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Wie auch das letzte wird dieses Kapitel ein wenig..langweilig...einfach weil ich es für den weiteren Verlauf brauchte...um die fast 1000 Wörter (950...aber zählt ja keiner xD) ein wenig angehmer zu gestalten hab ich (recht wenig ablenkende) Hintergrundmusik eingefügt...einfach etwas länger auf das Video klicken, dann sollte dort im Englischen die Option "Loop" stehen (im Deutschem wird es wohl "Wiederholung" oder so heißen) und die wählen, dann wird sich die Musik wiederholen bis man das Kapitel schließt.(Warscheinlich wussten 90% das...aber nochmal für die restlichen 10% xD)  Dafür kann ich für das nächste mehr Action versprechen...sollte ich es nicht nochmal umschreiben müssen xD

Lemon(to)go out

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"Meine Damen und Herren in wenigen Minuten beginnen wir mit unseren Landeanflug auf Zama. Wir bitte Sie nun sich wieder hinzusetzen und anzuschnallen."

Ich schreckte aus meinem traumlosen Schlaf auf, rieb mir die eiskalte Wange, die bis vor ein paar Sekunden noch auf der kühlen Fensterscheibe geruht und meinen Kopf abgestützt hatte. Der erste richtige Schlaf seit meinem Streit mit Andy. Eigentlich fühlte ich mich eher noch erschöpfter als zuvor.

"Bitte schalten Sie nun auch ihre eigenen elektronischen Geräte aus. Vielen Dank!"

Meine Finger glitten durch die hellbraunen Haarwellen, ich erinnerte mich daran sie bald wieder schneiden zu müssen. Ein einziger Blick in die Reflektion der Scheibe bestätigte zudem eine andere Befürchtung, die mich schon seit längerem beschlichen hatte. Ich sah vollkommen verkümmert aus.

Meine ohnehin dauerexsistenten Tränensäcke ließen mein Gesicht plötzlich so viel müder wirken, schon ohne die tiefen Ringe unter meinen Augen und ihre feinen, nun blutroten Äderchen. Meine Lippen waren zersprungen, meine Haut war aschfahl, die Wangenknochen eingefallen. Ich ähnelte einem Untoten.

Plötzlich schienen mir die grünen Augen die mir stumm aus meinem eigentlichem Spiegelbild entgegenstarrten so fremd, als gehörten sie einem anderen. Auch als sie sich für einen Moment gelb verfärbten, Spero sich zeigte, schienen sie immer noch nicht die meine zu sein. Es mussten die eines anderen sein.

Nicht die eines einmal lebensfrohen Jungen der auf keiner Party hätte gefehlt, zu jedem kleinen Witz gelacht und durch die Welt getrottet war als hätte man das Leid von ihr verbannt.

Plötzlich waren es die Augen eines Wolfes der von seinem Gefährten verstoßen wurde und im Folgenden sein Leben verlor. Der für eine hirnrissige Idee seinen besten Freund aufgab, seine Heimat, sein Zuhause. Ich zweifelte an meinem Entschluss, in den letzten Stunden bereits so oft.

"Sir, ich möchte sie bitten nun das Flugzeug zu verlassen, wir sind schon vor einer guten Weile in Zama gelandet"

Ich nickte müde, griff meine wenigen Wertsachen aus dem Gepäckfach und verließ den plötzlich so beklemmend leeren Passagierraum unter den neugierigen Blicken der Stewardess.

Zurückblickend hätte ich mir bereits in diesem Moment Gedanken machen sollen, in der ersten Sekunde meines Lebens die mir das Gefühl gab ein Augenpaar würde mich auf Schritt und Tritt verfolgen, ein unsichtbarer Begleiter dessen pure Exsistenz meine Kehle vor Angst umwickelte wie eine Würgeschlange die langsam ihr Opfer zerquetschte, geduldig wartete bis dessen Genick brach.

Nur war es meine einzige Reaktion meine Schritte zu verschnellern, möglichst schnell zu einem Taxi zu kommen das mich in ein Hotel bringen würde, ein sicheres Zimmer für die Nacht. Oder ein paar mehr. Bis ich sein Rudel fand, mein Schicksal in die Hände der Mondgöttin legte.

Im Radio des kleinen gelben Wagen lief leise Jazzmusik, mit dem Fahrer, einem kahlköpfigen altem Mann, wechselte ich kein Wort bis auf mein Ankunftsziel im Gegenzug für einen Fahrtpreis als er vor dem alten, modrigen Gebäude stehen blieb. Ein paar Nächte in dieser vermeintlichen Requisite eines Horrorfilmes, was dann geschehen würde stand noch in den Sternen.

Ich bezahlte den Taxifahrer, stieg aus dem Wagen. Es mochte nicht das großartigste Hotel sein, aber das billigste so weit in Kanadas Inland. Ich hatte nicht mehr viel Geld dank Flugticket und Taxifahrt, mein Polo stand noch immer auf dem Flughafen. Warscheinlich würde das arme Ding dort verrosten, trotz der vielen Monate die ich auf diesen Wagen gesparrt hatte.

Der erste Unterschied den Kanda zu meiner Heimat bot, die Kälte. Ich kam zwar aus keiner Gegend in der man selbst den Winter hätte in Badehose verbringen können, und doch war diese vollkommen eisige Kälte etwas mit dem ich noch nicht so ganz umzugehen verstand.

Ich hauchte in meine frierenden Hände, griff mein wenige Handgepäck und machte mich auf meinen Weg durch die quitschende Drehtür in den kleinen Empfangsbereich der nach Rauch und Muff stank, trotz des Rauchen verboten Schildes das man hatte über dem Schlüsselbrett hinter der Theke aufgehangen.

Bis auf zwei schienen alle der 23 Zimmer vollkommen leer.
Oder man hatte einfach zwei der kleinen, goldenen Schlüssel verloren, etwas das ich einem Etablissement wie diesem durchaus zutraute.

"Kann ich dir helfen?"

Die Frau hinter dem einfachen Holztresen war erstaunlich klein für eine Kanadierin, reichte mir grade einmal bis zur Nasenspitze, wo ich bereits keine außerordentlich große Statur besaß.

Sie war wohl schon in ihren frühen Vierzigern, hatte blonde, dicke Locken und ein breites Hamsterbackengesicht mit kleinen, lebendig leuchtenen grünen Augen die sich den Emotionen ihrer vollen pinken Lippen anzupassen schienen.

"Ich suche ein Zimmer für die nächsten Tage"

Ich musste dem Drang wiederstehen der kleinen Frau zu helfen als sie versuchte einen der Schlüssel weit über ihrer Kopfhöhe zu erreichen ehe sie Minuten später schwer schnaufend eine rostige Metalltrittleiter zur Hilfe nahm.

"Abgerechnet wird wenn du auscheckst Kleiner, der Raumplan zeigt dir wo dein Zimmer und die öffentlichen Räume liegen." sie reichte mir eine einfolierte Gebäudekarte, alt und staubig. Wie wohl alles hier "Einen schönen Aufenthalt" Sie lächelte, offenbahrte zwei leicht gelbliche Zahnreihen.

Das Zimmer war tatsächlich schnell gefunden, ich noch viel schneller ruhelos in den vier kargen, blumengemusterten Wänden. Es wäre besser gewesen mich auszuruhen, mich für einen Moment meines Lebens nicht mit ihm zu beschäftigen.

Meine Augenlider schienen mich zu diesem Schritt sogar ermutigen zu wollen, waren bleischwer und schlossen sich jede Sekunde die ich nicht Acht auf sie gab.  Nur war es mein Verstand der nich vom Gegenteil zu überzeugen versuchte, hunderte Gedanken zu durchforsten schien und mich dabei viel zu sehr in den Wachzustand zu zwingen.

Ich hätte nicht schlafen können. Und weiterhin wie ein eingesperrter Zirkuslöwe zwischen Kleiderschrank, Bett und minimalistischer Tischgruppe herrumzutrampeln als würde das meine Probleme lösen, schien mir keine Sekunde länger eine Alternative, geschweige denn erträglich.

Spero tobte bereits erneut in meiner Brust, trat nahezu physisch gegen meine Rippen und bettelte darum endlich dem Gefängnis meines Verstandes zu entkommen. Ich griff meine alte Fleecejacke, eine einfache Metallkette aus meinen Portemonaie an die ich den Zimmerschlüssel hängen konnte.

Mein Körper verzerrte nach Freiheit, nicht minder wie die Freiheit nach mir verlangte.

Chasing MatesDonde viven las historias. Descúbrelo ahora