und wenn ich mit Isaac zusammengeblieben wäre, hätte er irgendwann bemerkt, wie sehr mich das alles mitnimmt. Und was denkst du, was er getan hätte?" Sie seufzt. "Er hätte sich für dich entschieden und diese Frau verlassen." "Eben. Das bringe ich nicht übers Herz. Deshalb musste ich Isaac gehen lassen, so schwer es mir auch fiel. Das kleine Wesen kann nichts dafür, in welche Welt es geboren wird."

Nichts auf der Welt will ich so sehr wie wieder mit Isaac zusammenzukommen. Aber als Vater hat er seine Verpflichtungen. Und diesen Anblick von ihm und Kat als eine Art von Familie könnte ich nicht ertragen.

Mein Blick wandert zum Himmel. Dunkle Wolken ziehen sich langsam auf, ein frischer Wind weht. Wie ich London mittlerweile kenne, weiß ich, dass es nicht mehr lange dauern wird, bis es wie aus Eimern schütten wird.

Gut, dass ich gleich Zuhause bin.

"Hey, ich muss auflegen. Es regnet gleich und ich muss mich noch retten." "Okay, mein Schatz, aber melde dich bitte nochmal. Und denk darüber nach, ob du nicht vielleicht lieber erstmal zu mir kommen willst, anstatt gleich auf einen anderen Kontinent zu ziehen."

Erschöpft stecke ich mein Smartphone zurück im meine Jackentasche, beschleunige meine Schritte, um hoffentlich noch trocken nach Hause zu kommen.

Ich Superhirn, hätte ja mal an einen Regenschirm denken können. Mein Verstand macht wohl gerade auf Hawaii Urlaub...

Seufzend gehe ich mich gesenkten Blick den Gehweg entlang, der zu meiner kleinen Wohnung führt. Auf einmal wird Harry nervös, zieht mich nach vorne. "Harry, was ist denn mit dir los? Wir sind doch gleich da", brumme ich, versuche, ihn unter Kontrolle zu bekommen. Doch keine Chance.

Verwirrt sehe ich mich um, kann aber keinen anderen Hund entdecken. Nur einen dunklen Schatten. Direkt vor meiner Haustür.





Kayden leidet unter der Trennung, kann sich aber nicht überwinden, es wirklich zuzugeben...

Und dann bekommt er auch noch überraschenden Besuch. Wer wird es wohl sein? 😏

Diese Story neigt sich so langsam auch dem Ende zu 😭

My married Lover [manxman] | ✔Όπου ζουν οι ιστορίες. Ανακάλυψε τώρα