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Silvesterspecial

• W E S •

Oliver legt seinen Arm um mich. In seiner freien Hand hält er eine Bierflasche. "Wes, ich glaube, dein Freund ist betrunken."

Amüsiert blicke ich mich um. "Wo ist mein Lockenköpfchen?"

"Er ist in euer Schlafzimmer gegangen. Wollte wohl mit jemanden telefonieren", meint er und hält mir seinen Finger ins Gesicht. "Du musst etwas unternehmen. Ernsthaft! Bevor er irgendwem irgendwas Peinliches erzählt ... Zum Beispiel Details über euer Sexleben", witzelt er. Ganz offensichtlich hat er auch schon einen guten Alkoholpegel. 

Augenverdrehend stoße ich ihn von mir, kann mir ein Grinsen aber nicht verkneifen.

Wie jedes Jahr feiern wir Silvester zusammen. Beziehungsweise, eigentlich trinken wir, bis wir meist vollkommen unzurechnungsfähig sind. Das hat eigentlich auch immer funktioniert, weil Evan und Lisa auf uns aufgepasst haben. Aber heute hat mein Schatz mal das Spiel umgedreht. Heute Abend hat er neue Freunde namens Wodka und Rum kennengelernt.

Den Rum hat er irgendwann mal von Tina geschenkt bekommen - von wem auch sonst. Glücklicherweise hat sie sich bereit erklärt, auf die Zwillinge aufzupassen. Wie wäre die kleine Party nur geworden, wenn meine bezaubernde Schwiegermutter in Spe mitgefeiert hätte? Daran will ich gar nicht denken.

Nun, lange Rede, kurzer Sinn: Weil Evan heute Abend seinen Spaß haben möchte, trinke ich weniger, um den Überblick zu behalten.

An meiner Limo nippend dränge ich mich durch die Meute, die sich angeregt amüsiert. So wie in den letzten drei Jahren in unserer Beziehung haben wir die Silvesterfeier immer bei uns ausrichten lassen. Doch das nächste Jahr wird eindeutig bei Chrissie und Matt gefeiert. Morgen muss ich das alles hier aufräumen!

Und mit mir meine ich Evan. Ganz egal, ob er mit Kopfschmerzen zu kämpfen hat.

An der Couch mache ich kurz halt, um ein Foto von meinen knutschenden Freunden zu machen. Wenn ich daran zurückdenke, wie schüchtern Matthew war, als ich ihn damals kennengelernt habe. Und mittlerweile sitzt er in aller Öffentlichkeit auf dem Schoß seines Freunden, um ihn zu küssen.

Aber was soll's? Dann habe ich wenigstens schöne Pärchenfotos von dem zweitsüßesten Paar der Welt.

Bevor die beiden mich beim Spannern erwischen, gehe ich schnell weiter. Im Flur ist weniger los, sodass ich schnell bis zu unserem Schlafzimmer durchkomme. An der Tür bleibe ich stehen. "Evan, bist du da drin?", frage ich und klopfe ein paar Male. "Schatz?"

Als ich keine Antwort bekomme, betrete ich das in Dunkelheit gehüllte Zimmer. Von ihm keine Spur.

Mir fällt ein kleiner Lichtschein auf, der aus dem angrenzenden kleinen Badezimmer kommt. Und als ich genauer hinhöre, kann ich tatsächlich seine Stimme entnehmen.

Dieses Mal öffne ich die Tür, ohne vorher anzuklopfen. Und da entdecke ich ihn. In der Badewanne. Grinsend reibe ich mir über die Stirn. "Baby, was tust du denn da?"

Er macht mich echt fertig. Vor etwa einer Stunde musste ich ihn davon abhalten, sich vor unseren Gästen zu entblößen und mit Schlagsahne einzusprühen - Chris' Werk, der es wohl witzig gefunden hätte, wenn wir unsere kleinen Jugendsünden wieder aufleben lassen würden.

Aber nein, dieser Anblick ist nur für mich reserviert.

"Evan ..."

"Psssscht … Ik … Ich teeeelefooonieree", zischt er und wirft einen Schwamm nach mir, der mich allerdings komplett verfehlt und gegen die Wand abprallt.

"Schatz" – ich deute auf meine Armbanduhr – "in zehn Minuten beginnt das neue Jahr. Aber anstatt in meinen Armen zu liegen, scheint es mein Freund gemütlicher in der Badewanne zu finden."