Kapitel 1

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~Mädchen des Feuers~

Ich sitze auf meinem Bett und schaue aus dem Fenster, schaue die Sterne an. Ab morgen würde ich in die Flammenschule gehen. Zuerst gingen alle Elementmenschen auf die Elementschule, aber weil der Krieg ausbrach wurde diese geschlossen. Sicher hatten auch die anderen Elemente Schulen gebaut, um ihre Kinder weiter auszubilden, ihnen zu lehren mit ihren Kräften umzugehen, wenn sie sie bekommen haben, oder eher gelernt haben sie zu rufen. Manche haben seit ihrer Kindheit Zugriff darauf, ich aber leider nicht.
Ich starre die hellen Punkte am Himmel weiter an. Was Logan jetzt wohl gerade macht? Wie es ihm wohl geht? Es ist schon eine Ewigkeit her, seit wir das letzte mal geredet haben, da er sich wegen seinen Eltern und all den anderen Umständen abgewand hat. Ob er sauer auf mich ist? Würde er mich überhaupt noch erkennen? Oder hat er schon längst alles, was wir jemals erlebt haben vergessen? Logan war, neben Lilie, mein einziger richtiger Freund gewesen, mein bester Freund. Ich vermisse ihn immer noch, niemals werde ich ihn vergessen. Klar verstand und verstehe ich mich auch mit ein paar anderen, allerdings sind das keine guten Freunde. Ich schaue immer noch aus dem Fenster. Die Sterne sind alle so schön, aber der Polarstern ist für mich der schönste von allen, weil er eine schöne, aber dennoch traurige Erinnerung aus meiner Vergangenheit enthält.
Es war beim letzten Zama, vor drei Jahren. Es war das Existenzfest, welches jedes Jahr am elften Juli stattfand, man feierte unsere Existenz und unsere Götter Wuta, Ruwa, Duniya, Iska und Kashi.
Das Zama fand jedes Jahr am Marktplatz, dem Kasuwa statt. Er befindet sich in der Mitte unseres Landes Kashidria.
Der goldene Garten ist ein riesen Park in dem man viele Seen, viele Lagerfeuerplätze und sehr viele verschiedene Pflanzen findet, es gibt dort Flüsse und viele andere Parks oder Spielplätze, allerdings sind diese nur ein kleiner Teil des Lambu na Zinariya und ist nicht dort wo das Existenzfest stattfand.
Die andere Seite der Welt besteht aus den feurigen Kerkern, den ƙananan Kurkuku, wo Vorbestrafte und von den Göttern Verbannte nach dem Tod sind, und dem Himmel in den die Toten hinkommen, dem Sama. In der Mitte des Samas ist das Zaba, wo Propheten und von den Göttern Begünstigte nach ihrem Tod sind. In dessen Zentrum befindet sich ein Portal, durch das man in den zweiten Abschnitt, in die divine girije über den Wolken kommt. In diesem Teil befinden sich die Götter. In die feurigen Kerkern, den ƙananan Kurkuku, kommen Vorbestrafte und von den Göttern Verbannte.
Und in der Mitte des Marktplatzes steht ein hölzerner Fahnenmast, an dem die Elementflagge befestigt ist. Sie besteht aus vier gleich großen Kästchen. Links oben ist ein Tornado abgebildet, er steht für das Luftelement, rechts daneben eine Sonne für das Feuer, und darunter eine Blumenkette, welche die Erde darstellt. Links unten sind Wellen für das Wasser. Das Kästchen des Tornados ist in einem sehr hellem grau gestaltet, der Tornado in einem dunkleren grau, das Kästchen des Feuerelements rot und das des Wassers blau. Die Blumenranke ist auf einen braunen Untergrund aufgestickt, mit einem schönen leicht glitzernden Grün. Das Wasser ist mit einem silbergrauen, bläulichen Faden aufgestickt und die Sonne in einem dunklen Goldton, sie hat eckige Strahlen und ist mit demselben, helleren, feineren goldenen Faden umstickt, wie die Flagge und die Kästchen. Sie sieht hinten und vorne gleich aus. Ganz oben auf dem Fahnenmast ist ein goldener Apfel angebracht, der die Gemeinschaft und Verbindung zwischen den Elementen zeigen soll.
Damals auf dem Existenzfest saßen wir Kinder zuerst alle ums Lagerfeuer an einem der Lagerfeuerplätze in der Nähe des Kasuwas. Zuerst lief alles gut, immer mehr Kinder kamen dazu, während die Erwachsenen auf dem Bänken im Marktplatz saßen, aber nach einer Weile brach ein Streit aus. Ich weiß noch, Logan, Lilie und ich saßen nebeneinander auf einer der Bänke während David und seine Gefolgschaft, zwei weitere Jungen des Windes, herbeitraten, die Hände in die Hüfte gestämmt. David sagte damals:,,Haut ab ihr Schwächlinge, das Luft Element, das einzig wahre, ist nun hier." Ich sehe es deutlich vor mir, wie er auf mich zutrat als wir uns als einzige nicht vom Fleck bewegten. Die anderen Kinder waren längst geflohen. Ich spüre wieder, wie der Schweiß auf meine Stirn trat, wie ich zu zittern anfing vor Angst, auch wenn es von heute betrachtet fast lächerlich scheint. Er stand direkt vor mir, die Hände immer noch in die Hüfte gestämmt, wer bis jetzt noch nicht geflohen war, floh jetzt, bis auf mich und meine Freunde. Ich spürte Lilies und Logans Angst, ich merkte wie sie zitterten. David wartete nicht mehr länger, er schubste mich gleich von der Bank, unsanft kam ich am Boden auf, ich war nur wenige Zentimeter vom Feuer entfernt. Selbst wenn es mein Element ist, ist es gefährlich, wenn man es nicht unter Kontrolle hat. Da ich auf den Kopf gefallen war, sah ich nur schwarz. Das einzige, was ich wahrnahm waren die lauten Geräusche um mich herum, die Schreie der Aufregung. Von Lilie weiß ich, dass David nun zu ihr kam, um sie wegzuschubsen, vom Platz zu vertreiben. Er war schon immer etwas gemein und gewalttätig. In der Schule kam es öfters zu Prügeleien zwischen ihm und anderen, selten auch Logan oder mir und Lilie. Mein bester Freund war anscheinend aufgestanden und wollte zu mir und schauen ob alles in Ordnung war, als Lilie angegriffen wurde. Schnell änderte er seinen Weg und lief zu ihr. ,,Spinnst du?", schrie er und in diesem Moment hatte der Anstifter sich zu dem schwarzhaarigen Jungen gedreht und Lilie vergessen. Diese floh sofort um Hilfe zu holen, aber einer der zwei anderen Jungen verfolgte sie. Sie sagte, sie liefe so schnell sie konnte um Hilfe zu holen, aber da sie den ganzen Weg laufen musste, mit Umwegen,weil sie verfolgt wurde, dauerte es eine halbe Ewigkeit bis Rettung kam. In der Zwischenzeit wurde meine Sicht wieder klarer. Meine Hände waren etwas blutig vom Hinfallen und brannten wie die Hölle. Noch drehte sich alles, so dass ich nicht aufstehen konnte. Ich wischte sie an meiner Jeans ab. Mit wackeligen Beinen stand ich nun auf und versuchte Logan zu helfen, aber ich war zu schwach, da ich Kopfschmerzen hatte und das Schwindelgefühl nicht ganz verschwunden war. Ich taumelte rückwärts und versuchte mich an der Bank festzuhalten. Mein bester Freund bemerkte nichts davon, er versuchte sich zu verteidigen. Das letzte was ich mitbekam, bevor sich wieder alles drehte war, dass Logan einen starken Schlag aufs Auge bekam. Er sank nur kurz zusammen und kämpfte sich wieder schwankend auf seine Beine. Ich sah wie ein wenig Blut aus seiner Nase rann und sein Auge langsam anschwoll. Kaum stand er, schubste David ihn zurück und drängte ihn wieder zu Boden. Er schlug ihm noch einmal ins Gesicht, schubste ihn noch einmal zurück. Logan versuchte zurück zu robben und sich in Sicherheit zu bringen, aber der andere von Davids Gang war hinter ihm und hielt ihn fest. Alles drehte sich und ich krachte gegen die Bank welche umfiel. Dem Geräusch zu urteilen hatte Lilie es geschafft unsere Eltern zu holen, welche gerade in diesem Moment kamen. Ich konnte mir das gut vorstellen, wie Lilies hellblonde Haare, die immer seidig silbern schimmern, vom Wind zurück wehten, als sie rannte. Wenn wir David nicht sogar zutrauen würden, dass er uns umgebracht hätte, hätten wir nicht so viel Angst gehabt. Sie sagte, dass sie dachte, wenn sie den Marktplatz erreichte war sie in Sicherheit. Ich stelle mir vor, wie sie auf den Marktplaz rannte, zu meinen, Logans und ihren Eltern lief und hysterisch um Hilfe bittete. Lilie erzählte, dass aus Neugier andere mitgekommen waren. Hätten wir damals gewusst, was das alles für uns bedeutet, wären wir wie die anderen Kinder feige davon gelaufen. Denn als ich wieder zu mir kam sah ich meine Freundin neben mir sitzen und meine Mutter mit Tränen in den Augen über mich gebeugt. Mein Vater stritt mit Logans Vater, wessen Mutter neben ihm saß. David hatte anscheindend weiter auf ihn eingeprügelt, denn der Junge mit den schwarzen Haaren lag fast bewusstlos auf dem Boden. Von Lilie weiß ich, dass David, als er hörte, dass sie mit Hilfe wieder kam, geflohen war, die Erwachsenen hatten ihn wohl nicht mehr gesehen und unsere Eltern glaubten uns nicht. Sie kamen nur schwer durch die Menschenmasse, die sich am Rand gebildet hatte. Vertreter aller Elemente. Die meisten waren durch den Krieg schon so feindlich eingestellt, dass sie es sogar billigten, dass zwei Kinder unterschiedlicher Spezies gekämpft haben. Denn so sah es aus. Ich setzte mich auf und schaute mich um, viele Zuschauer starrten uns an. Es war viel Gemurmel zu hören. Die Feuerelementmenschen hassten Logan und die des Wassers mich. Sie ließen nicht mit sich reden, sagten, wir würden uns jetzt nur gegenseitig verteidigen, weil ja jeder mal streitet und wir nicht wollen, das uns der Kontakt verboten wird. Und das redeten sie unseren Eltern ein. Auch wenn diese gut befreundet waren, schien der ganze Trubel und die Aufmerksamkeit sie unsicher zu machen. Aus Angst verurteilt zu werden stritten unsere Eltern, taten genau das, was die anderen wollten. Sie ließen ihren ganzen Frust heraus und verboten uns letztendlich den Kontakt.
Ich und Logan sahen uns entsetzt an. Wir standen beide vor unseren Müttern, welche blass um die Nase waren, weit auseinander, aber trotzdem wissend, dass der andere Angst hatte und versuchten diesen alles zu erklären, aber auch sie ließen uns nicht zu Wort kommen. Lilie stand teilnahmelos und erschrocken am Rand des Geschehens. Wir wurden gefragt, wie es und geht. Dann traten wir zu unseren Vätern, welche letzte böse Blicke wagten, bis wir gingen. Als sie nun endlich schwiegen war es eine bedrückende Stille. Ich wünschte mir in diesem Moment, sie würden wieder anfangen zu streiten, denn nichts war schlimmer als diese unausgesprochene Worte in der Luft. Niemand beachtete die anderen, nur ich und Logan blickten uns traurig in die Augen. Es war nicht nur eine Freundschaft die an diesem Tag zerstört wurde, zu Bruch ging. Meine Mutter senkte beschämt den Kopf. Ich weiß, dass sie mir glaubte und sie erzählte mir, dass wir schon zu viel Aufmerksamkeit auf uns gezogen haben, dass ich mich von den anderen Elementen fernhalten müsste. Nun standen ich und Logan kurz gegenüber. Keiner traute sich etwas zu sagen. Ich betrachtete ihn, er sah schlimm aus, mit seiner blau angeschwollenen Lippe, dem blauen Auge, den Kratzern und dem verkrustetem Blut unter seiner Nase und auf seinen Kleidern, die auch so sehr dreckig geworden waren. Dann wurden wir auseinander gerissen. Das war eines der letzten Male, als ich mit ihm reden konnte, ich hatte es natürlich oft versucht, aber es ging nie, denn unsere Eltern hatten uns jeglichen Kontakt verboten. Aus Angst. Das war eines der letzten Male, als ich mit ihm reden konnte, ich hatte es natürlich oft versucht, aber es ging nie, denn unsere Eltern hatten uns jeglichen Kontakt verboten.
Nur einmal sprach er nochmal mit mir. Ich schließe die Augen und sehe es direkt vor mir, wie ich da stehe, ihn sehe und ihm hinterherlaufe, durch die Menschenmasse in der Schule hindurch, bis raus auf den Pausenhof. Unter einer kleinen Buche holte ich ihn ein, fasste ihn an der Schulter und schließlich drehte er sich um. Ich sah ihm ins Gesicht und wollte was sagen, aber er ließ mich nicht zu Wort kommen, unterbrach mich bevor ich etwas sagen konnte, schaute mich mit ernster Miene an und sagte leise:,, Ich kann nicht, Aurora, versteh es doch einfach!" Dann drehte er sich um und ging langsam weiter, ließ mich zurück, mit einem verwirrten und traurigen Blick im Gesicht. ,,Warum?", fragte ich noch leise, obwohl mir klar war, dass er es nicht hören würde. Ich wusste es würde nichts bringen wenn ich ihm hinterherlaufen würde, also ließ ich es sein. Die Blätter über mir raschelten im Wind und wenige fielen hinunter. Dann drehte ich mich fassungslos um und schlenderte langsam und traurig zu Lilie. Ich weiß noch, dass ich ihr damals alles niedergeschlagen erzählt hatte, für mich war Logan immer ein guter Freund und ich spüre auch heute noch wie ich ihn manchmal vermisse.
Ich öffne kurz die Augen und blicke in den Himmel hinauf, zum Polarstern. Ich weiß noch, was er damals kurz bevor wir zum Lagerfeuer gingen gesagt hatte. Wir saßen in einem Baumhaus auf einem alten Spielplatz und betrachteten die Sterne, bis er die Stimme hob. Ich drehte den Kopf und schaute ihm in seine schönen meeresblauen Augen, welche auf seinem blasseren Gesicht herausstachen. Seine schwarzen Haare wurden durch den Wind zersaust als er den Mund öffnete. ,,Weißt du was?", fragte er. ,,Wir werden für immer Freunde sein, egal wie weit dieser Krieg noch gehen wird." Er zeigte auf einen der hellsten Sterne am Nachthimmel, den Polarstern: ,,Solange dieser Stern am Himmel leuchtet, werden wir Freunde sein, solange es diesen Stern gibt, werde ich dich nicht vergessen." Ich sah ihn mit einem Lächeln an: ,,Du weißt, dass das selbe für dich gilt. Niemals werde ich dich vergessen." Dann umarmte ich ihn freundschaftlich und wir stiegen die Leiter hinab um uns zum Lagerfeuer zu begeben. Lilie kam nach einer Weile dazu. Sie war zusammen mit ihrer Familie später aufgebrochen. ,,Wenigstens werde ich sie morgen wieder sehen", denke ich, da auch das Mädchen mit den hellblonden Haaren, die immer silbern schimmern ein Feuerelementmensch ist. Wieder betrachte ich den Nordstern, ob das was Logan damals sagte immer noch gilt? Dann lege ich mich hin, blike weiterhin in den Himmel und schlafe irgendwann ein.

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