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Jimin PoV:

Langsam öffnete ich meine Augen. Mein Magen knurrte und ich hatte einen trockenen Mund. Müde schlug ich die Decke zurück. Ich rieb meine Augen und gähnte kurz, ehe ich mich noch etwas unbeholfen aufrichtete.

Es war noch dunkel und meine Augen mussten sich erst an die Dunkelheit gewöhnen. Ich fuhr mir durch meine verwuschelten, blonden Haare und drehte mich zur Seite, um zu meinem Wecker zu gelangen.

02:45

Es war noch viel zu früh...
Ich wollte mich gerade wieder hinlegen und die Decke über mich ziehen, als ich ein Rascheln hörte. Erschrocken hielt ich inne. Die Holzdielen meines Zimmerbodens knarrten und ich mir schien es, als hörte ich Schritte. Meine Nackenhaare stellten sich auf, als ich wieder ein Geräusch vernahm.

Was war das?! Ein Einbrecher?!

Mit zitternden Finger tastete ich nach dem Schalter meiner Nachttischlampe und betätigte diesen. Warmes Licht durchflutete den Raum und erhellte ihn. Ich schaute mich um, jedoch konnte ich niemanden sehen. Immernoch misstrauisch stand ich auf und sah, dass meine Kleidung, welche ich am Vortag sorgfältig an meine Schranktür hängte, am Boden lag.

Verwirrt drehte ich mich um und ging an das Fenster, welches weit offen stand und dessen Vorhang im Wind flatterte. Ich schaute hinaus, doch konnte nichts ungewöhnliches erkennen, bis ich einen schwarzen Schatten sah, welcher neben dem gegenüberliegenden Haus stand und mir schien es, als würde er zu mir hoch schauen. Das einzige was ich noch von ihm erkennen konnte, war ein heller Haarschopf.

Ich kniff meine Augen zusammen, um die Person besser zu sehen. Die Gestalt zog jedoch plötzlich ihre Kapuze hoch und verschwand hinter der nächsten Hausecke bevor ich etwas mehr von ihr erhaschen konnte.

Ich stand einen kurzen Moment nur versteinert da und hielt unsicher die Luft an.

Wer verdammt nochmal war das?!

Ich rieb mir zähneklappernd die Arme und fühlte mich leicht unbehaglich, jedoch schüttelte ich dann schnell den Kopf und schloss das Fenster.

Vielleicht war es auch nur irgendein Betrunkener, der durch die Strassen lief oder sonst eine Person, welche völlig ungefährlich war und bestimmt nichts von mir wollte. Ich machte mir einfach mal wieder zu viele Gedanken!

Seufzend legte ich mich wieder zurück ins Bett und versuchte ein wenig zu schlafen. Meine Gedanken schweiften allerdings immer wieder zu der mysteriösen Gestalt.

-

"JIMIN"

Erschrocken japste ich nach Luft und riss meine Augen auf. Ich betastete irritiert mein Gesicht, ehe ich fassungslos zu meinem Bruder sah, welcher vor meinem Bett stand.

"Ist das dein scheiß Ernst?!"

Er zuckte nur kichernd mit den Schultern.

"So machen die das in Filmen immer und ausserdem solltest du schon längst aufstehen. Dad will uns jemanden vorstellen, er ist unten und wartet auf uns."

"Das ist noch lange kein Grund mir nen Kübel Wasser über den Kopf zu leeren!!"

Jihyun hob beschwichtigend die Arme.

"Wow chill! Es tut mir ja leid, aber nur um kurz anzumerken, war es nur ein Becher und nicht ein Kübel..."

Ich zischte genervt auf und strich mir meine nassen Haare aus dem Gesicht.

"Yah verschwinde jetzt, ich komme gleich und wehe du machst das nochmal!"

Er kicherte leise, ehe er verschwand. Ich stand auf, trocknete mit einem Handtuch mein Gesicht ab, zog eine schwarze Jeans und einen grauen Oversize Hoodie an. Ich versuchte meine Haare etwas zu stylen, was sich jedoch als ziemlich schwierig erwies. Also ließ ich es sein und ging nach unten.

Wen Dad uns wohl vorstellen wollte?

Mein Vater brachte eigentlich fast nie jemanden nach Hause. Das lag wahrscheinlich daran, dass er ein sehr beschäftigter Mann war und gar nie die Zeit dazu hatte. Ich konnte mich auch nie an weiblichen Besuch erinnern, seit unsere Mom verstorben war. Ich fragte mich oft, ob sich Dad nicht ein wenig einsam fühlte oder sie vermisste.
Denn ich vermisste meine Mom sehr. Als sie starb war ich acht und mein Bruder erst sechs Jahre alt. Er hatte somit nur sehr schwache Erinnerungen an sie.
Ich wusste, dass Jihyun sehr desswegen litt. Er kam nicht damit klar, dass er seine Mutter vermisste, obwohl er sie gar nicht richtig kannte. Als er noch jünger war, hatte er oft Albträume und hatte oft im Schlaf geschrien oder geweint. Ich weiss noch, wie ich jedes Mal zu ihm rüber gegangen bin, mich zu ihm gelegt hatte und ihm solange etwas vorsang, bis er wieder ruhig schlafen konnte.

Mein Vater hatte dies nie getan. Er hatte auch nie mit uns darüber geredet. Ich sah ihn nur einmal weinen und zwar am Tag ihres Todes, danach nie wieder. Für ihn schien dieses Thema wie abgehakt. Ich hatte ihn am Anfang dafür gehasst, weil ich nicht verstehen konnte, wie er sie einfach vergessen konnte. Doch mit der Zeit wurde mir klar, dass er sie keineswegs vergessen hatte, sondern einfach nicht mit dem Schmerz leben konnte und sich nur mit dem Verlust abfand, indem er ihn verdrängte.

Völlig in meinen Gedanken versunken lief ich die Treppe hinunter. Prompt rutschte ich aus, stolperte über die letzten Treppenstufen und sah mich schon mit schmerzeverzerrtem Gesicht am Boden liegend, weshalb ich ängstlich meine Augen zusammenkniff, doch der Aufprall blieb aus.

"Legst du immer so einen Auftritt hin?"

Ich öffnete die Augen und realisierte, dass mich zwei Arme aufgefangen hatten. Schnell stand ich auf und schaute meinen Retter an.

Er hatte kurze, blonde Haare, war etwas grösser als ich und seine Kleidung, welche aus Hose, Hemd und Jackett bestand, war komplett schwarz. Der Farbton liess seine Haut noch heller wirken und betonte seine dunklen Augen, welche mich amüsiert musterten.

Er war wunderschön...

Ich wusste nicht warum, doch mein Herz begann auf einmal wie wild zu schlagen und meine Knie wurden immer weicher, sodass ich noch fast einmal umgefallen wäre, wenn mein Gegenüber mich nicht festgehalten hätte.

"Hey, alles in Ordnung?"

Schlagartig kam ich wieder in die Realität zurück und ich spürte, wie mir das Blut in die Wangen schoss, als ich seinem leicht besorgten Blick begegnete.

"Eh ja klar, a-alles in Ordnung"

Jihyun stand, sich das Lachen verkneifend, neben ihm. Glücklicherweise stiess Dad gerade mit seinem Handy in der Hand zu uns und wir wandten uns zu ihm.

"Entschuldigt, das war ein Geschäftsanruf, ich muss dann später gleich wieder los..."

"Kein Problem", antwortete der mir immernoch Fremde. Jihyun und ich nickten nur synchron. Es war nichts Neues, dass Dad, auch wenn er frei hatte, einen Anruf bekam und dann sofort in seine Firma musste.

"Also ihr kennt euch ja noch gar nicht. Das ist Min Yoongi, er wird ab morgen hier als Bodyguard arbeiten. Sein Kollege Kim Namjoon wird ebenfalls hier arbeiten, er kann heute jedoch noch nicht hier sein. Und das hier sind meine zwei Söhne; Jimin und Jihyun."

Jihyun's Augen leuchteten begeistert auf, während ich eher skeptisch dreinblickte.

"Bodyguards? Für wen?"

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- K~ 🌸🍃💫

The Bodyguard | Yoonmin {m.yg x p.jm}Where stories live. Discover now