✒ "I want to help you"

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Dezember, 2005

Nick öffnete die Tür und begegnete einer Leere. Er blickte im Wohnzimmer umher, auf der Suche nach seiner Familie.

Und dann, rannte er los.

Er rannt die Treppen hinauf, durchsuchte all die Zimmer. Mit der Hoffnung, dass alles in Ordnung war. Doch das war es nicht. Das spürte er.

Plötzlich blieb er wie erfroren stehen, als er die leisen und schmerzvollen Schluchzer eines kleinen Jungen hörte.

Er wagte es nicht, sich zu bewegen.

Doch trotzdem öffnete er mutig die schwere Tür und sein Blick wanderte von den leblosen Körpern seiner Eltern zu einem blutverschmierten Finn, der in der Ecke des Zimmers saß und sein Gesicht beschämt versteckte.

Sein ganzer Körper zitterte und seine Haut zierten tiefe Wunden.

Lauren P.O.V.

Nachdem er mich in der Kälte zurückgelassen und die Wohnung betraten hatte, blieb ich still und blickte in die ferne Dunkelheit.

Ein Windzug wehte mir entgegen und lies meine Haare über meine Schultern wehen. Ich schloss meine Augen, um den kühlen Wind auf meiner blassen Haut zu genießen. Ich versuchte meine Gedanken zu ordnen und wiederholte Richie's Worte in meinem Kopf.

Er verdiente das nicht. Er sollte die Freiheit erlangen. Das wünschte ich ihm sehnlichst und wollte ihm dabei helfen.

Also wandt ich mich der Balkontür zu und öffnete sie. Ohne weiter nachzudenken, trugen mich meine Füße durch die Wohnung, auf der Suche nach dem Jungen.

Zunächst schien ich ihn nicht zu finden und fast, als ich dachte, dass er die Wohnung verlassen hatte, fand ich ihn in seinem Schlafzimmer vor.

Die Holztür öffnete sich knirschend und meine Augen landeten auf Finn's nacktem Rücken. Er, oder in diesem Moment Richie, stand vor seinem Fenster und blickte in den Nachthimmel. Dabei fielen seine schwarzen Locken in seinen Nacken.

Ich traute mich, einen Schritt in das Zimmer zu machen und nächerte mich langsam dem gebrochenen Jungen, um ihn zu halten.

Schließlich stand ich hinter ihm und das Licht des Mondes war das einzige, dass das Zimmer erleuchtete.

So standen wir also, in seinem Zimmer in dem silber glitzernden Mondlicht.

Ich erhob meine Hand um ihn zu berühren und noch bevor meine kalte Hand in Berührung mit seiner nackten Haut gelangen konnte, bemerkte ich etwas Schreckliches.

Tränen sammelten sich in meinem Augen, als ich erschrocken meine Handfläche an meinen geöffneten Mund presste und einen Schritt zurück trat.

Er drehte sich ebenfalls um, schien ebenfalls überrascht.

Er wusste es.

Er wusste, dass ich sie gesehen hatte. Die tiefen Narben in seinem Rücken, die schon fast die selbe Farbe seiner Hautfarbe angenommen hatten. Jedoch waren sie noch klar erkennbar. Ein Stich durchfuhr meine Brust und ließ mich aufzucken.

"Lauren", flüsterte er und ich erhob meinen Kopf, der gesenkt war. Die heißen Tränen hatten inzwischen meinen Kinn erreicht.

Meine Augen tragen auf seine.

"Finn."

Und dann brach ich zusammen.

Der ganze Tag hatte sich auf meinen Schultern und meiner Seele niedergesetzt. All die schlechten, als auch guten Erinnerungen. Ich würde sie mit mir tragen, wie eine Last. All diese Erinnerungen waren das, was mich nun ausmachte. Ich lernte. Sowohl aus Fehlern, als auch aus dem Glück, das mich durchfuhr.

Ich wurde mit jedem Tag der verging ein Stück erwachsener. Und an meiner Seite war Finn, der mich auffangen würde, wenn ich fiel.

So wie jetzt.

Meine Knie sackten zusammen und noch bevor mein schwacher Körper auf den Boden fiel, schlungen sich zwei Arme um meinen Rücken und pressten mich an eine Brust.

Finn.

Er war an meiner Seite.

Fing mich auf.

Tröstete mich.

Und hielt mich in meinem schwachsten Momenten.

Meine Tränen landeten auf seiner nackten Brust und meine Schluchzer wurden durch die Lippen die sich auf meine pressten abgedämpft.

Er gab mir sanfte Küsse auf meine Lippen, als auch auf meine Stirn und an meinen Haaransatz, um mir zu zeigen, dass es okay war. Doch das war es nicht. Es war nicht okay.

Und dann begann er zu erzählen.

Was ihm sein Großvater angetan hatte. Er erziehl mir alles und zeigte mir, wie sehr er mir vertraute.

Der Schmerz in mir wuchs. Der Schmerz, als auch die Wut und der Hass. Mit jedem Wort, der seine roten Lippen verließ, wuchs in mir die Sehnsucht nach Rache.

Rache an alle, die diesem Jungen Leid zugegügt hatten.

"Psh", machte er und strich mir über die braunen Locken, als er merkte, dass ich nicht aufhören würde zu weinen.

"Ich will dir helfen", flüsterte ich. "Euch will ich helfen. Dir, Mike und Richie", gab ich zu.

"Mike und Richie. Ich will ihnen die Freiheit schenken. Doch das kann ich nicht alleine", erklärte ich und sah in seine Augen, die mich fragend anblickten.

"Lass und Hilfe holen."

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⏰ Last updated: Jan 02, 2019 ⏰

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Shades ➳ Finn WolfhardWhere stories live. Discover now