Kapitel 8

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• E V A N •

Ich fahre mir durch die vom Duschen noch leicht feuchten Haare, bleibe an der Tür der Pizzeria stehen und klopfe an den Türrahmen. Wesley schaut von irgendwelchen Unterlagen auf und lächelt, als er mich entdeckt. "Wen haben wir denn da? Mit dir hätte ich nicht gerechnet." Er winkt mich zu einen der vielen leeren Tische. "Matthew ist schon nach Hause gegangen."

Während ich auf einen der Tische in der Nähe der Theke zugehe, lasse ich meinen Blick durch das leere Restaurant wandern. "Entschuldige, wolltest du gerade schließen?"

"Wir haben noch eine Stunde geöffnet. Aber zu dieser Zeit gibt es meist nur Bestellungen übers Telefon", erklärt er und verschwindet für einen Moment hinter dem Tresen. Als er wieder auftaucht, hält er einen Korb in der Hand. "Appetit auf Pizzabrötchen? Es bleiben immer eine Menge übrig."

"Danke, aber … ich ..." Seufzend setze ich mich an den Tisch und stütze meinen Kopf auf meinen Arm ab. "Ich bin mir nicht einmal sicher, was ich hier eigentlich tue."

Wes betrachtet mich verwundert, umgeht dann die Theke, um sich zu mir gesellen. Trotz meiner Ablehnung stellt er die Pizzabrötchen vor meine Nase hin. "Ist etwas passiert? Du wirkst so … ungesellig."

Entgegen meines Bedürfnisses, muss ich über seine Bemerkung schmunzeln. Er nimmt sich eines der Pizzabrötchen und sieht mich auffordernd an, bis ich mir ebenfalls eins nehme. "Also, möchtest du mir erzählen, was dich bedrückt? Ich habe mir sagen lassen, dass ich ein guter Zuhörer bin", bietet er mir an. 

"Sehe ich denn so beschissen aus?", witzle ich, obwohl mir nicht zum Scherzen ist. 

Ehrlich gesagt, macht es mir ziemlich zu schaffen, wie es gerade zwischen Chris und mir läuft. Unser Streit gestern Abend beschäftigt mich. Ich bekomme seine Worte nicht aus meinem Kopf.

"Vielleicht solltest du mal lernen, dich aus manchen Dingen raus zu halten."

Womöglich hat er sogar damit recht, dass ich mich immerzu in die Angelegenheiten anderer einmische. Aber bis jetzt bin ich davon ausgegangen, dass ich damit das Richtige tue. 

Und wenn ich daran denke, wie betrübt Matthew heute in der Schule wirkte, konnte ich mir schon denken, dass zwischen den beiden irgendwas vorgefallen sein könnte. Nur kann ich keinen meiner Freunde fragen, ohne zu verraten, dass ich sie letzte Woche im Wald zusammen gesehen habe. 

"Du siehst aus, als bräuchtest du etwas anderes als Pizzabrötchen", sagt Wesley und steht im selben Atemzug auf. 

Neugierig sehe ich ihm hinterher, wie er in Richtung Durchgangstür geht und durch diese auch verschwindet. 

"Was hast du vor?", rufe ich ihm nach, obwohl ich mir so ziemlich sicher bin, dass er mich nicht gehört hat. Umso überraschter bin ich, den Gegenstand in seiner Hand zu sehen, als er zurückkehrt. 

"Vergiss es", lehne ich kopfschüttelnd ab. "Ich bin mit dem Wagen meines Vaters hier. Und außerdem ..."

Er stellt die Flasche Rum auf den Tisch. 

"... Du bietest einem Achtzehnjährigen gerade Alkohol an, Mister", mache ich ihm auf das Offensichtliche bewusst, was ihn wohl aber wenig interessiert. 

Wes zuckt grinsend mit den Achseln. "Ich überschreite gerne Grenzen. Und was denkst du, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass auf einmal Polizisten hier auftauchen?"Ich komme nicht dazu, etwas darauf zu erwidern, denn er fügt hinzu: "Und tu mal nicht so, als wäre es etwas Neues für dich. Du hast doch garantiert schon Alkohol getrunken."

Er schiebt mir die Flasche rüber. Als ich aber noch immer zögere, verdreht er die Augen. "Würdest du dich besser fühlen, wenn ich dir versichere, dich später nach Hause zu fahren?"

Someone like You [boyxboy] | ✔Where stories live. Discover now