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"Reiß dich zusammen..", murmle ich mir ständig zu und schaue mit Tränen auf das Gepäck vor meinen Augen. Heute werde ich zurück zu meinen Eltern müssen. Ab heute werde ich Tae versuchen zu besuchen, so oft ich kann. Ich möchte für ihn da sein, auch wenn es nicht die ganze Zeit ist. Solange, er hier raus kommt. Danach werden wir endlich zusammen sein können, wie ich es immer wollte und keiner kommt uns in den Weg. Ich lächle bei dem Gedanken, doch schnell wird mein Träumen zerstört. "Geht's dir gut?", fragt mich Nani, welcher durch die Tür spickt. Ich nicke zögernd, bevor ich tief seufze. "Ich will Tae nicht alleine lassen." Nani kommt auf mich zu und setzt sich neben mich. Ich spüre ihre Knochen, als sie ihre Hand auf mein Bein legt. "Das wollte ich auch nie, aber er kam gut ohne mich zurecht, wie es aussieht." 
Sofort schüttele ich meinen Kopf und schaue direkt in ihre Augen, welche mir leerer vorkommen, als zuvor. "Er hat aufgegeben, als du nicht mehr kamst. Er dachte, du hättest ihn vergessen." Nani's Gesicht verzieht sich leicht und sofort wirkt sie traurig. Ich fühle mich schuldig, aber es ist die Wahrheit.

"Ich weiß, dass ich an allem Schuld bin, was ihm passiert.", murmelt sie und beginnt zu schluchzen. Sofort lege ich einen Arm um sie herum und streichle ihren Rücken, während sie mein Shirt vollnässt. "Nein, nicht ganz. Tae ist stur, hauptsächlich das hat ihn hier rein getrieben." Ich versuche sie zu beruhigen, als eine Ärztin herein kommt und mich anlächelt. "Deine Eltern sind da."
Mir bleibt das Herz stehen. Ich bin nicht bereit, meinen Eltern gegenüber zu stehen. Immerhin sind hauptsächlich sie der Grund, warum ich hier her kam.

Keine Aufmerksamkeit. Beleidigungen. Erniedrigungen und so weiter.

Ich drücke Nani ein letztes mal fest und schaue in ihre Augen. "Pass für mich auf Tae auf, wenn ich nicht da bin. Ich bin mir sicher, ihr seht euch öfters, auch wenn eure Häuser getrennt sind." Nani nickt und lächelt schwach. "Unsere Höfe werden verbunden. Keine Sorge." Ich lächle und stehe auf, ehe ich mich verabschiede und der Ärztin folge.
Am Haupteingang stehen meine Eltern, welche mich schämend anschauen. Ich senke meinen Kopf und ziehe den Koffer lausig hinter mir her, ehe ich vor ihnen stehe. 
"Eomma, Appa.", murmle ich, ehe ich realisiere, dass beide beschäftigt sind. Telefonieren.
War ja klar, dass ihre Jobs wichtiger sind, als ich.

Mein Vater legt auf und schaut mich an, ehe er mir den Koffer aus der Hand reißt und ihn Richtung Auto zieht.
Ich würde mich gerne bei Tae verabschieden, aber er ist immer noch nicht wach. Irgendwie tut es weh, daran zu denken, dass ich nicht mehr bei ihn sein kann.
Ich setze mich hinten ins Auto und sehe, wie meine Mutter mich durch den Rückspiegel anstarrt. "Hast du Freunde gefunden?" Ist das ihr ernst? Ich war unter Leuten, die halb tot waren und sie fragt mich sowas? Allen ernstes? Was ist falsch mit ihr.
"Mehr oder weniger.", murmle ich und schnalle mich an.
"Wie meinst du mehr oder weniger?" Ich zucke mit den Schultern und schaue aus dem Fenster.
"Ich hab einen Freund.", sage ich gerade heraus und meine Mutter lächelt. "Wurde auch mal Zeit, seid ihr gut befreundet?" Ich ziehe meine Augenbrauen zusammen und schaue in den Rückspiegel, direkt in die Augen meiner Mutter.
"Uhm, wir sind keine Freunde. Wir sind zusammen."

Und genau diesen Satz bereue ich nun.

Mein Vater stoppt das Auto direkt an der Einfahrt und dreht sich um.

"Wie bitte?!", schreit er und ich zucke zusammen. Warum muss mein Vater immer so aggressiv sein?
"Mein Sohn ist nicht schwul, das sehe ich nicht ein." 
"Ich bin es aber, wenn jemand ein Problem damit hat, kann ich gerne aussteigen und in der Klinik bleiben." Mein Vater zieht eine unbeschreibliche Grimasse und fährt wieder los. "Nein, das klären wir zuhause.", zischt er, als ich zu meiner Mutter schaue, welche mich enttäuscht durch den Rückspiegel ansieht.

Ich will zurück zu Tae.

DisorderOù les histoires vivent. Découvrez maintenant