Lasst mich in Ruhe!

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Niklas öffnete verschlafen die Augen. Er stellte fest das er sich nicht wie gewohnt in seinem Bett befand. Nein, er lag auf dem Boden des Schulflurs. Es war sehr dunkel. Ihm war Eiskalt und ein seltsamer weißer Nebel war auf dem Boden zu erkennen. 

"Hallo? Wo bin ich?" fragte der Junge während er vorsichtig durch den dunklen Flur ging. Er bemerkte das er ein weißes Hemd trug und dazu eine schwarze Jeans. Beides sehr Ordentlich. Seltsamerweise trug er keine Schuhe. 

Während er immer und immer weiter durch den dunklen Flur ging kam er an einer Tür vorbei. Sie führte in einen der vielen Klassenräume. Niklas erkannte diesen Raum. Er war im dritten Stockwerk des großen Schulgebäudes. Er bemerkte das das hintere Fenster geöffnet war. Nervös blickte er dort hin bevor er anfing sich vorsichtig zu nähren. 

Sein Herz schlug schnell. Was ist hier los? 

Er ließ seine Augen nicht von dem offenen Fenster. Doch als er kurz seine Augen zum Zwinkern schloss erschien ein Junge welcher vor dem Fenster stand. 

Schockiert blieb Niklas stehen. Der Junge wimmerte. Er trug die selben Sachen wie Niklas und schaute aus dem Fenster. 

"Hey... was hast du?" fragte Niklas vorsichtig. 
Der Junge reagierte nicht. Mit langsamen Schritten kam er immer und immer näher auf den Jungen zu bis er direkt neben ihm stand. 
"Bist du okay?" fragte Niklas zögern und legte seine Hand auf die Schulter des Jungen. 

Doch ehe er sich versah Schrie der Junge laut auf und drehte sich um. Dabei stieß er Niklas zurück und er fiel zu Boden. Er blickte in das Gesicht des Jungen. Sein Gesicht war voller Tränen. Doch die Tränen bestanden nicht aus Wasser, sie waren aus Blut. 

"Lasst mich doch einfach in Ruhe! Ich habe euch nichts getan! Hört auf!" schrie der Junge in einer verzehrt wirkenden Stimme. Schockiert kroch Niklas immer weiter zurück. Doch der Junge lief langsam auf ihn zu. 

"Töte mich! Bitte! Ich wollte doch nur Glücklich sein! Wieso seid ihr so zu mir!" schrie er und wurde hierbei immer lauter. Seine Haltung wurde von Schritt zu Schritt immer seltsamer. Seine Arme wirkten Verkrüppelt und sein Rücken war gebogen. 

"Lasst mich in Ruhe! Hilfe! Wieso hilft mir denn keiner!" sagte die Stimme die von Wort zu Wort tiefer wurde. Niklas kam mit dem Rücken an der Wand an. Wenig später stoppte der Junge direkt vor ihm. 

"Niklas?" fragte er leise. Seine Stimme klang normal. Sie klang... vertraut. 
"Was willst du von mir?" antwortete der andere mit ziternder Stimme. Er blickte in das Gesicht des Jungen. 

"Was ich will..." sagte er in dieser sanften Stimme bevor er mit seinen dunkelroten Augen direkt auf Niklas schaute. 

"Rache!" brüllte er und stürtze sich auf Niklas. Er packte seinen Hals und drückte fest zu. Er hob ihn hoch so dass seine Beine den Boden verließen. 
Niklas wollte etwas sagen, aber es gelang ihm einfach nicht. 



Er schreckte auf und öffnete seine Augen. Sein Körper war komplett verschwitzt und er schnappte nach Luft. Vorsichtig griff er nach Rechts zu seine Nachttischlampe welche er vorsichtig Anschaltete. Er war Zuhause. In seinem Bett. 
Es war nur ein Traum. Für einen Moment verharrte er in dieser Position und blickte auf seine Zimmertür welche sich am anderen Ende des Raumes befand. 

Langsam legte er sich wieder hin und griff noch einmal auf seinen Nachttisch um sein Telefon in die Hand zu nehmen.  Es war gerade einmal 4:08. Eigentlich würde er noch mindestens 5 Stunden schlafen, aber alles an was er dachte war dieser grauenhafte Traum. 

Er entsperte sein Telefon und schaute auf die Chats. Ganz oben Paul. Er ging auf sein Profilbild und musterte es genau. Es zeigte ihn lächelnd zwischen zwei Freunden. Im Hintergrund sah man die Schule. Auch wenn Niklas nicht genau wusste wieso, aber irgendetwas faszinierte ihn an diesem Bild. Er blickte in das Gesicht des Glücklichen Jungen und grinste kurz. Die beiden kannten sich nun schon eine ganze Weile und doch haben sie so wenig miteinander zu tun. Und Niklas wusste auch genau wieso. Paul war schüchtern und nett. Er passt einfach nicht zu den leuten mit den Niklas sonst rumhängt. 

Er erinnerte sich noch genau daran wie er ihm einst eine Zigarette angeboten hatte. Doch Paul lehnte ab mit den Worten "So etwas brauche ich nicht". 
Pauls Noten sind herrvorragend verglichen mit seinen. Sie waren so unterschiedlich voneinander und doch faszinierte ihn dieser Junge sehr. Denn er ist immer so glücklich wenn er mit Niklas spricht. 

Mit einem lächeln auf den Lippen öffnete Niklas die Tastatur und fing an zu schreiben

Moin, wann geht's heute los?  schrieb er und legte sein Telefon bei Seite. Er erwartet nicht das in den nächsten Minuten eine Antwort kommen wird. Aber der Gedanke an den immer Glücklichen Junge beruhigte Niklas auf eine sehr schöne Art und Weise. Es war genau dieser Gedanke der ihm dabei half erneut einzuschlafen. Mit einem sanften Gefühl von Frieden und Sichherheit...  


Der HinterbliebeneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt