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Ich schlug meine Augen auf und ging ins Bad. Heute würde ich nach  einem halben Jahr entlassen werden. Ich kämmte mir meine hellbraunen lockigen Haare die mir bis kurz unter die Brust reichten. Ich ging wieder zurück ins Krankenzimmer und zog mich um. Nach einem halben Jahr würde ich mich wieder mit jemand anderem unterhalten als den Ärzten.

Damals wusste ich schon im Krankenwagen, dass ich meine Eltern verloren hatte. Seit diesem Tag weinte ich täglich mindestens eine Stunde. Es fühlt sich an, als hätte man mir mit aller Gewalt mein Herz aus der Brust gerissen. Die ganze Zeit in der ich hier war wollte ich nicht mehr leben.

Damals hatte ein herum fliegendes Teil mir den Bauch quer aufgerissen, sodass ich fast daran gestorben wäre. Ich hatte dem Tod in die Augen gesehen. Außerdem hatte ich über all Verbrennungen. An den Armen, am Rücken, im Nacken und an den Beinen.

Seit dem Absturz versteckte ich mich in dicken Pullovern egal wie heiß es war. Früher trug ich Tops und Hotpans doch jetzt trug ich nur noch langärmlige Sachen und schminkte mich nicht mehr.

Bald würde meine Tante mit ihrem Mann kommen und mich holen. Sie selber hatten auch Kinder, doch wir mochten uns nicht sonderlich gern. Schnell kramte ich meine Sachen zusammen und setzte mich wartend aufs Krankenbett. Ich bekam einen Wein Krampf als ich die Narbe unter meinem Pullover spürte. Genau in diesem Moment betrat meine Tante mit ihrem Mann das Zimmer, doch sie blieben nur geschockt stehen, als sie sahen dass ich gerade meinen täglichen Nervenzusammenbruch erlitt. Dann kamen Tante Glenda und ihr Mann Mike auf mich zu und umarmten mich fest. Dabei schluchzten sie:

"Es tut mir ja so leid! Wir vermissen deine Eltern sehr."

Als ich mich dann einigermaßen beruhigt hatte, gingen wir zum Auto und fuhren los. Während der Fahrt sah ich die ganze Zeit abwesend aus dem Fenster.

6 Stunden später kamen wir endlich an. Die Stadt war zwar klein aber bestand nur aus reichen Leuten.

"Hallo Ann", sagte mein Cousin Noah und hob emotionslos die Hand.

"Hallo", sagte ich traurig.

"Ann liebes. Dein Zimmer befindet sich wenn du die Treppe hoch gehst links die zweite Tür", warf Glenda mit einem bösen Seitenblick auf Noah ein. Mein zweiter Cousin Tom war wohl gerade nicht da. Doch was kümmerts mich?

Ich ging langsam die Treppe hoch. Vor der zweiten Tür links blieb ich kurz stehen und atmete tief durch dann öffnete ich sie. In dem Zimmer stand bereits ein Doppelbett, ein Schreibtisch, Kleiderschrank mit Spiegel und ein Fernseher. Außerdem lag mein Laptop von Zuhause auf dem Schreibtisch. Alles war in weiß gehalten sogar die Wände. Das wollte ich ändern und wollte graue Wandfarbe kaufen gehen, doch davor stellte ich noch ein Bild von mir und meinen Eltern in einem weißen Bilderrahmen auf den Nachttisch. Dann machte ich mich auf den Weg.

Nach 5 Minuten Fußmarsch kam ich in  der Stadt an. Trotz warmen Wetters, hatte ich einen Pullover an. Als ich dann nachdachte bemerkte ich das ich gar keine Farbeimer schleppen könnte und so beschloss ich die Farbe einfach morgen nach meinem ersten Schultag zu holen. Ich wollte gerade in ein Cafe auf der anderen Straßenseite als mich jemand am Handgelenk festhielt. Für meine Geschmack etwas zu fest.

InceptionWhere stories live. Discover now