Twenty-Nine

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Hallo ihr Lieben,

Ich wünsche euch ganz viel Spaß beim Lesen und einen schönen Sonntag. 💕

Im Nachhinein ist man immer schlauer oder nicht? Das leichte Donnern? Mir hätte sofort auffallen müssen, dass es wie ein Donnern bei einem Gewitter klingt

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Im Nachhinein ist man immer schlauer oder nicht? Das leichte Donnern? Mir hätte sofort auffallen müssen, dass es wie ein Donnern bei einem Gewitter klingt. Manchmal bin ich echt auf den Kopf gefallen.

Wusch. Wasser spritzt mir ins Gesicht und ich beginne zu huste, denn es ist mir in den Mund gekommen. Ich presse meine Augen auf einander und drehe mein Gesicht in die andere Richtung. Eine sehr dumme Idee. Denn in diesem Moment spritzt mir auch von dieser Seite Wasser ins Gesicht. Von dem Salzwasser brennen mir die Augen und meine Nase tropft auch ohne das Meerwasser. Warum muss es ausgerechnet heute ein Gewitter geben, wo ich hier an diesem beschissenen Mast gebunden bin? Es gewittert noch nicht lange und trotzdem bin ich schon bis auf die Knochen durchnässt. Meine Füße stehen im Wasser und mir ist verdammt kalt. Bibbernd atme ich durch und schließe für einen Moment die Augen.

„Macht schneller ihr Schnecken!", brüllt Sebastian übers ganze Schiff und rennt dann zu Patrick, der am Steuerrad steht und alle Mühe hat, es zu halten. Das Meer ist unruhig. Ich sehe zu Anton, der verzweifelt versucht mit anderen das Wasser, dass über die Reling schwabt, mit Eimern wieder über Bord zu schütten, doch viel bringt es nicht. Sobald sie einen Eimer über Bord geschüttet haben, schwebt wieder Wasser aufs Schiff. Eine weitere große Welle ergießt sich über uns. Ich höre Sebastian laut vor sich hin fluchen. Er ist sichtlich überfordert mit dieser Situation, auch wenn es wohl nicht sein erster Sturm ist. Sein Blick gleitet zu mir und für einen Augenblick schauen wir uns an, doch dann wendet er den Blick ab. Ein starkes Stechen breitet sich in meinem Herzen aus. Ich beiße mir auf die Unterlippe und senke meinen Blick. Kann er mich nicht wenigstens losbinden und mich zu den Zellen bringen? Ich wäre überall lieber, als hier. Selbst wenn das bedeuten sollte, dass ich mir André und Frank im Doppelpack antun muss.

Direkt über uns donnert es laut und einen Moment später entsteht nicht weit von uns entfernt ein großer Blitz. Schluckend starre ich einen Moment an eben diese Stelle. Mein Herz fängt an schneller zuschlagen und ich bekomme schlechter Luft. Das alles ist mir nicht ganz geheuer.
Stark beginnt das Schiff hin und her zu schwanken. Immer, wenn es eine große Welle hinauf fährt klingt es, als ob die Wellen den Buck zerbrechen würden. Es knarscht und knackt. Es klingt einfach furchtbar und macht mir um ehrlich zu sein ein wenig Angst. Natürlich bin ich schon öfters auf der See gewesen mit Vater, jedoch sind wir noch nie in einen Sturm gekommen. Vor allem nicht in solch einen. Ich habe nicht gedacht, dass diese so beunruhigend sein können. Wenn das Holz bricht, dann sind wir alle tot und als aller erstes ich, denn ich bin festgebunden und kann nicht versuchen weg zuschwimmen.

Ich werde durch einen lauten Aufschrei gefolgt von mehrstimmigen Gefluche aus meinen Gedanke gerissen. Ich blicke in die Richtung, aus der der Aufschrei gekommen ist und bleibe bei Anton und den anderen hängen. Irre ich mich oder ist steht dort einer weniger?
„Was ist passiert, Anton?", brüllt Sebastian übers Deck hinüber zu seinem kleinen Bruder.
„Mann über Bord!" Überrascht reiße ich die Augen auf. Das kann nicht sein. Das darf nicht sein. Ich höre Sebastian fluchen. Er kann es wohl auch nicht wirklich begreifen.
„Macht weiter, sonst leistet ihr ihm gleich Gesellschaft!" Einige zögern etwas, doch dann machen alle weiter. Oder eher gesagt versuchen sie es denn so richtig gelingt es ihnen nicht. Man merkt eben doch, dass ein Mann fehlt. Nach einigen Minuten blickt sich Anton verzweifelt um. Dann rennt er auf mich zu und beginnt das Seil zu lösen.
„Was tust du da?", erklingt plötzlich Sebastians Stimme nahe bei uns und sie ist auch trotz des Sturmes klar und deutlich zu verstehen.
„Ich binde ihn los! Wonach sieht es denn aus?", zischt Anton seinem Bruder zu und macht sich weiter am Seil zu schaffen. Er hat den ersten Knoten bereits gelöst, als Sebastian dazwischen geht und seinem Bruder hart auf die Finger schlägt.
„Hör auf damit!" Schnell schüttelt Anton den Kopf.
„Ganz bestimmt nicht! Ich brauche ihn, um zu helfen und mir ist es egal, was du sagst!" Damit löst er das Seil und lässt mich frei. Kurz zögere ich, blicke zu Sebastian doch dieser würdigt mich keines Blickes und stampft einfach davon. Ich beiße mir auf die Unterlippe, blicke ihm mit schmerzendem Herzen hinterher, bis ich von Anton am Arm gepackt und mich hinter sich her zieht. Gemeinsam beginnen wir das Wasser über die Reling zu schütten. Schon nach wenigen Minuten schmerzt meine Lungen und in meinen Augen brennt mir das salzige Wasser noch mehr als zuvor. Mir ist kalt und ich würde mich am liebsten verkriechen, doch ich muss hier helfen. Sonst ist es für uns alle aus.

Ich weiß nicht, wie lange wir immer und immer wieder Wasser über die Reling gießen, aber wenig später durch eine Welle mindestens genauso viel wieder aufs Schiff kommt. Doch irgendwann. Irgendwann nach Stunden legt sich der Sturm endlich. Die Wolkendecke reißt auf und der Sternenhimmel ist zu sehen. Der Mond strahlt auf uns hinab, als hätte es niemals einen Sturm gegeben, als wäre niemals jemand über Bord gefallen. Erschöpft lasse ich mich auf den Boden fallen. Den anderen geht es nicht anders. Sie lehnen schwer atmend an der Reling.

„Steh auf!" Leicht zucke ich bei Sebastians kalten Stimme zusammen. Ich hebe meinen Kopf und blicke ihn an. Das kann er doch nicht ernst meinen.
„Ich sagte, steh auf!" Grob packt er mich am Arm und zieht mich hoch.
„Verflucht, du tust mir weh Sebastian", sage ich leise und versuche mich zu lösen. Doch natürlich gelingt mir das nicht, denn er ist zu stark und bin bloß ein Schwächling, der sich nicht durchsetzen kann.
„Nun lass ihn doch los, Sebastian!", mischt sich Anton ein, der noch immer ganz erschöpft am Boden sitzt. Sebastian funkelt ihn wütend an, doch lässt mich dann los.
„Geh zum Mast. Ich binde dich wieder fest", knurrt er dann genervt und zeigt Richtung Mast.
„Aber Sebastian seine Sachen si...", versucht Anton zu protestieren, doch es ist zwecklos. Sebastian will nicht auf ihn hören.
„Halt den Mund", brüllt er wütend und dreht sich dann zu Anton um.
„Ich bin der Kapitän. Was ich sage wird gemacht! Hast du mich verstanden? Wenn du mir noch einmal widersprichst dann setzt es was." Überrascht blickt Anton seinem Bruder an, schüttelt dann den Kopf, steht auf und rennt unter Deck. Mit ganz wackeligen Beinen laufen ich zum Mast und warte darauf, dass er mich wieder festbindet.
„Sebastian", hauche ich leise.
„Nein!"
„Bitte Sebastian. Lass mich erklären", flehe ich ihn an und versuche Augenkontakt aufzubauen.
„Nein! Ich will nichts hören. Deine Lügen kannst du sonst wem erzählen, aber ich will sie nicht hören!", zischt er und zieht das Seil stramm. Keuchend beuge ich mich nach vorne. Das Seil ist zu eng.
„Verdammt", flucht Sebastian leise und macht das Seil lockerer. „Geht es?" Für einen Augenblick sieht er mich an und in seinen Augen schimmert Sanftheit auf, doch dann wendet er den Blick ab und beißt seinen Kiefer zusammen.

„Ich liebe dich, Sebastian", flüstere ich leise. Er schüttelt nur leicht den Kopf und verlässt mich dann. Sein Geruch in meiner Nase bleibt auch noch lange, nachdem er gegangen ist. Kleine Tränen bilden sich in meinen Augen. Sie fallen eine nach der anderen stumm von meinen Wangen. Ich halte das nicht mehr lange aus.

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Uns gehört das Meer On viuen les histories. Descobreix ara