✒ "I'll bring you home"

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Mord steht allgemein für ein vorsätzliches Tötungsdelikt, dem gesellschaftlich ein besonderer Unwert zugeschrieben wird.

Dezember, 2005

Der kleine Junge war im zweiten Stock des Hauses angelangt, auf der Suche nach seinen Eltern.

"Mama?", sagte er mit seiner piepsigen Stimme und sah sich im dunklen Flur um, während Regentropfen an den Fenstern abprallten.

Plötzlich zuckte er auf, als er Schreie aus einem bestimmten Zimmer hörte.

"Papa?", flüsterte er nun verängstigt und sehnte sich nach die Arme seiner Eltern, die ihn vor der Dunkelheit beschützten.

Vor der Dumkelheit und den Dingen, die dort lauerten.

Er tappte über den Boden, auf die Tür zu und legte seine Hand auf die Türklinke, um sie runterzudrücken.

Plötzlich verstummten die Schreie.

Lauren P.O.V.

Vor ihrer Haustüre angekommen, klopfte ich an dem dunklen Holz und eine Weile später, blickte ich in Tara's Augen. Ich konnte ihren Ausdruck nicht deuten und wurde nervös. In mir stiegen die Zweifel, das sie mir ebenfalls nicht glauben würde.

Jedoch verschwanden diese Gedanken wieder, als sie mich in eine Umarmung zog.

Sie löste sich und ließ uns hineintreten. Ich nahm Finn an der Hand und ging den langen Flur entlang, steuerte direkt auf das Wohnzimmer zu.

Und was ich dort sah, oder besser gedagt wen, ließ mich stark nach Luft schnappen. Mein Griff um Finn's Hand verstärkte sich und mein Atem ging schnell.

"Mum", hauchte ich. Sie saß dort auf der Couch, mit überkreuzten Beinen und einem emotionslosen Blick. Ihre Haare verbreiteten sich wild über ihre Schultern und waren ein wenig zerzaust. Sie sah müde aus, dies sah man ihr direkt an.

Der Grund war mir klar.

Sie hatte das Foto gesehen.

Sie wanderte mit ihren großen Augen zu mir, wodurch ihr Blick auf mir lag und meinen Körper vor Nervösität zittern ließ.

Sie stand auf, kam auf mich zu. Ihre Augen lagen währenddessen auf mir und ich war kurz davor, auf die Knie zu fallen und zu beten.

Finn entfernte sich ein wenig, wollte wohl, dass ich in Ruhe mit meiner Mutter reden konnte. Doch ich wollte das nicht. Er sollte mich halten. Mich beruhigen. Ihm war meine Abhängigkeit nach seiner Nähe wohl nicht bewusst.

Schließlich stand sie vor mir und ich spürte Finn's und Tara's Blicke auf mir. Sie versuchten nicht zu starren, doch waren genauso neugierig wie ich.

Meine Hände verkrampften sich und ich begann, mit hektischem Atem meine Finger zu kneten.

"Mum, ich kann das erklären-"

Mein Kopf schallte auf die Seite, meine Hand fand ihren Weg auf meine brennende Wange und meine Augen waren aufgerissen, auf Finn gerichtet. Er wollte gerade in meine Richtung kommen, wurde jedoch von Tara aufgehalten.

Meine Augen füllten sich mit Tränen.

Ich kam wieder zu mir und wendete meinen Kopf geschockt zu der Frau, die mich soeben geschlagen hatte.

Aufgrund einer grausamen Lüge.

"Mum", hauchte ich verletzt. Ich erkannte keine Reue in ihren Augen. Keine Reue. Kein Mitleid. Nichts außer Hass, gemischt mit Trauer und Enttäuschung.

Shades ➳ Finn WolfhardWhere stories live. Discover now