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Gestern wurde ich endlich aus dem Krankenhaus entlassen. Noah hatte mich jeden Tag besucht. Gerade verlasse ich das Schulgebäude, als er auf mich zu kommt.

,,Können wir reden?"

Er beißt sich auf die Unterlippe, während er sich durchs Haar fährt. Aus irgendeinem Grund wirkt er angespannt.

,,Okay. Was gibts?"

,,Nicht hier."

Ich mustere ihn kritisch. Er wirkt kühl und verbirgt jede Emotion.

,,Na gut."

Wir fahren zu ihm nach Hause, da seine Eltern arbeiten sind.

,,Du meintest, dass ich dir nicht vertraue, und du hattest Recht."

Ich nicke zögernd.

,,Als der Unfall geschah, hatte ich mir große Sorgen um dich gemacht. Du bedeutest mir viel und deshalb möchte ich dir etwas aus meiner Vergangenheit erzählen."

Er wendet seinen Blick von mir ab.

,,Als ich vier Jahre alt war, bekam ich eine Schwester, Sophie. Vom ersten Moment an hatte sie mich erobert. Ich erinnere mich noch an ihr strahlendes Lächeln und die dadurch entstehenden Grübchen."

Noahs Mundwinkel ziehen sich leicht nach oben, während er von Sophie spricht.

,,Sie war nicht nur meine Schwester sondern auch meine beste Freundin. Wir haben alles zusammen gemacht, und Geheimnisse erzählt und ich versprach ihr immer für sie da zu sein und sie zu beschützen."

Eine Weile ist es still. Sein Blick ist voller Schmerz. Ich überlege nach seiner Hand zu greifen, halte jedoch inne.

,,Ein paar Wochen nachdem sie Sieben wurde fuhren sie und ich mit unserem Onkel zum Flughafen um unsere Eltern abzuholen. Aus dem Nichts schoss uns eine Auto entgegen und wir hatten einen Unfall. Mein Onkel und ich haben überlebt."

Wieder ist es eine Weile still und ich habe Angst vor dem, was er als nächstes sagt.

,,Sie hatte es nicht geschafft. Sie verstarb noch am Unfallort."

Er steht auf.

,,Sie musste ihr Leben hergeben, weil der scheiß Autofahrer des anderen Wagens betrunken war!"

Seine Trauer schlägt in Wut um.

,,Deshalb! Deshalb musste sie streben!"

Vom Zorn ergriffen boxt er gegen die Wand.

,,Noah."

Ich gehe zu ihm hin und greife nach seinem Arm. Er reist sich los und boxt erneut gegen die Wand. Dieses Mal lege ich meine Hand an seine Wange und drehe sein Gesicht zu mir. Seine Augen sind voller Emotionen. Wut und Trauer. Ich schließe ihn in eine Umarmung, welche er nach Kurzem erwidert und sich ein wenig beruhigt.

,,Jeden Tag frage ich mich, warum sie? Warum hätte ich nicht anstelle von ihr sterben können? Sie hätte verdammt nochmal weiterleben können!
Es gab keinen Tag, an dem sie mich nicht zum Lachen gebracht hatte. Sie hatte das einfach nicht verdient. Ihr wurde viel zu früh das Leben genommen und als sie starb, ist auch ein Teil von mir mit ihr gegangen."

Ich greife nach seiner Hand.

,,Es tut mir so leid, Noah."

,,Irgendwann habe ich dann mit den illegalen Kämpfen angefangen. Ich wollte meinen inneren Schmerz überdecken und mich gleichzeitig dafür bestrafen, dass ich mein Versprechen gebrochen habe. Ich konnte sie nicht beschützen."

,,Du darfst dir keine Schuld geben."

Jetzt schaut er mich an.

,,Als ich von deinem Autounfall gehört hatte, fühlte es sich an wie damals. Ich hatte eine solche Angst um dich!"

Er zieht mich in seine Arme und ich spüre, wie angespannt sein Körper ist.

,,Ich habe es noch nie jemandem erzählt."

,,Nicht mal Luis?"

,,Nein."

Ich löse mich von ihm, um in seine Augen schauen zu können. Unsere Gesichter sind nur wenige Centimeter voneinander entfernt und ich kann seinen Atmen auf meinen Lippen spüren.

,,Ich werde es keinem sagen. Danke, dass du es mir erzählt hast. Es bedeutet mir viel."

Noah - Ein Bad Boy zum VerliebenOnde histórias criam vida. Descubra agora