- Der Anfang -

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Es klingelte zum Pausenende

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Es klingelte zum Pausenende.

"Cassie! Mensch, überlege dir lieber nochmal, ob du das jetzt wirklich machen willst, weil... die sind doch unberechenbar, die Typen."

Stur schüttelte ich mit dem Kopf. "Ist mir scheiss egal. Die haben mein Essen geklaut, beziehungsweise einer von ihnen hat trotz Versprechen nicht richtig darauf aufgepasst und das macht mich unberechenbar."

Liv sank verzweifelt auf ihren Stuhl zusammen. "Ach komm schon, wenn nicht, dann kriegst du von mir noch Donuts-"

"Du hast sie nicht gegessen, Liv. Verstehe das doch mal. Ich habe keine Lust, dass die denken, bei mir können die sich alles erlauben! Was kommt dann als nächstes?"

Sie verzog das Gesicht. "Dann pass einfach besser auf, dass es kein nächstes Mal gibt."

Ich hatte das Gefühl, ich würde gleich vor lauter Zorn in die Luft gehen, allerdings blieb ich noch immer auf meinem Stuhl sitzen und drückte den Rücken durch. Die dünnen Sohlen meiner Converse scharrten leicht über den Boden. "Okay", atmete ich möglichst ruhig aus. "Ich muss jetzt sowieso los und kann es nicht riskieren, dass ich wegen den Idioten schon wieder zu spät in den Unterricht komme."

Olivia wirkte merklich erleichtert, nachdem ich das gesagt hatte. "Gut, dann lass uns jetzt losgehen."

Ohne in die Sitzecke zu schauen, stapelte ich meine Karteikarten wieder übereinander, schob Liv die drei Literaturbücher herüber und folgte ihr dann schließlich schnell aus der Mensa heraus. Die Donutbox ließ ich aus Trotz auf den Tisch stehen.

Das wird sich später noch alles klären.

***

"Guten Morgen, meine Damen und Herren." Mr Lavrence kam im starren steifen Gang in den Raum hereingerauscht. Seine blassblauen Augen, die gelegentlich etwas wässrig wirkten, starrten uns kalt an, während ich verzweifelt ein Grinsen unterdrückte.

Ich konnte mir nicht helfen, aber... es sah bei ihm immer aus, als hätte er einen Stock im Hintern, so gerade wie er lief.

"Wie sie wissen, arbeiten im Moment einige Schüler an Kurzvorträgen, um sich im Fach zu verbessern." 

Das ist ja mal eine ganze andere Art von... Outing. Jetzt weiß ja praktisch jeder von dem Vortragenden, dass sein zugehöriger Durchschnitt geschätzt unter 3,0 oder sogar noch schlechter lag.

Meine Hände ballten sich unbewusst zu Fäusten.

Beiläufig nestelte er an seiner schwarzen Tasche herum und packte seinen dicken Hefter aus, der noch zerfledderter und mitgenommener aussah, als meiner. "Und heute haben wir auch wieder zwei Vorträge zu hören, da ich eine Doppelstunde bei euch habe."

Ich wollte ungern daran erinnert werden.

In dem Kurs war es nach wie vor still. So wie jedesmal konnte man eine Stecknadel in Mr Lavrence Unterricht fallen lassen und der Aufprall hätte eine ähnliche Lautstärke wie eine Autohupe. Nicht weil wir Respekt vor ihm hatten, waren wir so zurückhaltend, sondern weil ihn niemand leiden konnte. Nichtmal die Motivierten unter uns. Niemand hatte Lust auf einen Eintrag, eine Sechs oder einen Besuch beim Direktor, wenn man von ihm vielleicht annähernd dreimal ermahnt wurde wegen Unterrichtsstörung.

Ein Buch wurde hinten auf den Tisch geknallt.

Nein, ich hatte jemanden vergessen. Es gab eine einzige Person in unserem Kurs, die jedesmal seine Meinung sagte, wann es ihm passte.

Mr Lavrence hob stirnrunzelnd den Kopf von seiner Anwesenheitsliste. "Haben sie ein Problem, Mr Fray?"

Mit angehaltenen Atem schauten mehrere nachhinten, während ich es mir lieber ersparte. Ohnehin konnte ich mir diesen abweisenden Ausdruck in Adrael's Augen gut vorstellen, in denen das Hellblau viel kräftiger wirkte, als bei unserem Englischlehrer.

"Habe ich mich denn irgendwie geäußert? Ich denke eher nicht", sagte dieser nun auffällig ruhig.

"Ach, tatsächlich?" Mr Lavrence räusperte sich kurz. "Nun, dann, wenn nichts ist, können wir ja mit den Vorträgen beginnen. Ms Steven? Wären sie dann so weit?" Sein starrer Blick war, wie immer, nicht direkt auf mich gerichtet, sondern eher auf die Tischplatte vor mir.

Ich schluckte. "Ja... ich denke schon."

Betty, die neben mir saß, schaute mich mitfühlend an. Wir redeten nie viel, hier kam wieder Liv's Ruf ins Spiel, aber letzte Woche hatte sie mir anvertraut, wie unfair Mr Lavrence ihren Vortrag hinterher bewertet hatte. Es war unlogisch, dass er Schüler ihre Meinungen zu den Präsentationen sagen ließ, hinterher aber nie darauf einging.

Auf wackeligen Beinen stiefelte ich schließlich nach vorn und wünschte mir zum wiederholten Mal, dass Olivia auch in der Menge saß, um mir wenigstens aufmunternd zu zu lächeln. Aber leider wurde sie in den anderen Englischkurs, der parallel zu uns lief, gesteckt.

Ich schaffe das schon.

Als ich jedoch vorn ankam und mir die Anzahl der Schüler wortwörtlich nochmal vor Augen geführt wurde, wurde mir noch schlechter als ohnehin schon.

"Ms Steven? Haben sie eine Powerpoint Präsentation gemacht?", erkundigte sich mein  verhasster Lehrer von seinem Schreibtisch aus.

Mit trockenem Hals schüttelte ich den Kopf. "Nein."

Schon von hier aus merkte ich wieder seine ansteigende Abneigung, was mich noch unsicherer werden ließ.

"Na dann, beginnen sie mal."

Ich nickte leicht und visierte einen Punkt hinten an der Wand an, um niemanden direkt ins Gesicht schauen zu müssen. "Ich habe mich mit Shakespeare beschäftigt. Das heißt, dass ich ein wenig seinen Lebensverlauf erklären werde und etwas zu seinen Werken sage." Meine Augen klebten an der ersten Karteikarte. "Shakespeares Geburtsdatum ist nicht überliefert. Laut dem Kirchenregister in Stratford-upon-Avon, wurde er am 26. April 1564 getauft."

Genervt merkte ich, dass meine Beine leicht zu zittern anfingen. 

Was musste ich auch immer so aufgeregt sein?

"S - seit dem 18. Jahrhundert wird der 23. April oft als sein Geburtstag genannt, doch ist diese Angabe nicht gesichert und geht wohl nur darauf zurück, dass Shakespeare am gleichen Tag des Jahres 1616, am 23. April, .... uhm... verstorben ist." Ich riss mich wieder von den Aufzeichnungen los und wollte meinen festen Punkt an der Wand hinten im Raum wieder anstarren, als ich an dem mittleren Tisch in der letzten Reihe hängen blieb.

Ich war sogar so sehr von dieser Reaktion überrascht, dass ich auch in den restlichen Fakten über Shakespeare's Leben immer mal ein Wort nicht richtig aussprechen konnte.

Ian's kurzes aufrichtiges Lächeln hatte mich zu sehr aus dem Konzept gebracht.

Ian's kurzes aufrichtiges Lächeln hatte mich zu sehr aus dem Konzept gebracht

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#3 OMG!!! *-*

Er dort oben soll die Besetzung für Ian sein. Was haltet ihr von ihm?

Und meine Güte, Leute, was seid ihr so gut in der Schule *-* Ich gehe auf ein Gymi und habe einen Gesamtdurchschnitt von 2,3 oder 2,4 . Also ja..... Fächertechnisch liegt mir nur Kunst und Deutsch, das kriege ich meistens etwas leichter hin, der Rest ist hin und wieder mal Glück.

Dark RoomWhere stories live. Discover now