Kapitel 36

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• K A Y D E N •

Es fühlt sich an, als wäre die Zeit stehen geblieben. Ich nehme um mich herum nichts mehr wahr, außer meinem eigenen Herzschlag. Und Isaac.

Er sieht wahnsinnig gut aus in seinem Anzug. Auch wenn man ihm ansieht, wie erschöpft er ist. Kann ich ihm nicht verdenken. Mir geht es nicht anders.

Um uns herum wird geredet, jeder fragt sich, wer ich bin und was hier gerade passiert. Isaacs Schwester Kaley hält mir lächelnd die Hand hin, bedeutet mir, nach vorne zu kommen.

Meine Aufmerksamkeit auf Isaac gerichtet, laufe ich auf den Altar zu. Diese Situation ist so merkwürdig. Wie oft habe ich mir diesen Tag ausgemalt, dass wir unsere Liebe an die Ewigkeit binden. Und nun gehe ich diese bestimmten Schritte, dich mein Traummann steht mit einer Frau an seiner Seite vor der Hochzeitsgesellschaft.

Isaacs Familie und unsere Freunde treten zur Seite, um mir Platz zu machen. Ihre Gesichter strahlen Hoffnung aus, wollen mir Mut machen, dass alles in Ordnung wird.

Wenige Meter vor dem Altar bleibe ich schließlich stehen und schaue den Mann an, mit dem ich den Rest meines Lebens verbringen möchte. Er sieht wiederum nur sprachlos aus.

"Isaac", seinen Namen auszusprechen bereitet mir eine Gänsehaut, "ich weiß, diese ganze Situation ist absolut bescheuert...Erst stoße ich dich in London von mir und sage, du sollst Katherine heiraten. Und jetzt unterbreche ich die Trauung, um dich zu bitten, es doch nicht mehr zu tun. Das muss wirklich so wirken, als wäre ich vollkommen durchgeknallt. Aber du musst mir glauben", ich gehe ein paar Schritte nach vorne, "dass ich mir nun absolut sicher bin, was ich möchte. Dich und niemand anderen. Und das an meiner Seite."

Er wirkt wie gelähmt. So wie er mich ansieht, könnte man meinen, er würde denken, dass er träumen würde. Dass hier von nichts real ist.

Doch dann erwacht Isaac aus seiner Starre und Wut spiegelt sich in seinen Augen wider. Doch diese treffen nicht mich, sondern die kleine Gruppe hinter mir. "Habt ihr es die ganze Zeit gewusst? Wolltet ihr mich deshalb davon abhalten, Kat zu heiraten?" Als niemand antwortet, scheint es so, als würde er gleich explodieren. "Ach, jetzt könnt ihr eure Fressen wohl nicht aufreißen, stimmt's?! Wie verlogen kann man eigentlich sein?", schreit er ihnen entgegen. Ich höre, wie jemand hinter mir leise wimmert. Wahrscheinlich seine Mutter.

"Kann ich hier eigentlich niemandem mehr vertrauen?", fährt er fort, "Was habe ich euch angetan, dass ihr mich so hintergeht?" "Wir wollen doch nur dein bestes, Isaac!", sagt nun Emma, die sich entschlossen neben mich stellt. "Mein bestes?", Isaac lacht bitter auf, "und das seht ihr in ihm?" Es ist das erste Mal, dass er mich anscheinend wirklich wahrnimmt.

Seine Worte treffen mich. "Isaa-" "Keiner von euch hat das Recht dazu gehabt, sich in mein Leben einzumischen!" "Wir sind deine Familie!" "Familie? Eine Familie unterstützt dich in allem, was du tust, Emma. Ich hätte ein gutes Leben haben können, meine eigene kleine Familie. Doch dann stellt ihr euch hier hin und wollt alles ruinieren!"

Meine beste Freundin zuckt neben mir zusammen. Sie hätte mit einen so gewaltigen Ausbruch von ihm nicht gerechnet. Als sie etwas sagen möchte, macht Isaac Anstalten, auf sie zuzugehen. Schützend stelle ich mich vor sie, wodurch ich seine ganze Aufmerksamkeit habe.

"Sag bitte nichts, was du irgendwann bereuen könntest, Isaac-" "Was willst du denn jetzt von mir?", es sind die ersten Worte, die er an mich richtet, "Du denkst wohl auch, dass, wenn du einmal mit den Fingern schnipst, ich sofort angelaufen komme. Da hast du dich aber gewaltig getäuscht! Was glaubst du eigentlich, wer du bist?" Ich brauche einen Moment, um mich zu fangen. "Ich bin derjenige, der dich liebt. Und nur ich gehöre zu dir-" "Diese Erkenntnis kommt ein bisschen zu spät, findest du nicht?"

Katherine, die bisher noch kein Wort gesagt hat, umschlingt seinen Arm. Die Kaltblütigkeit in ihren Augen lässt mich allerdings vollkommen unberührt.

"Könntest du diese Leute jetzt endlich entfernen lassen?", sagt sie leise, damit es niemand mitbekommt, "Isaac, ich meine es ernst. Wenn du an dem Leben des Kindes teilhaben willst, dann Sorge dafür, dass die alle verschwinden!" "Du denkst doch nicht wirklich, dass Isaac sich gegen seine eigene Familie entscheiden würde", meine ich.

Diese Frau ist so ein Miststück. Ich habe noch nie in meinem Leben jemanden so verachtet.

"Wir sind seine Familie", sie streicht sich demonstrativ über ihren Bauch, "und er hat sich auch schon damals gegen dich entschieden." "Schätzchen, aber auch nur, weil ich ihm gesagt habe, dass er es tun soll", kläre ich sie auf, "vor einer Woche war er bei mir in London. Hat mich angefleht, uns beiden eine Chance zu geben. Doch ich wollte, dass er sich um sein Kind kümmert." Ihr Gesichtsausdruck ist wie eingefroren, als ich sie damit konfrontiere.

Triumphierend grinse ich. "Denkst du etwa wirklich, dass er sich freiwillig für so eine Bitch entscheiden würde, wenn er doch jemand anderes liebt?" "Kayden, hör auf!", unterbricht mich Isaac. Er möchte Kat etwas sagen, doch sie kommt ihm zuvor. "Ich hätte niemals gedacht, dass du mich noch mehr bloßstellen könntest, als vor ein paar Monaten, wo ich herausfinden musste, dass du mich mit einem Mann hintergehst. Aber das", sie schaut abwechselnd ihn und mich an, "hat alles nochmal um einiges schlimmer gemacht. So gedemütigt hat mich noch nie jemand. Isaac McAdams, du bist das allerletzte!", zischt sie und gibt ihm eine Sekunde später eine Ohrfeige. Das Geräusch hallt im gesamten Saal wider.

"Katherine, ich-" "Halte einfach deine Klappe! Weißt du, eigentlich kann ich jetzt umso froher sein, dass du nicht der Vater meines Kindes bist."

Moment, was?

Ein Raunen geht durch die Menge, Emma hinter mir schnappt geschockt nach Luft. "W-w-was? Wie...du...das Kind-" "Du hast schon richtig verstanden, mein Freund", meint die Hexe und hat auch noch die Frechheit, zu grinsen. "Während du dich mit deinem Lover vergnügt hast, habe ich mit meinem Arbeitskollegen gevögelt. Er konnte mir wenigstens etwas bieten im Gegensatz zu dir."

Ich werde sie umbringen. Diese falsche Schlange!

"Du bist das allerletzte", sagt Isaac leise und doch bestimmend. Sie lacht allerdings nur. Völlig benommen geht Isaac an mir vorbei, stößt seine Familie von sich, die ihn aufhalten will.

Als ich ihm hinterhergehen will, bleibt er stehen. "Ich will niemanden sehen, vor allem dich nicht. Also lasst mich alle einfach in Ruhe!", ruft er aufgebracht aus und verlässt dann den Saal.

Nun bricht auch bei den Gästen ein vollkommenes Chaos aus. Ein älteres Paar kommt nach vorne und kümmert sich um Katherine, die vor Wut beinahe einen Nervenzusammenbruch bekommt. Geschieht ihr recht.

Plötzlich werde ich von Emma zur Seite gezogen und ehe ich mich versehe, stehen auch alle anderen um mich herum. "Du musst ihm hinterher!" "Genau, nur du kannst ihn im Moment auffangen", meint Kaley. Als ich den Kopf schüttle, fällt mir die weinende Mutter von Isaac auf, die gerade von ihrem Mann getröstet wird. Sie ist vollkommen aufgelöst. Meine Freunde folgen meinem Blick. "Bitte, sie wäre vollkommen fertig, wenn Isaac jetzt unüberlegt irgendwas tut", sagt seine Schwester und sieht mich flehend an, "Er braucht dich, Kay!"


Die Bombe ist geplatzt!
Hätte jemand damit gerechnet, dass es nicht Isaacs Kind ist? 😱

Wird Kay ihm hinterhergehen? Und würde Isaac überhaupt mit ihm reden wollen?

Nächstes Kapitel: 20 Uhr

My married Lover [manxman] | ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt