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"Ray..."

Eine kühle Hand die durch mein weißes Fell fuhr, mich ein wenig aus meiner Fassungslosigkeit zwang, welche meine Muskeln bis vor ein paar Sekunden gelähmt hatte. Der Duft von frisch gefallenden Regen drang in meine Nase. Sein Duft. Ich hatte ihn vermisst. Wie alles an Jared.

Ich schloss die Augen, genoss das Gefühl, doch stieß ein leises Wimmern aus als er meinen geschwollenden Vorderlauf griff, vorsichtig über das pochende Gelenk fuhr. Gebrochen, wie ich vermutete. Sofort stoppten seine Liebkosungen und die Kälte schien zurückzukehren, von der Ecke meines Verstandes in die ich sie gezwungen hatte. Es war als würde er ein zweites Gesicht aufsetzen das er bis zu diesem Moment nur vergessen und nicht verloren hatte.

"Was im Namen der Mondgöttin tust du hier?" Da war er. Dieser monotone, herzlose Ton, bei dessen Mangel an Gefühlen mich ein Schauer überkam. "Du solltest in deiner Heimat bleiben, nicht herkommen. Ich habe dich verstoßen. Ich will dich nicht an meiner Seite."

Er ging ein Stück in die Hocke, grade einmal so viel wie es benötigte um mit meinem dezenten Körperbau auf einer Augenhöhe zu sein. Ich war ein Omega, reichte ihm grade einmal bis zu seiner Hüfte wo normale Werwölfe es gut zu seiner Schulter schafften. Doch selbst für einen Omega war ich überraschend klein, durch den Mangel an Verwandlungen in meiner Kindheit nie sonderlich gewachsen.

Ich würde niemals wagen mich über diesen Fakt zu beschweren, wusste das er der einzige Grund dafür war das ich nie zu einem vollständigen Rouge mutiert war. Ich hatte nie ein Rudel gehabt das ich hätte vermissen können. Es hatte mich bei Verstand gehalten. "Du hättest nicht herkommen sollen. Nicht wenn feindliche Rudel durch die Gegend steifen, nicht wenn..." er schloss die Augen, schüttelte den Kopf "...du musst gehen Ray"

Das Knacken von Knochen ertönte durch den Wald, lenkte mich für einen Moment von Jared ab. Wenn auch nur ein paar Sekunden.

Dann waren meine Augen wieder auf die Person fixiert die ich so lange gesucht hatte und ich somit ich erschrocken genug um einen Satz nach vorne zu machen als eine Stimme ertönte.

"Du kennst den Rouge?" Ich konnte mich an diese Person erinnern, wenn auch nur schwach und an ihrer tiefen, von einem mir unbekannten Akzent geprägten Tonlage. Jared hatte mit dieser Stimme telefoniert, oft, aufgebracht. Nur einen Namen hatte ich nicht.

Sie gehörte zu einem hochgewachsenden Mann, vielleicht ein paar wenige Monate älter als Jared, braunes Haar, grüne Augen und der Statur seines massigen Wolfes in nichts nachstehend. Doch das was mich am meisten irritierte, noch immer vollkommen nackt und das mitten im kanadischen Winter.

"Er ist keine Gefahr für das Rudel. Nur ein verwaister Omega" Spero winzelte, zog die Aufmerksamkeit auf mich. Ich hatte nicht den Mut mich zurückzuverwandeln, würde mich nicht trauen die Wahrheit zu offenbahren. "Er stinkt nach Umbrae Jared. Ich hätte den Kleinen fast erledigt"

Eine Hand legte sich besitzergreifend auf meine Schulter, Jared stellte sich geschickt zwischen fremden Beta und mich. Jeder Blinde musste in dieser Sekunde erkannt haben was wir waren, was uns noch immer schwach verband, ein seidener Faden der sich um unsere Seelen wund, der einzige den Jared nicht zerbrechen konnte. Nur verbrannte dieser Faden nun meinen Geist nun statt ihn zu stärken.

"Er ist dein Mate"

Wut flammte in den Augen des Betas, siedete zu einer Hitze die ich nicht hätte in Worte fassen können, brodelte und drohte zu explodieren. "Du wusstest die ganze Zeit wo er ist?" Ich kannte die Mahnung mit der Jared seinen zukünftigen Berater ansah. Ein Drohung die jedem Betroffenen zum Schweigen aufforderte. Und für ein paar Sekunden schien es zu funktionieren.

Bis der Alpha sich zu mir wandte.

"Ich bringe dich in ein Krankenhaus Ray. Du wirst zurück in deine Heinat reisen sobald du entlassen wirst. Du wirst nicht mehr zurückkommen. Mein Entschluss ist entgültig" Und so würde es meiner sein. Der Schmerz in meinen Lungen gab Spero kaum eine Möglichkeit zu Atmen. Ich sah wie er sich zum Gehen bereit machte, der Beta jedoch keinesfalls diesen Schritt im Sinn hatte. In diesem Moment schien die aufgebrodelte Wut in seinem Inneren zu explodieren.

Er griff nach Jareds Kragen, zog ihn zurück "Der kleine McGyver ist verletzt, in einem Krankenhaus kann ihm keiner helfen. Wir bringen ihn zu Myrah" In Jareds Augen loderte Wut, eine die die anderen Wölfe zurückschrecken ließ. Der Beta blieb hingegen beinahe unbeeindruckt.

"Seit wann macht ein Beta seinem Alpha Vorgaben Damien?" Der Hüne stellte sich vor mich, sichtlich zu Jareds Missfallen "Du bist ohne deinen Luna an deiner Seite noch kein Alpha Jared. Die Aufgabe eines Betas besteht darin dich zu beraten und unterstützen und -solange du deinen Posten noch nicht angetreten hast- dir in den Arsch zu treten sobald du Scheiße baust"

Eine Hand senkte sich zu meinem Kopf, kraulte meine Ohren. Der Beta, Damien, suchte die Provokation. Und er fand sie. Jareds Blick schien töten zu können als er dem fremden Mann einen Autoschlüssel überreichte.

"Nimm ihn und Lillian mit, bring ihn sofort zu Myrah und zeig ihm mein Zimmer. Ich führe die Patroullie zurück" die Luft schien zum Schneiden dick und für ein paar Minuten schienen alle Geräusche von der Welt verbannt zu sein. Niemand sagte etwas. Bis auf das erbitterte Blickduell das der baldige Alpha und sein Beta sich leisteten schien nichts zu geschehen. Jener Kampf den Jared gewann.

"Verstanden"

Ohne ein weiteres Wort und unter der strengen Beobachtung der fremden Wölfe hob mich der Hüne in die Luft als wäre ich ein kleiner Haushund, kein ausgewachsender Wolf, drückte mich an seinen noch immer noch vollkommen bloßen Körper.

Einer der Rudeltiere folgte uns, wurde von Damien mit einem Nicken zur Kenntnis genommen. Er schien nicht einmal Anstalten machen zu wollen mich abzusetzen, trug mich einfach weiter bis zu einem schwarzen Jeep Patriot, wo ihm urplötzlich ein kurzes Lachen entkam.

"Was bist du bloß für ein Unruhestifter, Mini-McGyver?"

Chasing MatesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt