Kapitel 27

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• E V A N •

"Also das da kann ich nicht zulassen!"

Augenverdrehend drehe ich mich zu meiner Mutter um. Sie hat es sich mit meinem alten Nintendo DS auf meinem Bett bequem gemacht. 

"Was ist denn jetzt wieder an diesem Hemd verkehrt?"

"Hast du mal in den Spiegel geschaut, Baby?"

Stirnrunzelnd schaue ich auf mich herunter.

Das hellblaue Hemd schmiegt sich an meinen Oberkörper, wodurch er gut zur Geltung kommt. Wesley würde Gefallen daran finden.

Ich wende mich ihr wieder zu. "Hast du unten nichts zu tun?"

Sie legt kopfschüttelnd die Konsole beiseite. "Michael telefoniert mit deiner Großmutter. Da muss ich nicht unbedingt in der Nähe sein. Sie ist eine schreckliche Quasselstrippe. Am Ende verlangt sie noch, mit mir zu sprechen! Und das auch nur, um mir zu sagen, dass sie mich nicht mag ..."

"Das ist doch überhaupt nicht wahr."

"Ich kann sie aber nicht leiden. Punkt! Und jetzt zieh dieses grässliche Ding aus! Woher ist das, aus dem Schrank deines Vaters?"

Seufzend knöpfe ich das Hemd wieder auf und werfe es ihr entgegen. Sie fängt es in der Luft auf. "Mein Freund, wenn das so weitergeht, bügle ich deine Klamotten nie wieder", meckert sie.

"Das tust doch jetzt schon nicht", erinnere ich sie und schaue auf meine Armbanduhr, was mich einen Moment später ins Stocken bringt. "Verdammt, Wes ist in ein paar Minuten hier! Und ich bin noch gar nicht fertig!"

Von plötzlicher Hektik geleitet, krame ich in meinem Kleiderschrank herum. Ich bin so sehr darin vertieft, dass ich erst gar nicht realisiere, was dann geschieht. Mom greift nach meinem Arm und wirbelt mich herum. Und auf einmal finde ich mich auf meinem Bett wieder. "Was-"

"Lass das jetzt mal die Mama machen", meint Mom und schaut auf mich herunter. Dann geht sie zu meinem Schrank und wirft einen Blick hinein. "Du bist nervöser als damals, als du bei diesem Buchstabierwettbewerb teilgenommen hast." Sie steckt ihren Kopf in den Schrank. "Dann wollen wir mal sehen, ob ich hier auch etwas finde, das mir keinen Augenkrebs einbringt."

Seufzend lasse ich mich nach hinten falle und schließe die Augen.

Dieses Abendessen darf auf keinen Fall schiefgehen. Meine Eltern lernen Wes offiziell als meinen festen Freund kennen. Und es soll gut verlaufen. Das kann aber nur unter einer Bedienung passieren ...

"Mom?"

Offenbar so versunken in ihr Tun, antwortet sie nicht, doch ich weiß, dass sie mir zuhört.

"Könntest du nur für heute eine normale Mutter sein? Nicht die aufgedrehte beste Freundin? Wesley soll einen guten Eindruck von unserer Familie haben und-"

"Baby, jetzt atme doch erstmal tief durch. Denkst du etwa, wir haben uns keine Gedanke über heute Abend gemacht?"

Überrascht richte ich mich auf und fixiere den Rücken meiner Mutter. "Das heißt, ihr werdet euch ausnahmsweise nicht mit Essen bewerfen?"

Sie schnaubt. "Das solltest du wohl mit deinem Vater klären. Ich weiß, dass ich mich benehmen kann", betont sie aufdringlich und wendet sich dann mir zu. In ihrer Hand hält sie ein einfaches weißes Shirt. Es ist so einfallslos.

"Echt jetzt?"

"Kombiniere es einfach mit der schwarzen Jacke ..."

"Die du dir ständig ausleihst?", hinterfrage ich schmunzelnd. "Bist du dir sicher, dass sie nicht gerade in deinem Kleiderschrank befindet?"

Someone like You [boyxboy] | ✔Where stories live. Discover now