20. Eingesperrt

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Kapitel 20 : Eingesperrt

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Ihre Finger glitten zitternd über den eisig kalten Stahl, der sie in diesen Mauern gefangen hielt. Schluchzend blickte sie hinaus in die Dunkelheit und alles was sie davon abhielt verrückt zu werden, war die frische Luft auf ihrer Haut.

Schon als kleines Kind hatte sie es nicht ausgehalten in einem Raum mit geschlossenen Türen zu sein. Natürlich hatte ihr Vater dieses Wissen stets ausgenutzt und sie genau damit bestraft. Doch sie hatte meist gewusst, dass es nicht lange dauerte. Nun war die Situation eine völlig andere. Ellie wusste nicht ob sie hier je wieder raus kommen würde.

Wimmernd zog sie ihre Beine an ihren Körper und umschlang ihre Knie. Würde sie ihre Tochter je wiedersehen? Wenn sie daran dachte was ihr vorgeworfen wurde, wurde ihr immer noch schlecht.

Joe hatte auf ihren Namen eine mehr als nur abartige Website ins Internet gestellt. Dort hatten Männer die Möglichkeit gehabt, sich Frauen zu kaufen. Je nach Vorliebe und Neigung. Dies allein war bereits eine Straftat doch ihr Erzeuger hatte noch eins drauf gesetzt. Wer bereit gewesen war etwas mehr zu zahlen, der hatte sich problemlos auch eine dreizehnjährige 'bestellen´ können.

Und Ellie? Sie hatte in ihrem Drogenrausch alle dazu notwendigen Dokumente unterschrieben. Ein vom Staatsanwalt beauftragter Graphologe hatte ihre Handschrift 'untersucht´ und zweifelsfrei feststellen können, dass sie es gewesen war.

Ihr Peiniger, der sie in den letzten Stunden ihrer Gefangenschaft bei Joe bis aus Blut gequält hatte, hatte noch im Krankenhaus eine Aussage gemacht, in der er behauptet hatte, er hätte stets mit ihr telefoniert. 
Selbst Joe hatte gegen sie ausgesagt. Zwar saß er wie Ellie ebenfalls im Gefängnis aber dies machte es für sie nicht erträglicher. Er hatte unter Eid geschworen das er sie nur hatte schützen wollen und deshalb 'mitgemacht´ hätte. Doch jetzt, wo die 'Wahrheit´ endlich ans Licht gekommen wäre, hätte er nicht länger schweigen können. Sie hatte nicht alles behalten, was man ihr vorgetragen hatte aber es war Erpressung, Nötigung und versuchter Mord dabei. Joe hatte behauptet, dass sie ein Mädchen mit dem Namen Sally aus Wut fast zu Tode geprügelt hätte. Als 'Beweis´ hatte er der Polizei einige Bilder gezeigt, die sie mit einer unbekannten jungen Frau zeigten.

Dies alles hatte ihren Lebensmut versiegen lassen. Ellie hatte all dies nicht verbrochen doch sie konnte es nicht beweisen. Es stand die Aussage zweier Männer gegen die ihre. Wie groß war da ihre Chance diesen Prozess zu gewinnen? Seit vier Tagen war sie nun schon hier aber es kam ihr vor wie ein ganzes Jahr. Allein auf nur wenigen Quadratmetern und ihren düsteren Gedanken hilflos ausgeliefert.

Nachdem sie im Krankenhaus abgeführt wurden war, hatte man sie zurück in die USA, nach Washington ins Staatsgefängnis gebracht, wo sie die ersten paar Stunden noch auf der Krankenstation verbracht hatte. Doch nach einigen Telefonaten mit Ärzten und einer unglaublich peinlichen Untersuchung durch eine unfreundliche Vollzugsbeamtin, hatte man sie in 'ihre´ Zelle gebracht.

Spencer hatte zweimal versucht sie zu besuchen aber sie hatte der Wärterin jedesmal gesagt, dass sie niemanden sehen wollte. Was zweifelsfrei gelogen war. Ellie wollte nichts sehnlichster als in seinen Armen zu liegen aber sie wusste, sie würde es nicht ertragen können wieder zurück in ihre Zelle zu müssen.
Sie wollte nichts essen und Ellie war froh das sie keine Hofgänge machen durfte. Selbst 'ihren´ Anwalt wollte sie nicht sehen. Ihr war alles egal, wusste sie doch das sie keine Chance hatte, ihre Unschuld zu beweisen. Alles woran sie denken konnte, war ihr geliebte Avery. Ihre kleine Tochter. Soviel hatte sie schon in ihrem Leben verpasst und nun? 

Sie wusste das sie bei ihrer Tante in Sicherheit war und sie konnte nur hoffen das es ihr gut ging. 

Wieder blickte sie hinaus in die Sterne und spürte wie die Tränen ihre Wange hinabglitten. Womit hatte sie das alles nur verdient? Warum tat ihr Vater ihr so etwas an? Verzweifelt klammerte sie sich in den Stoff ihres Overalls. Das leuchtende Orange tat in ihren Augen weh doch sie konnte sich nicht aufraffen ihre Schlafsachen anzuziehen. Der kratzige Stoff der dunkelgrauen Hose hatte bereits nach nur einer Nacht seine Spuren auf ihrer Haut hinterlassen.

Good Enough Où les histoires vivent. Découvrez maintenant