Kapitel 18

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• E V A N •

Immer wieder versuche ich, mir den Lernstoff einzuprägen, der in meinen Unterlagen niedergeschrieben ist. Doch es ist erfolglos. In meinem Kopf herrscht eine einzige Leere.

Seufzend drehe ich mich mit meinem Stuhl um und schaue aus dem Fenster. Die Sonne ist dabei unterzugehen und so entflammt der Himmel in den schönsten Rottönen vor mir. 

Ich kann an nichts anderes denken als an das bevorstehende Wochenende, an dem ich Wes' Familie kennenlernen werde. Es erscheint mir so absurd. Wir sind noch nicht lange zusammen und machen schon so große Sprünge in unserer Beziehung. Womöglich liegt es daran, dass er schon weitaus mehr Erfahrungen in solchen Sachen hat, aber mich verunsichert es ziemlich. Auch wenn er mir gut zuredet, dass seine Eltern mich mögen würden. Es ist trotzdem ein großer Schritt, den wir damit wagen.

Genau genommen ist es selbst verschuldet. Immerhin habe ich ihn dazu überredet, für den Geburtstag seiner Mutter nach Hause zu fahren. Andererseits hätte ich nicht erahnen können, dass er mich mitnehmen möchte.

Es klang vorgestern auch nicht so, als würde er sich so gut mit seinem Vater verstehen. Wes hat mir zwar gesagt, dass es zwischen ihm und seinen Eltern ein paar Spannungen herrschen, worum es geht, hat er aber verschwiegen. Ich möchte ihn dazu aber auch nicht drängen.

Auf der Lippe kauend werfe ich einen Blick aus dem Fenster in Richtung des Nachbarhauses. Zu meiner Enttäuschung brennt in Chris' Zimmer kein Licht.

Gerne würde ich mit ihm darüber reden. Nicht, dass er mir ein Vorbild in Sachen 'fester Freund' sein könnte - immerhin verlief die Historie seiner bisherigen Beziehungen eher trostlos -, aber er ist trotzdem mein bester Freund, der mir gute Ratschläge geben kann. 

Wenn ich an die Zeit zurückdenke, in der er mit Vincent zusammen war, musste er oft selbst einen kühlen Kopf bewahren, wenn er auf seine Eltern traf. Sie haben ihre Beziehung weniger toleriert, was die beiden aber nicht davon abgehalten hat, zusammen zu sein.

Und jetzt mit Matthew an seiner Seite hat er auch nicht gerade die vorzeigbaren Schwiegereltern im Leben.

"Ach, was soll's", murmle ich vor mich hin und greife entschlossen nach meinem Smartphone, welches bisher an der Ladestation gehangen hat. Ich entstöpsle es und wähle seine Nummer. Es klingelt bereits, als ich das Handy an mein Ohr halte.

Als die Mailbox nach einigen Sekunden anspringt, versuche ich erneut, ihn zu erreichen. Doch wieder ist es nur die Mailbox. Anscheinend ist Chris tatsächlich nicht zuhause. Wahrscheinlich unternimmt er etwas mit Matt. Da hat er Besseres zu tun, als sich mit seinem Handy zu beschäftigen. 

Vielleicht kann ich ihn morgen in der Schule nach einem Rat fragen.

Die Tür wird hinter mir geöffnet und als ich mich umdrehe, sehe ich Dad am Türrahmen stehen. "Kommst du zum Abendessen herunter?", bittet er mich und lehnt die Tür ein wenig weiter auf. 

Ich werfe das Smartphone in meiner Hand aufs Bett und folge ihm nach unten in die Küche. "Hast du deine Hausaufgaben schon erledigt?", fragt er auf der Treppe, was mich die Augen verdrehen lässt.

"Natürlich. Ich bin gerade dabei, für eine Klausur zu lernen. Du weißt doch, vor den Ferien wird es nochmal stressig."

Er nickt zustimmend. "Du schaffst das schon, mein Sohn", spricht er mir zu und klopft mir auf den Rücken, als wir die Küche betreten. Mich umgibt der Geruch von Chili con Carne, was das Wasser in meinen Mund zusammenlaufen lässt.

Wir setzen uns an den Tisch, auf den Mom in dem Moment eine große Schale hinstellt. Es knurrt in meinen Bauch, als ich die mit Käse überbackenen Nachos darin sehe. Noch dazu hat sie Guacamole gemacht. 

Someone like You [boyxboy] | ✔Hikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin