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Und so vergingen Wochen... 

Niklas war ernüchtert. Irgendwie dachte er er war so nah dran, fast wäre er gestorben... 
Abends saß er am Fenster seines Zimmers... Er kann nicht genau sagen was ihn mehr verstört hat... 

Als er ein paar Tage später erfuhr, dass Herr Winter nicht der Täter war und es keine Spur von Paul gab traf ihn das so sehr... und doch irgendwie überhaupt nicht. Irgendwie hat er alles was um ihn herum passiert noch nicht verarbeitet. Seine Eltern rieten ihm erst einmal normal weiter zu leben und eine Therapie zu machen. In den letzten Wochen wurde Niklas oft wach und träumte davon, wie er unten an der Treppe lag und hinauf in das finstere Gesicht von Herr Winter blickte. Der kalte Blick des Mannes durchbohrt ihn immer noch wenn er sich an die Situation zurückerinnert. Und doch will er Paul finden. Das kann doch nicht alles gewesen sein. 

Niklas traute sich nicht mit seinen Eltern darüber zu sprechen, denn die hatten ohne hin kein Verständnis für seine Lage. Und Jonas wollte er dort nicht mit reinziehen, schließlich hatte der immer noch mit den Nachwirkungen von der Nacht im Haus zu kämpfen. 
Er atmete tief ein und aus. Es klang wie ein seufzten. Sein Verstand war geplagt von Zweifel und Angst. Was wenn Paul längst Tod ist? Was wenn Herr Winter ihn getötet und versteckt hat? 

Die ganze Welt des Jungen wirkte so surreal. Vor ein paar Tagen wurde das Foto von Paul aus dem Schulflur genommen und die letzten Blumen weggeworfen. Es scheint irgendwie alles weiter zu gehen, nur Niklas schien in der Vergangenheit zu leben. Vielleicht... sollte er aufgeben. Es erschien ihm sinnvoll und doch fühlte es sich so unendlich falsch an. Er konnte nicht...
Paul lebt und er wusste das. Er konnte es spüren. Es fühlte sich an wie ein warmes Gefühl in der Brust. Doch selbst wenn Paul noch da draußen ist, wie soll Niklas ihn finden? Er fühlte sich so nutzlos... 

Und so trottete er am nächsten Tag durch den überfüllten Schulflur in Richtung Unterricht. 
Der Klassenlehrer bat um Ruhe und alle schauten zu ihm nach vorne. 

"Es tut mir leid euch das Mitteilen zu müssen, aber die Suche nach eurem Mitschüler wurde heute offiziell eingestellt" 

Diese Worte... Niklas fühlte sich so schwach. 
"Was?" fragte er geschockt. 
"Es tut mir leid... Er ist nun schon fast 6 Monate verschwunden und die Polizei hat alles in ihrer Macht stehende getan" antwortete der Lehrer betrübt. 

Jonas schaute zu seinem Freund herüber. Sein Blick war geplagt von Mitleid, auch wenn er nicht verleugnen kann das ihn das selbst mitten ins Herz trifft. 
"Ist er Tod?" fragte eine Schülerin. 

Die ganze Klasse wurde auf einmal ruhig. Niemand sagte etwas. Kein dummes Kommentar, kein Gekicher, keine Tischgespräche. Nur eine ganze Klasse, welche erwartungsvoll in das Gesicht des Klassenlehrers schaute...

"Das wissen wir nicht... aber wahrscheinlich..." 

Der Lehrer blickte zu Niklas. Die Augen des Jungen waren leer. Als wäre all die Energie plötzlich verschwunden. 

"Brauchst du einen Moment?" fragte er den Jungen, dieser nickte nur und erhob sich um vor die Tür zu gehen. Jonas blickte ihm nach, doch er durfte nicht aufstehen...

Betrübt ging der Junge über den Flur. Sein Kopf war gesenkt... Doch dann blieb er neben dem Spind des Jungen stehen. Er schaute auf den stählernen Schrank, wo immer noch Pauls Namen dran hing. Und alles wurde ruhig...

Der Junge fing an zu wimmern, als er seine rechte Hand auf die Tür legte...
Wie soll er ihn vergessen wenn alles ihn an ihn erinnert? Er kannte Paul so wenig und doch so sehr... Paul ist schon so lange weg... Und doch ist er irgendwie immer da...

Der HinterbliebeneDonde viven las historias. Descúbrelo ahora