11. Regen

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Kapitel 11 : Regen

~*E*~

Krampfhaft hielt sich Ellie an den kühlen Stahl Ketten der schmalen Schaukel fest. Sie hatte das untrügliche Gefühl jeden Moment hinab in den Matsch zu fallen und so klammerten sich ihre Finger nur noch fester um die einzelnen eisigen Glieder.
Alles um sie herum begann sich zu drehen und sie drohte zu stürzen...

Hinab in den tiefschwarzen Strudel aus Angst, Schmerz und unendlicher Hilflosigkeit. Gespenstisch und unheilvoll schlang sich der Nebel um ihre Fesseln, wand sich ihre Beine empor und schien sie zu verschlingen. Ellie nahm es jedoch nur am Rande war. Sie fühlte die Kälte nicht, die sie am ganzen Körper erbeben ließ. Es war ihr egal das sie mitten in der Nacht auf einem verlassenen Spielplatz saß und nur der Mond am Firmament ihre Umgebung ein klein wenig erhellte. Und sie spürte die brennenden Tränen nicht mehr, die seit Stunden ihre Wangen benetzten.

Sie war nur noch eine leere Hülle.

Zitternd starrte sie auf den verwelkten Rasen unter sich und konnte dennoch an nichts anderes denken als an Aaron.
Ein stechender Schmerz durchfuhr ihren Körper als sie zum hundertsten Mal an seine Reaktion dachte...

Ellie hatte gespürt wie er sich bei ihren Worten unter ihren Händen regelrecht versteift hatte. Genau in diesem Moment hatte sie es bereits gewusst doch selbst in dieser Sekunde hatte sie es nicht wahr haben wollen.
Deshalb hatte sie immer noch gehofft, als er sie ein wenig von sich geschoben hatte um ihr tief in die Augen zu sehen.
Seine Pupillen waren geweitet gewesen und sie hatte gesehen wie seine Hauptschlagader unter seiner blassen Haut pulsiert hatte.

Alles um sie herum war in diesem Augenblick wie in Zeitlupe geschehen. Fast schon flehend hatte sie ihn angesehen, hoffend das er sie nicht zurückweisen würde doch er hatte den Blick gesengt und schwer geschluckt.
Am liebsten wäre sie davon gerannt um dem, was unweigerlich geschehen würde, zu entkommen aber sie war stehen geblieben...

„Ellie ich...“ hatte er begonnen aber dann war eine Gestalt links von ihr aufgetaucht. Unbewusst war sie zusammen gezuckt doch es war nur einer der Polizisten gewesen.

Aaron hatte ihn nicht weg geschickt...
Nein. Er hatte sich ohne zu zögern von ihr abgewandt, mit einer fahrigen Handbewegung an seiner Schutzweste gezupft und hatte sie in dem feinen Regen stehen gelassen.
Noch immer schien es, als verspüre sie das beschämende Gefühl...Gedemütigt vor allen die diese Szene vielleicht verfolgt hatten. Die Leere in ihrem Herzen und den unsagbaren Schmerz, der ihr auch jetzt schier den Atem raubte.

Die Worte die er mit dem Fremden gewechselt hatte, waren nicht zu ihr durchgedrungen und so hatte sie sich abgewandt. Mit gesenktem Blick war sie zu der Absperrung geschlichen und niemand hatte Notiz von ihr genommen. Es war, als wäre sie mit einem Mal unsichtbar geworden.

Der leichte Niederschlag hatte sich innerhalb von wenigen Sekunden in ein kleines Unwetter gewandelt und die ganzen Schaulustigen hatten sich, bis auf ein paar besonders harte, verzogen.
Und so war sie wie ein Geist durch die wenigen Menschen gegangen und erst als sie einige Meter weit entfernt gewesen war, war sie gerannt...

Ihre Füße hatten sie so schnell es ihnen möglich gewesen war, davon getragen. Ihre Lungen hatten bereits nach wenigen Metern gebrannt doch sie war weiter gelaufen...immer und immer weiter. So lange bis ihre Knie gestreikt hatten und sie unsanft zu Boden gestürzt war.

Sie hatte sich auf dem harten und glatten Asphalt die Handinnenflächen aufgeschürft, die Knie hatten so stark geblutet, das die dunkelrote Flüssigkeit durch ihre Hose gesickert war und doch hatte sie von alle dem nichts gespürt. Es schien als wäre sie nicht mehr fähig körperlichen Schmerz zu spüren weil der seelische alles in Beschlag genommen hatte.

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