Rettung?

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Ich wartete nur darauf, dass mein Unterbewusstsein wieder meldet und mir die beste Lösung vorsagt. Mein Unterbewusstsein hatte mir schon mal etwas ganz Großes gegeben. Sie wird es nochmal tun. Hoffte ich zumindest.

Inzwischen saß Jonas nur da wie ein Häuflein Elend - Umzingelt von Mikes Bande. Eine Mischung aus Angst und Wut kroch in mir hoch, ich fühlte mich, als würde ich meinen eigenen Körper nicht mehr unter Kontrolle haben. Und doch wusste ich genau, was ich da tat. Meine Sicht färbte sich leicht rot, was wohl meine Wut darstellen sollte.

Das wollte wohl der Moment sein, wo Mike an meinem Hass leidet. Im Hintergrund hörte ich das Schulklingeln. Alle im Schulhaus hatten 5 Minuten Zeit, um zu ihrer Klasse zu gehen, wenn sie nicht angeschissen werden wollten. Schüler von der Fünften bis zur Zwölften Klasse eilten zu ihren Klassenräumen, wo sie gleich ein Fach hatten, das ihr Leben für immer verändern würde, wenn sie aufpassen würden.

Auch Jonas bemerkte es, erwachte aus seiner Halb-Trance, das durch Schmerz und einen harten Schlag auf den Kopf herbeigerufen wurde, und schaute sich hektisch um. Er suchte nach einer Schwachstelle in der Mauer, dessen Material nichts anderes sein konnte, als Menschenfleisch mit hohen Fettgehalt und schwarzen T-Shirts.

Ich spürte, wie ich Kraft bekam und bereit war, alles zu zerstören, was mich aufregte. Ich ballte meine Hände zu Fäusten, dessen Besitzer niemand Geringeres war, als ein leidendes Mädchen, das davor war, auszurasten.

Gewalt ist keine Lösung

Plötzlich bekam ich Zweifel, meine Sicht verblasste wieder zu der Sicht eines normalen, etwas kurzsichtigen, Mädchens.

Das kann ich nicht tun. Alle schauen zu...

Ich konnte es auch wirklich nicht brauchen, dass Mike auch noch seinen Bruder aus der Zehnten auf mich hetzt. Innerlich kämpfte ich gegen mich selbst, gegen mein Unterbewusstsein, das anscheinend unbedingt wollte, dass ich mein wahres Ich zeigte. Ich konnte es aber nicht tun. Nicht hier. Nicht jetzt. Nicht vor all diesen Leuten!

"Jonas! Lauf!", rief ich, als ich mich einigermaßen bekämpft hatte. Natürlich wollte ich nicht, dass Jonas hier und jetzt wirklich weglief. Ich wollte eigentlich nur, dass Mike und Co auf mich fixiert sind und Jonas weglaufen konnte. Und tatsächlich! Mikes komplette Bande wandte sich mir zu, gingen von Jonas weg - auf mich zu.

Für diesen Augenblick hatte ich fast täglich geübt. Auf der Straße, in der Schule, im Verein.

Jetzt könnte ich den niedlichsten Hund mit dem Hundeblick neben Jonas setzen und mann würde kein Unterschied bemerken können, zumindest von der Verhaltensweise nicht.

Mike holte aus, traf mich aber dann doch nicht. Immer wieder wich ich seinen Schlägen aus, doch dann lief ich los. Durch die Menschenmenge konnte ich ihn ganz leicht abschütteln. Mit seiner Körperbreite konnte er nicht, was ich da tat. Ich schlüpfte durch alles, was mir im Weg stand und war im Nu wieder bei meiner Klasse, setzte mich rein und wartete auf Herr Trageser, der mir meine Schulaufgabe zurückgeben sollte.

Liebend gerne wäre ich dageblieben und hätte Mike geärgert, aber bevor Jonas wieder den Held spielen wollte, verschwand ich lieber. So viel war klar.

Meine Schulaufgabe war gut ausgefallen, was mich aber weniger interessierte. Ich drehte mein Arbeitsbogen unter dem Tisch um, sodass Tess es nicht sehen konnte. Dort war immer noch meine Nachricht, daneben rote Schrift, die jeden Schüler an die Hölle denken ließ.

Danke, für den Hinweis.

Ich lächelte leicht. Also konnte ich das Mike-Verprügeln doch auf Nach-Dem-Abi verschieben. Wird mir dann eh nicht schwerer fallen, als jetzt.

Jaaa.

Immer diese Wölfe...


Sooo! 570 Wörter, ein kürzeres Kapitel und eine Autorin, die ganze 2 Wochen zu faul zum Updaten war. Sorry, dass das so lang gedauert hatte. Trotzdem ist das Kapitel nicht ganz was geworden. Ich fand es immer noch Nana. Ich würde mich über Kritik und Co freuen. Wie immer.

ALPHAWhere stories live. Discover now