Thirty-Six

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Hallo ihr Lieben,

Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen. 💕

Langsam wird es ernst. 😊

Am nächsten Tag bin ich erst spät wach, so spät, dass ich mit Sicherheit das Frühstück verpasst habe

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Am nächsten Tag bin ich erst spät wach, so spät, dass ich mit Sicherheit das Frühstück verpasst habe. Doch ich habe auch gar keinen Hunger. Ich bin immer noch von gestern satt. Ich ziehe mir meine Hose aus und laufe nur in Unterhose und Hemd ans Fenster. Vorsichtig öffne es und setze mich aufs Fensterbrett. Die Sonne scheint angenehm auf meine Haut. Tief atme ich ein. Ich genieße die Ruhe und das Vogelzwitschern. Stundenlang sitze ich da und genieße das Nichtstun. Außer vielleicht denken.

„Herr Moore, ihr Vater ist auf dem Anwesen. Im Moment ist er noch im Stall, aber bitte gehen Sie bereit das Kabinett ihres Vaters.“ Ich nicke, ziehe mir frische Sachen an und laufe dann zum Kabinett.
Ich öffne ich Tür zum Kabinett und trete ein. Meine Mutter, Annabeth ,Anton und Sebastian sitzen bereits in der kleinen Sitzecke. Langsam gehe ich auf die anderen zu und setze mich neben Sebastian hin, daneben ihm der letzte freie Platz ist. Vorsichtig sehe ich ihn von der Seite an. Er erwidert meine Blick für einen Moment, doch dann wendet er seinen Blick ab. Für einige Sekunden berühren sich unsere Beine und sofort wird mir ganz warm. Ich streiche mir fahrig durchs Haar und blicke auf meine Schuhe. Macht ihm das gar nichts aus? Leise seufze ich auf. 

„Sebastian, wir hatten bis jetzt noch nicht die Zeit etwas über Sie zu reden. Haben Sie eine Frau oder eine Verlobte, die daheim auf dich wartet?“, fragt plötzlich meine Mutter aus heiterem Himmel nach. Überrascht sehe ich Mutter an. Muss sie so etwas fragen? Ruckartig setzt sich Angesprochener auf und räuspert sich. 
„Nein habe ich nicht. Weder eine Frau noch eine Verlobte. Ich…“, er unterbricht sich selbst und verzieht leicht das Gesicht. „Ich bin manchmal ein sehr schwieriger Mensch. Ich glaube niemand würde mich lange aushalten. Ich vergraule sie alle schneller, als ich schauen kann.“ Schwer muss ich schlucken. Ich blicke auf unsere Hände, die nur wenige Zentimeter voneinander entfernt liegen. Ich könnte unsere Hände verbinden. Weit entfernt voneinander sind unsere Hände wirklich nicht.
„Das kann ich mir nicht vorstellen. Irgendwann wird die Richtige kommen“, versucht Mutter ihn auf zu muntern. Zögerlich hebe ich ganz meine Hand an und bewege sie in seine Richtung. Gerade als ich meine Hand auf seiner ablegen will, ihm zeigen will, dass er mich immer noch haben könnte, wird die Tür aufgerissen und Vater kommt herein. 

Vater sah schon immer alt für sein Alter aus. Bereits als ich klein war, hatte er graue Haare und tiefe Sorgenfalten. Mutter sagte immer es läge an seiner nervenaufreibender Arbeit. Ob dies wirklich der Grund ist, weiß ich bis heute nicht. Er ging bereits seit jungen Jahren mit einem Stock, da er bei einem Ausritt vom Pferd gefallen war und sich das Bein gebrochen hatte. Doch nun, da ich ihn nach Wochen wieder sehe, fällt mir erst auf wie alt er eigentlich geworden ist.  Seine Sorgenfalten scheinen noch tiefer geworden zu sein. Er wirkt eingesunken. Um einiges kleiner als früher und nicht mehr so kraftvoll wie noch vor einigen Wochen. Es scheint, als würde er sich vollkommen auf den Gehstock stützen. Und der Bart, den er sich hat wachsen lassen, macht ihn nur noch älter. Er wirklich älter und gebrechlich.

Mutter springt auf und läuft auf Vater zu. Sie umarmen sich kurz und er gibt ihr einen Kuss auf die Stirn. Sie freut sich wohl sehr ihn wieder zusehen.
„Ich war doch gar nicht so lang weg meine Liebste“, sagt er leise und streicht ihr über die Wange.
„Trotzdem zu lang.“ Vater wendet sich leicht von ihr ab und erblickt Annabeth. 
 „Oh Annabeth, meine kleine gute Annabeth. Komm her zu deinem Vater und begrüßt ihn mal ordentlich“, sagt er und winkt sie zu sich. Vorsichtig erhebt sie sich, löst sich von Anton und läuft zu ihm hin. Vater breitet seine Arme aus, in die sie sich fallen lässt. Lächelnd streicht er ihr durchs Haar.
„Endlich hab ich dich wieder, meine kleine Annabeth. Eine dumme Idee war das, die deine Mutter hatte. Eine sehr dumme Idee. Wieso habe ich ich nur auf sie gehört“, murmelt er leise. Sie lösen sich voneinander, nun stehe auch ich auf und laufe zu ihm. Er schaut mich an und sein Blick verhärtet sich. Stockend bleibe ich stehen. Weshalb ist mir von Anfang an bewusst gewesen, dass er mir die Schuld für alles geben wird? Zum Glück lebt Annabeth noch. Ich glaube sonst würde er mich eigenhändig erwürgen.

„Ich habe von Anfang an gesagt, dass es eine schlechte Idee ist, dir die Aufgabe zu übertragen, Annabeth nach Spanien zu begleiten. Von Anfang an war mir bewusst, dass du es nicht packen wirst. Und siehe da! Meine Theorie wurde bestätigt.“ Ich schlucke und senke den Blick. 
„Vater, ich...“, beginne ich doch werde von ihm einfach unterbrochen. 
„Ich habe deiner Mutter gesagt, dass es keine gute Idee ist, doch sie hat mich umgestimmt. Und nun? Wo ist das Schiff? Wo ist die Mannschaft? Wo ist das ganze Geld hin, dass ich für diese Reise investiert habe? Sag mir das Christopher!“ Er ist aufgebracht und kurz vor dem explodieren. Seine Wangen sind gerötet, seine Pupillen geweitet und seine Lippen fest zusammengepresst. Ein weiteres Wort von mir und er kennt kein zurück mehr. 
Schon viel zu oft habe ich ihn so gesehen. Nun heißt es eigentlich beschwichtigen. Doch ich will nicht mich nicht wieder beugen. 

„Odoardo, Liebster, ich möchte dir Kapitän Black und seinen Bruder, Anton vorstellen. Sie haben unsere Kinder gerettet“, leitet Mutter Vaters Gedanken in eine andere Richtung. Mutter weiß einfach wie sie mit ihm umzugehen hat. Er wendet sich ihr zu und sofort bin ich vergessen. Unfassbar, wie einfach er mich ausblenden kann und um ehrlich zu sein verletzt es mich auch. Mutter zeigt auf Anton und Sebastian. 
„Das sind Sebastian und Anton. Die beiden haben Annabeth und Christopher auf ihrem Schiff aufgenommen“, erklärt sie lächelnd. Mein Vater folgt ihrem Blick und stockt mit einem Mal. Er verliert all seine Farbe im Gesicht und sein Gesicht entgleitet ihm. 

„Wie kann das sein? Ich habe dich doch mit meinen eigenen Händen erwürgt!“, haucht er außer Atem, schaut einmal auf seine Hände und dann zu Sebastian. 

 

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