Kapitel 12

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• K A Y D E N •

Brummend liege ich im Bett und werfe meinen Körper hin und her.

Also entweder die Matratze ist über die Tage ungemütlich geworden oder mein Hirn will einfach nicht, dass ich schlafe.

Was es auch ist, macht mich gerade fertig!

Mein Blick fällt auf die Uhr. Verdammt, es ist 03:48. Ich muss in zwei Stunden aufstehen, weil ich noch eine Präsentation vorbereiten muss.

Wenn das so weitergeht, muss ich doch gar nicht erst weiter versuchen, zu schlafen. Vielleicht sollte ich mir Milch warm machen. Soll das denn nicht angeblich helfen, wenn man nicht einschlafen kann?

Oder ich nehme einfach eine Schlaftablette...

"Ach man, das ist doch alles Scheiße!", rufe ich genervt aus und richte mich auf.

Was ist nur los mit mir?

Seufzend werfe ich die Decke zurück und stehe auf. Als sich meine Augen mittlerweile an die Dunkelheit gewöhnt haben, schaue ich in die Ecke, wo Harry schläft. Er sieht so putzig aus!

Schon als Welpe liebte er es, auf diesem Sessel zu schlafen. Deshalb habe ich ihn eines Tages ins Schlafzimmer getragen, da Harry ja nie in einem Hundebett schlafen wollte.

Dieser kleine verwöhnte Schatz!

Als ich die Schlafzimmertür aufmache, zuckt sein eines Ohr. Wenige Sekunden später sieht er mich verschlafen an. Lächelnd sehe ich ihm zu, wie er gähnt und seine Augen wieder schließt.

Ich fahre mir mit der einen Hand durch meine Haare, während ich mit der anderen Hand das Licht anmache, und laufe in die Küche, um mir ein Glas Wasser zu holen. Während ich trinke, lehne ich mich gegen den Kühlschrank und schaue aus dem Fenster.

Meine Gedanken schweifen zu den letzten zwei Wochen zurück. Da war noch alles in Ordnung gewesen.

Isaac spielte in dieser Zeit keine Rolle mehr in meinem Leben. Nur jetzt ist es, als wären die sechs Jahre ohne ihn niemals gewesen.

Meine Gefühle spielen verrückt, wenn ich nur an ihn denke. Es fühlt sich einerseits so gut an, an seiner Seite zu sein. Ihn zu küssen.

Und doch ist da die Angst, die niemals ganz verschwunden ist.

Dass er mich wieder nur hintergeht.

Würde ich das nochmal durchstehen?

Es ertragen, mich als ein Stück Dreck zu sehen...als nutzlos, austauschbar.

Ich weiß es nicht.

Kann ich ihm überhaupt vertrauen? Ich meine, seine Geschichte mit seinem Kumpel...Er würde sich doch niemals mit solchen Leuten abgeben, die ihn nicht so akzeptieren wie er ist. Oder etwa doch?

Ist er noch der Isaac, den ich kenne? Den ich mal geliebt habe?

Noch immer liebe...

Ein schrilles Klingeln reißt mich aus meinen Gedanken. Ich beobachte Harry, der wach wie nie zuvor aus dem Schlafzimmer rennt und bellend vor der Haustür steht.

Wer zum Teufel klingelt mitten in der Nacht an meiner Tür?!

Ich stelle mein Glas auf dem Tisch ab und gehe zur Haustür. Als ich auf den Knopf der Anlage drücken will, bellt Harry immer noch wie verrückt. "Harry, sei still. Ich habe keine Lust, schon wieder von der Alten über uns angemeckert zu werden." Er legt seinen Kopf zur Seite und sieht mich fragend an. Als würde das irgendwas bei ihm bringen, lege ich meinen Finger auf meine Lippen und wende mich dann zur Sprechanlage.

"Wer ist da?" "Ich bin's.", ertönt eine raue Stimme, die mir nur allzu bekannt ist. "Isaac?! W-was machst du um diese Uhrzeit vor meiner Tür?" "Kann ich vielleicht erstmal reinkommen?" "Ähm, klar." Ich drücke auf einen anderen Knopf und lehne mich dann gegen die Wand.

Das kann doch jetzt nur ein Traum sein. Das hier passiert doch jetzt nicht wirklich.

Unmöglich!

Als es klopft, zucke ich leicht zusammen, blicke kurz in den Spiegel, der neben der Tür hängt und richte mein Haar. Ich halte jedoch inne, als ich merke, was ich hier gerade mache.

Du bist doch bescheuert, Kay. Stell dich nicht so an, es ist nur Isaac!

O man, das ist doch zum Verrücktwerden...

Meine Hand zittert leicht, als ich sie auf die Klinke lege und nebenbei aufschließe. Mit einem letzten Blick auf Harry, der neugierig neben der Couch sitzt, öffne ich die Tür. Und da steht er.

Mit zerzausten Haaren sieht der Arsch auch noch so gut aus. Ich könnte ihn dafür töten, wenn ich ihn nicht gerade noch viel lieber küssen würde.

Wie verzweifelt und armselig ich einfach bin. Peinlich.

"Hey.", sage ich nach einer Weile. Er lächelt verunsichert. "Hey, Kay." "Komm rein." Ich gehe einen Schritt zurück, damit er vorbeigehen kann. "Ähm...entschuldige, dass ich dich geweckt habe." "Wie kommst du denn darauf?" Isaac deutet auf mich und ich schaue auf mich herunter.

Ich habe kein Shirt an...Ups.

"Also, nein...Ich war schon wach gewesen." "Achso, dann, ka...Wuah!" Er schreckt zurück, als Harry an seiner Hand schnüffelt. Ich kann nicht anders, als zu lachen.

"Du hast einen Hund?" "Nein, den habe ich noch nie gesehen. Keine Ahnung, was er in meiner Wohnung macht." Isaac sieht mich beleidigt an. "Sehr witzig, Idiot." Ich streiche dem Australien Shepherd über den Kopf. "Keine Sorge, er macht nichts. Ich werde mir mal kurz was anziehen gehen, du kannst dich ja schon mal hinsetzen, wenn du willst." Er nickt und geht dann auf die Couch zu. "Und du passt schön auf den Angsthasen auf, verstanden Harry?"

Ich gehe den Flur entlang mit der Gewissheit, dass Isaac mir hinterher sieht, und schlüpfe ins Schlafzimmer.

Gott, was macht er hier?

Wie verrückt ist es denn bitte? Mein Exfreund sitzt in diesem Augenblick auf der Couch in meiner Wohnung, und ich habe das Verlangen, ihm augenblicklich die Klamotten vom Leib zu reißen.

Also ich muss schon sagen, erbärmlicher als ich geht, glaube ich, nicht.

Schnell nehme ich das erstbeste T-Shirt aus meinem Schrank und ziehe es mir über.

Okay, tief ein- und ausatmen, Kayden. Du bist ganz entspannt!

Als ich zurück ins Wohnzimmer komme, kniet Isaac vor Harry und krault ihm hinter dem Ohr.

Ich glaube es ja nicht, nach zwei Minuten schon die Schwachstelle meines Hundes gefunden. Er wickelt aber auch jedem um den Finger.

"Du schaffst es immer wieder, jemanden rumzukriegen." "Ey, ich bin unschuldig! Der Kleine hat mir schöne Augen gemacht." Ich gehe lachend auf die beiden zu und hocke mich ebenfalls hin. "O ja, das hat er in den letzten Jahren perfektioniert. Besonders, seit er Hundeleckerlies entdeckt hat."

Wir sitzen eine Weile einfach so da und streicheln Harry, der die Aufmerksamkeit regelrecht genießt und zufrieden vor sich hinschlummert.

"Warum bist du jetzt eigentlich um dieser Uhrzeit hier?" Er zuckt mit den Achseln. "Ich konnte nicht schlafen und wollte ein bisschen herumfahren. Und ehe ich mich versah, parkte mein Auto schon vor deinem Haus." Seine Augen liegen auf mir. "Ich hatte, denke ich, einfach das Verlangen, in deiner Nähe sein zu müssen."

My married Lover [manxman] | ✔Where stories live. Discover now