19 - Gewalt ist auch keine Lösung [Teil 2]

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⚠️ Triggerwarnung: Gewalt, Gefangenschaft,  Vergewaltigung, Hungern⚠️

Genau zwei Wochen, drei Tage und acht Stunden ist es her, dass ich vor Ron geflohen bin, dass ich bei Draco unterkommen konnte. Zwei Wochen, in denen mein Leben vollkommen aus den Fugen geriet. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass es so anstrengend sein würde, wieder halbwegs alleine denken zu können. Und endlich konnte ich wieder ohne Probleme essen. Langsam aber sicher gewöhnte sich mein Magen wieder an mehr Nahrung und ich nahm wieder zu. Zu meiner Erleichterung waren meine Knochen immer weniger zu sehen und stattdessen bekam ich wieder Farbe im Gesicht.

Es war hart sich daran zu gewöhnen, sich wieder alleine um alles kümmern zu müssen. Niemanden mehr zu haben, der einem Befehle gibt und einen schlecht behandelt, denn Draco behandelt mich wie eine Königin. Er erfüllte mir jeden Wunsch, laß ihn mir von meinen Augen ab. Je länger ich Zeit mit ihm verbrachte, desto besser konnte ich ihn und seine damaligen Beweggründe verstehen. Damals hatte er einfach keine andere Wahl, wollte er doch seine Mutter und seinen Vater schützen.

"Hermine?", erklingt da auch schon seine besorgte Stimme. "Ich bin in der Küche.", rufe ich zurück und wende den nächsten Pancake. "Was machst du denn in der Küche?", fragt er verwirrt, als er die Küche betritt. Leise kichere ich. "Was macht man wohl in der Küche? Ich wollte unbedingt im Spülbecken duschen.", gebe ich leicht sarkastisch zurück und verdrehe die Augen. Mit wenigen Griffen schmeiße ich den Pancake zu den anderen auf den Teller und lasse den nächsten Teig in die Pfanne gleiten.

Plötzlich schließen sich zwei Arme um mich und ziehen mich an eine trainierte Brust. "Du sollst doch nicht kochen, Hermine.", sagt er vorwurfsvoll. Sanft bettet er sein Kinn in meine Haare. "Ich weiß, aber ich kenne nichts anderes, was soll ich sonst machen?", frage ich leicht genervt. Jahrelang durfte ich immer nur kochen, arbeiten und schlafen. Was soll ich sonst machen? Wie soll ich mir ein neues Leben aufbauen, wenn die ständige Angst bleibt, dass Ron sich bei mir rächen wird, sodass ich das Haus immer noch kaum verlasse?

"Such dir ein Hobby. Stricken oder Sport oder so.", schlägt er sanft vor und umfasst meine Hand, die weiter die Pancakes macht. "Lass mich das machen. Bitte.", er löst sanft meine Finger von dem Pfannenwender. "Setz dich aufs Sofa und guck Fernseh. Ich mache die letzten Pancakes und dann Frühstücken wir zusammen und gucken eine Folge von Game of Thrones. Okay?", fragt er und streicht mir sanft durch die Haare. Lächelnd nicke ich, setze mich aufs Sofa, schnappe mir die Fernbedienung und schalte den Fernseher ein.

"Fahren wir heute zusammen zur Arbeit?", seine Stimme klingt leicht gedämpft, da er immer noch in der Küche steht. "Ja klar. Wollen wir heute mit der Bahn fahren?", meine Stimme klingt selbst in meinen Ohren traurig. Nur wenige Sekunden später steht Draco mit dem vollen Teller in der Tür und stellt ihn vor uns auf den Tisch. Daneben stellt er ein Nutellaglas. Mit einem Wink seines Zauberstabes fliegen zwei Messer und zwei Teller auf uns zu und landen sanft auf dem Tisch. "Wieso so traurig?", seine Stimme klingt sichtlich verwirrt, aber auch besorgt.

"Ich bin nur traurig darüber, dass ich noch nicht apparieren kann, weil ich zu schwach bin. Es ist ein dummes Gefühl, dass ich immer noch abhängig bin. Ich fühle mich immer noch so hilflos und so alleine. Als könnte ich das alleine nicht schaffen. Als wäre er immer noch hier?", entgegne ich unsicher. Ich will ihm keine Sorgen machen, auch wenn ich das tue. Ich bemerke seine besorgten Blicke oft auf mir. "Ich weiß, es ist hart, Mine, aber du hast schon so viel Selbstständigkeit wiedererlangt. Nimm das Ganze als jeden einzelnen Bissen und nicht im Ganzen. Erwarte nicht, dass von heute auf morgen alles wieder so ist wie früher. Du hast zu lange so erniedrigt gelebt, du musst erst wieder voll genesen, bis du alles wie früher machen kannst. Aber denk daran, ich werde dich auf diesem schweren Weg begleiten. Ich werde an deiner Seite bleiben, bis du keine Lust mehr auf mich hast.", er umfasst sanft mein Gesicht und zwingt mich, ihn anzugucken.

Dramione One Shots 💖Where stories live. Discover now