Beobachtungen

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Miller schaute auf seine Armbanduhr und seufzte. Das treffen mit dem Psychologen sollte erst gegen 18 Uhr stattfinden. Die Stimmen um ihn herum schienen so laut. 

Er saß in einem Café welches direkt am Bahnhof der kleinen Stadt lag. Im Moment war ziemlich viel los, immerhin war es erst 14 Uhr. Vor ihm stand sein immer noch dampfender Kaffee. 

Der Komissar war wie immer in Gedanken versunken. Der Gedanke daran das ein labiler Wahnsinniger den Jungen in seiner Gewalt hatte gefiel ihm gar nicht. So langsam fing er an sich ernsthafte Gedanken um das verschwinden des Jungen zu machen. Er fing an sich zu fragen ob er überhaupt noch lebend gefunden werden kann. 

Trotz all dem bemitleidete Miller Kai aufgrund seiner Vergangenheit. Auch wenn im Moment nicht sicher ist ob es sich beim Entführer überhaupt um diesen Kai handelt. Immerhin ist das der einzige Anhaltspunkt den sie haben. 

Die Tür des Cafés öffnete sich und eine Frau kam wütend mit ihrem Sohn herein. 
"Ich schwöre dir Mason wir gehen zur Polizei wenn das noch einmal passiert!" sagte sie etwas leiser zu ihrem Sohn. 
"Aber Mom. Er hat das bestimmt nur gut gemeint." antwortete der Junge besorgt. 
"Nein! Unser Nachbar ist ein komischer Mann. Und ich möchte nicht das du mit ihm redest und schon gar nicht möchte ich das du auf sein Grundstück gehst!" sagte sie und nahm den Jungen am Arm bevor sie sich vor ihn hockte. 
"Herr Winter ist kein netter Mann Mason... Glaube mir einfach..." sagte sie dann in sanfter und besorgter Stimme. 

Miller wurde auf das Gespräch aufmerksam. 
"Entschuldigung" sagte er zu den beiden. 
Diese schauten sichtbar überrascht zu ihm. 
"Kommissar Miller, stimmt etwas nicht?" fragte er dann. 
"Der sieht nicht wie ein Polizist aus" sagte der Junge leise. 
"Das ist egal Mason. Auf dem Tisch liegt doch sein Dienstausweis" sagte die Mutter nervös. 
"Aber ich dachte Polizisten tragen alle Uniformen" bemerkte der Junge verwundert.
"Nicht alle Polizisten kleiner" lächelte Miller und schaute wieder hinauf zur Mutter. 
"Es ist nichts wichtiges. Ich möchte ihre Zeit damit nicht verschwenden" antworte sie nur unruhig. 
Miller runzelte unglaubwürdig die Stirn. 
"Das klang eben noch anders" bemerkte er nur. 

"Mason, willst du dir nicht schon mal was süßes Aussuchen? Dann kann ich kurz mit dem Mann von der Polizei reden" sagte die Mutter und lächelte zu ihrem Sohn. Dieser nickte nur und stellte sich in die lange Schlange vor der Kasse. 

Die Frau setzte sich gegenüber von Miller. Sie hatte lange braue Haare und braune Augen. Ihrer Kleidung nach zu Urteilen kommt sie gerade von der Arbeit. Sieht aus wie eine Verkäuferin. 
"Entschuldigen sie meine Unruhe. Aber seid dem der Junge in der Nachbarschaft verschwunden ist fühle ich mich einfach nicht mehr wohl bei dem Gedanken das mein Sohn alleine durch die Gegend zieht" gestand sie und schaute auf den Tisch. 

"Das verstehe ich. Ich bin selber Vater. Und bis der Entführer gefasst ist sollte man wirklich vorsichtig sein" gestand der Polizist. 
"Gibt es denn schon Hinweise?" fragte sie und schaute wieder zu ihm hinauf. 
"Ja, wir arbeiten an der Sache" antworte Miller nur. 
"Was hatte das Gespräch über ihren Nachbar zu bedeuten?" fragte er dann. 
"Das ist kompliziert..." sagte sie und atmete kurz schwer durch. 
"Unser Nachbar Herr Winter ist ein seltsamer Mann. Ich vertraue ihm nicht" gestand sie dann. 
"Warum?" fragte Miller interessiert. 

Er wusste genau um wen es sich handelt. 

"Er ist fast nur zu Hause. Aber wenn er mal weg geht dann kauft er meistens irgendwelchen Suff und Zigaretten. Manchmal wenn ich mit Mason an seinem Haus vorbei gehe weil ich ihn zur Schule bringe schaut er aus seinem Fenster und beobachtet uns. Gestern Nacht ist er einmal hinausgegangen und vor unserem Haus wurde er ganz langsam. Als er dann sah wie ich ihn anschaute ging er schnell weg. Seinen Höhepunkt erreichte das ganze dann heute als ich kurz nochmal ins Haus musste weil ich meine Autoschlüssel vergessen hatte. Mason sollte kurz warten. Als ich wieder kam stand da dieser komische Typ am Zaun und hat ihm Gummibären gegeben und gefragt ob er kurz mit reinkommen möchte" 

Sie erzählte die Geschichte sehr aufgebracht. Miller verstand worauf sie hinaus wollte. 

"Wie haben sie reagiert?" fragte er dann. 
"Ich habe Mason am Arm genommen und gesagt das er nichts von Fremden annehmen soll. Aber der Typ meinte nur das er ja kein Fremder sei und das Mason ruhig mal vorbei kommen kann. Dann sind wir gegangen... Mason... Versteht das ganze noch nicht so ganz. Er ist doch erst 6, aber ich mache mir Sorgen... Wir wohnen schon lange neben Familie Winter und seid mein Mann damals abgehauen ist habe ich eine schreckliche Angst vor dieser Gestallt die sich Herr Winter nennt" 

Man konnte die Besorgnis in ihrer Stimme hören. Miller verstand jetzt was das Problem wahr und auch ihm kam dieses Verhalten etwas seltsam vor. 

"Ist etwa schon einmal etwas passiert?" fragte der Kommissar dann. 

Die Frau schaute kurz zur Seite und seufzte. 
"Sein Sohn damals... dieser Arme Junge..." sagte sie nur. 
"Er hat ihn so oft angeschrien und beschimpft... Ich habe ihn einmal bei uns ins Haus gelassen... mitten in der Nacht stand er nur in Unterhose im Vorgarten des Hauses weil sein Vater ihn nicht haben wollte... Und dann ist er Verschwunden einfach so..." 
Während sie sprach schaute die Frau auf einen festen Punkt  auf dem Boden. 

"War sein Sohn anders?" fragte Miller. 
"Ja. Er war ein guter Junge. Immer Freundlich und hat immer gegrüßt. Mason fand ihn besonders toll. Kai hatte ihm einmal was zu Weihnachten geschenkt... Ich frage mich was aus ihm geworden ist" seufzte die Frau. 
"Und das schlimmste ist wie egal es diesem abscheulichen Mann ist das sein Sohn verschwunden ist... Wir... Wir Nachbarn haben damals die Vermisstenanzeige aufgegeben. Dieser Widerliche Säufer sagt bis heute immer nur das Kai schon wieder kommt wenn er was braucht" fügte sie empört hinzu. 

"Was glauben sie denn? Also wo Kai sein könnte?" fragte Miller verwundert. 
"Ich glaube er ist Tod... Ich meine schauen sie sich die Umstände des Jungen doch mal an. Seine Mutter ist Tod, sein Vater ist ein Monster und in der Schule hatte er es auch nie leicht. Dann ist sein einziger Freund damals gestorben... ich bekomme Gänsehaut wenn ich nur daran denke das dieser Junge all das alleine durchmachen musste. Deswegen glaube ich er hat es nicht geschafft. Er wird sich einen ruhigen Ort gesucht haben und..." 
Noch bevor die Mutter ihren Satz beenden konnte stand ihr Sohn wieder neben ihr. 
"Schau mal Mutti, ich hab dir ein Pfannkuchen gekauft" lächelte er. 

"Ach, von meinem Geld warst du so gnädig und hast mir etwas gekauft?" lächelte sie. 
"Ja... Aber nicht alles auf einmal Essen. Die sind doll süß" lächelte der kleine zurück. 

"Vielen Dank für das Gespräch. Ich denke wir werden uns diesen Mann mal genauer Anschauen" antworte Miller mit bedacht. 

"Danke. Ich möchte wirklich nicht paranoid klingen aber sie als Vater wissen selbst wie komisch das ist wenn so etwas in unserer kleinen Stadt passiert" antwortete sie.
"Ich kann ihre bedenken verstehen" antworte der Kommissar. 
"Mama, ich will nach Hause!" sagte der Junge plötzlich. 
"Ja Mason wir machen uns auf den Weg" antworte die Mutter und lächelte noch einmal zum Polizisten. 

"Danke. Ich hoffe sie kriegen diesen Mann dran. Nach allem was sein Sohn durchgemacht hat hat er nichts anderes verdient" sagte sie ohne einen Funken reue in der Stimme bevor sich sich verabschiedete und den Komissar zurückließ. 

Er fing an immer mehr Parallelen zwischen Kai Winter und dem verschwinden des Jungen zu ziehen. Und vielleicht ist der Vater die Spur welche ihn zu Kai führt... 

Der HinterbliebeneDonde viven las historias. Descúbrelo ahora