Kapitel 11

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• E V A N •

"Ich versuche lediglich zu verstehen, was zwischen euch beiden vorgefallen ist. Du hast Matthew gestern nicht erlebt. So habe ich ihn lange nicht mehr gesehen", versuche ich zu meinem besten Freund durchzudringen, während dieser um eine Kurve fährt.

Als ich unsere Unterhaltung auf ihn gelenkt habe, wirkte Chris nicht sonderlich begeistert. Das hatte er sich definitiv nicht vorgestellt, nachdem er mir angeboten hatte, mich mit zur Schule zu nehmen. Aber ihm bleibt keine andere Wahl, als es sich anzuhören.

"Hör mal, er hat mir erzählt, wie euer Gespräch ausging. Und ich kann mir vorstellen, dass du gekränkt bi ..."

"Verletzt trifft es eher", unterbricht er mich harsch. "Aber ich komme schon damit klar. Solange du nicht ständig dieses ewige Thema aufbringen würdest."

"Das glaube ich dir aber nicht. Du siehst aus, als hättest du die Nacht kein Auge zumachen können", entgegne ich besorgt und mustere ihn von der Seite. Unter seinen Augen zeichnen sich dunkle Ringe ab.

Wüsste Christoph, was Matt beschäftigt - womit er zu kämpfen hat - würde es so vieles leichter machen. Er könnte vielleicht verstehen, warum er ihn von sich stößt und versucht, das zu zerstören, was sich zwischen ihnen entwickelt.

"Sag mal, was hältst du eigentlich von einer Party? Wir haben schon lange nicht mehr zusammen gefeiert", schlägt er auf einmal vor, was mich vollkommen aus dem Konzept bringt.

Deutlich verwirrt starre ich ihn an. "Versuchst du, so das Thema zu wechseln?"

Es ist wirklich, als würde ich gegen eine Wand reden.

Ich kann mir schon vorstellen, was in ihm vorgeht. Er wollte sich nach seinem Exfreund auf niemanden mehr einlassen aus Angst, nochmals so etwas zu erleben. Chris wollte sich schützen und insgeheim auch andere, was er niemals zugeben würde.

Doch dann beginnt er, etwas für Matthew zu empfinden. Und er stößt ihn von sich. Das geht nicht einfach an ihm vorbei.

Da es keinen Sinn macht, weiter auf ihn einzureden, knicke ich ein. "Na gut, du hast mich", stimme ich zu. "Feiern klingt gut. Das bräuchten wir, denke ich. Solange die Party nicht so wie letztes Mal total aus dem Ruder läuft."

Wenn ich an die letzte Party zurückdenke, läuft mir ein Schauer über den Rücken. Weil sich ein paar Kerle wegen irgendeines Unsinns geprügelt haben, musste sogar die Polizei gerufen werden. Es war ein Desaster. So extrem wird keine Party mehr ausarten, das habe ich mir geschworen.

Wir stoppen an einer Ampel. "Also zuerst muss geklärt werden: Bei dir oder mir?"

Belustigt über diese eindeutige Zweideutigkeit schüttle ich den Kopf. "Garantiert nicht in meinem Haus."

"Warum denn nicht? Tina ist doch voll locker bei sowas. Wer weiß, vielleicht würde sie sogar mitfeiern." 

Und das bräuchte ich wirklich nicht.

"Eben, das ist ja der Punkt! Am Ende muss ich sie noch abhalten, auf dem Tisch einen Striptease zu machen", gebe ich brummend von mir.

"Okay, also bei mir. Ähm … denkst du, Matt würde kommen?"

Ich glaube, mich verhört zu haben.

Verblüfft verneine ich seinen Gedanken. "Zu der Party? Wohl eher nicht. Er steht nicht so auf Partys." 

Was ist denn jetzt auf einmal los? Gerade eben wollte er noch unbedingt verhindern, dass ich weiter von ihm rede. Und jetzt hätte er ihn gern auf der Party? Ich habe kein gutes Gefühl dabei. Was hat sich Chris jetzt schon wieder ausgedacht?

Someone like You [boyxboy] | ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt