Schlechte Ermittlung

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Als Miller die Schule erreichte war eine ganze Menge los. Der große Flur war voll mit Schülern aller Klassenstufen. Offenbar muss es gerade Pause geworden sein. Die Schüler schauten ihn unsicher an. Ein regelrechtes Getuschel brach aus, doch dem Kommissar war das egal. Er hatte ein Ziel, welches er zu erfüllen hatte. 

Eine junge Lehrerin trat an ihn heran "Kann ich ihnen helfen?" fragte sie und schaute ihn zweifelnd an. "Ja, Verzeihung ich bin Polizist. Ich ermittel im Fall des Verschwundenen Schülers" antwortete Miller und zeigte ihr seinen Dienstausweis. 

"Achso, okay ich dachte nur... Der Psychologe ist dort hinten" sagte sie und deutete auf eine Tür am Ende des Ganges. 
"Dankeschön" antworte Miller und ging an ihr vorbei in das Büro. 

Er schloss die Tür und schaute zu dem älteren Mann, welcher ihn bereits zu erwarten schien. 

"Setzten sie sich" sagte er dann. 
"Mein Name ist August Peterson und ich bin Psychologe dieser Schule. Sie wollten ein Gespräch mit mir führen?" erkundigte er sich dann und lehnte sich vor. 
"Ja, wegen ihrem verschwunden Schüler" antwortete Miller dann. 
"Paul? Ich muss zugeben das es mich genau so überrascht getroffen hat wie jeden anderen hier. Er war ein ruhiger und guter Junge. Eigentlich verstand er sich mit jedem und war nie auffällig gewesen. Besonders im Kunstunterricht fiel er oft positiv auf..." 
Peterson nahm einen Ordner zu seiner linken und öffnete ihn. In ihm waren gut gezeichnete Bilder von Landschaften und von einem Jungen. 

Letzteres fiel Miller sofort ins Auge. "Wer ist das?" fragte er dann. 
"Der Junge? Hmm... wenn ich es nicht besser wüsste würde ich sagen es ist einer seiner Mitschüler" sagte er und schmunzelte kurz. 
"Was ist so lustig?" erkundigte sich Miller fragend. 
"Der Junge sieht aus wie Niklas. Er ist das komplette Gegenstück zu Paul und doch schien er ihn zu mögen..." sagte der Psychologe und schweifte kurz ab. 

"Ich werde mal mit ihm sprechen" sagte Miller dann und stand auf. 
"Wissen sie... Irgendwie habe ich das Gefühl das wir in einer Zeitschleife sind" sagte Petersen und schaute zu dem Polizist. 
"Wie meinen sie das?" fragte Miller verwundert. 
"Diese ganze Sache erinnert mich an diesen einen Jungen von damals... An den Winter Jungen" sagte er dann. 
"Dieser Name fällt oft seit ich die Ermittlungen aufgenommen habe" gibt Miller dann zu. 
"Kinder verschwinden hier zum Glück auch nicht allzu oft... Kai Winter... Er war genau so. Nur hatte er es nicht so einfach wie Paul. Er war anders als die andren Kinder wissen sie" 

"Kai Winter war... als ich ihn kennen lernte war er ein guter Junge. Obwohl sein Vater ein Alkoholiker war war er stehts freundlich und auch gut in der Schule. Ich würde Lügen wenn ich sage das uns all die blauen Flecke nie aufgefallen sind. An den Armen... manchmal sogar im Gesicht... Als sie dann älter geworden sind haben sie ihn fertig gemacht. Er war Arm... Ich denke das das einer der Gründe gewesen ist. Als Folge davon wurde er zunehmend ruhiger und zog sich komplett zurück. Ich sprach in der Zeit oft mit ihm, doch wirklich erreichen konnte ich ihn nicht. Das konnte nur sein damaliger Freund... Joshua. Die beiden waren sehr viel zusammen und wenn ich beide hier hatte wirkte Kai so unglaublich glücklich... Joshua starb wenig später... Jemand hatte ihn überfahren... Kurz darauf verschwand Kai für immer. Das ist nun schon ein paar Jahre her... Er wurde nie gefunden..." 

"Ich sollte gehen..." sagte Miller dann. 
"Wissen sie was unsere beiden Berufe gemeinsam haben? Es gibt immer wieder Fälle welche man nicht vergessen kann... Vielleicht haben wir den selben Täter" sprach er dann aus. 
"Das ist möglich, aber ich war noch nicht im Dienst als Kai verschwand." gestand Miller dem offenbar total verbitterten Polizist. 
"... Wir haben versagt damals. Die Polizei, die Lehrer und Ich. Wir alle hätten erkennen müssen was dort passiert und niemand hat etwas getan. Dieses Mal muss es anders sein Miller" 

Wenig später fuhr der Polizist mit seinem Auto vom Parkplatz hinunter. Diese Parallelen zwischen den beiden Jungen waren fast schon erstaunlich. Als er wieder im Büro war informierte er sich in den Akten über vergangene Fälle. 

Kai Winters verschwinden galt in der Tat als ungelöst. Viele Fotos waren in der Akte. Vom Wald, von Häusern... Und dann sah er etwas was sein Blut in den Adern gefrieren ließ. Er sah ein altes Foto von einem Jungen gemeinsam mit Kai. 

Auf der Rückseite stand "Joshua und Kai" in Schwarz geschrieben. 

Das kleine Foto nahm er mit und ging durch den Flur zurück in sein Büro. Einem seiner Kollegen fiel dies natürlich auf. 
"Was ist Miller?" fragte er dann und folgte ihm. 
"Ich hab mir den Fall Kai angeschaut wie du gesagt hast und schau mal hier" bemerkte Miller dann und hielt die beiden Fotos nebeneinander. "Das ist Joshua, der Freund von Kai... Er sieht aus wie Paul. Fast genau gleich" erzählte er dann. 

"Ja und?" fragte der andere, welcher offensichtlich nicht ganz verstand auf was Miller hinaus wollte. 
"Wer hat den Jungen überfahren?" fragte er. 
"Das wissen wir nicht" antworte der. 
"Wieso!?" fragte Miller genervt. 
"Wir kennen das Auto, aber nicht den Fahrzeughalter. Das wurde nie aufgeklärt" 

"Das kann doch nicht wahr sein!? Welcher Idiot hatte den damals diese Ermittlungen geleitet?? Nur lose Enden überall!" regte sich Miller auf. 
"Unser Polizeichef hatte die Leitung über den Einsatz Miller!" sagte sein Kollege beunruhigt. 
"Und? Es gibt einen Unfall mit einem Toten ohne Auto, einen Verschwundenen ohne Hinweise und einen Vater den nicht einmal jemand befragt hat! Das ist beschissen!" schimpfte Miller laut. Seine wütenden Worte halten durch das gesamte Polizeirevier. 

"Miller!" rief auf einmal eine Stimme über den Flur. 
"In mein Büro!" rief der Polizeichef ernst. 

Miller kam auf den Flur und stand ihm gegenüber. 
"Warum?" fragte er. Die Kollegen versammelten sich und schauten auf die beiden. 
"Weil ich nicht möchte das in dieser Art und Weise über meine Untersuchungen sprechen!" antworte der Vorgesetzte ernst. 
"Was sie geleistet haben war eine schlechte Ermittlung. Sie können mir doch nicht erzählen das jemand überfahren wurde und sie sich nicht einmal die Mühe gemacht haben dieses verdammte Fahrzeug zu finden!" schimpfte Miller vorwurfsvoll. 

Im Revier wurde es still. 

"Der Junge war mein Sohn Miller" sagte der Chief ernst und schaute von ihm Weg. 
Miller schwieg kurz. Sein Gesichtsausdruck war baff. 
"Kommen sie jetzt bitte in mein Büro..." fuhr der Chief fort und trat bei Seite, sodass Miller in das Büro kommen konnte...


Der HinterbliebeneWhere stories live. Discover now