• One •

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"Elena will mit mir gehen."

Das ist es, was Teo exakt sieben Jahre nach unserem Versprechen von der Schule auf dem Weg nach Hause sagt. Inzwischen sind wir beide sechzehn Jahre alt und nichts hat sich zwischen uns verändert. Wir bleiben immer noch jede Nacht auf. Bis jetzt ohne Erfolg, aber in Momenten wie diesen wünsche ich mir, dass ich es auch nie schaffen würde. Denn solange würde Teo sicher an meiner Seite bleiben.

"Magst du sie?", frage ich und schaue ihn von der Seite an. In den letzten drei Jahren haben sich Teos Gesichtszüge verändert. Sie sind jetzt härter und definierter, jegliche kindlichen Züge sind verschwunden. Manchmal frage ich mich, ob Mädchen ihn schön finden. Und dann frage ich mich, was sie in mir sahen. Bin ich auch so schön wie Teo?

Teo zuckt mit den Schultern. Es ist ein sonniger Sommertag, die Sonne knallt heiß auf den Asphalt und macht mich müder als ich normalerweise bin. Die Schlafattacke kommt unerwarteter als normalerweise.

"Mateo", schaffe ich noch zu sagen, bevor mir die Augen einfach zufallen und ich zusammenklappe.

Minuten später wache ich wieder auf und schaue hoch in Teos Gesicht. Teo sitzt am Rande des Bürgersteigs im Schneidersitz, mein Kopf liegt in seinem Schoß. Er schaut nachdenklich über die Straße und ich bleibe noch einen Moment lang regungslos, einfach, damit ich ihn noch ein bisschen länger anschauen kann. Die Sonne lässt seine tiefschwarzen mittellangen Haare glänzen, seine braunen Augen umrahmt von den dichten schwarzen Wimpern schimmern im Licht der Sonne wie zwei Bernsteine.

"Nein, ich mag Elena nicht", sagt Teo leise, ohne auf mich runterzuschauen. Er denkt, ich würde noch schlafen und könnte ihn nicht hören. Ich schließe die Augen und höre noch einen Moment lang seinen gleichmäßigen Atemzügen zu, bevor ich die Augen ein paar Minuten später wieder öffne und mich dieses Mal bemerkbar mache.

"El bello durmiente", wispert Teo neckend und lässt mich aufstehen. Anfangs hat mich das noch gestört, heutzutage mag ich es, wenn er mich so nennt.

"Bleibst du zum Essen?", frage ich als wir normal weiterlaufen, als wäre nichts gewesen.

Ich weiß nicht, warum ich das frage. Die Antwort ist immer die gleiche. Teos Eltern sind zum Mittagessen immer arbeiten und seine älteren Geschwister sind schon ausgezogen, also hat Teo Mittags niemanden zum Essen. Außerdem sind unsere Familien schon seit Jahren - bevor wie beide überhaupt geboren sind - gut befreundet, da ist es selbstverständlich, dass Teo mit uns Mittag isst.

"Sí."

Den restlichen Weg über brachte keiner von uns das Thema Elena noch einmal auf.

***

"Chili con carne? Mamá! Das hatten wir letzte Woche schon", sage ich, als Mamá den Topfdeckel hebt.

Sie tut so, als würde sie mir mit ihrem Kochlöffel eine überziehen wollen und ich ducke mich aus dem Weg. Meine Schwester María sitzt mir gegenüber und verdreht die Augen.

"Hör auf dich zu beschweren, chico. Sonst bekommst du gar nichts mehr zu essen."

"Aber Mamá!", schaue ich sie gespielt geschockt an. "Wie soll ich denn sonst groß und stark werden?"

Meine Mutter beäugt mich. "Du bist jetzt schon größer als ich, Emilo", seufzt sie und nimmt neben María Platz. María ist wie immer damit beschäftigt, Teo anzustarren. Teo scheint das nicht zu bemerken. Ich mag nicht, wie meine Schwester ihn immer anschaut. Es gleicht fast schon den Blicken, die Teo von den Mädchen in der Schule zugeworfen bekommt.

Ich bin kurz davor, ihr gegen das Schienbein zu treten um ihr klarzumachen, wie auffällig sie schaut. Aber dann senkt María schon ihren Blick und fängt an zu essen.

Nach dem Essen setzen Teo und ich uns nach draußen, wie jedes Mal. Unser Garten ist klein und verwildert, weil meine Eltern keine Zeit haben ihn zu pflegen, aber ich liebe es so.

"Milo?"

"Hmm?", summe ich faul mit geschlossenen Augen.

"Elena hat mich auf eine Party eingeladen", sagt er. Ich kann jedoch spüren, dass er noch mehr sagen will und zögert. "Ich finde, wir sollten hingehen."

Das ist neu. Ich öffne meine Augen und schiele zu ihm herüber, er schaut hinunter auf einen Grashalm den er zwischen seinen langen Fingern dreht. Fast schon, als wäre er nervös.

Seit wann will Teo auf Partys gehen? Seitdem ich denken kann, gibt es immer nur uns beide. Wir haben nichts mit anderen Leuten zutun, entweder weil sie mich komisch finden oder weil uns die Freundschaft zwischen uns reicht. Wir brauchen keine anderen Freunde, wir haben uns. Woher kommt nun also der plötzliche Sinneswandel?

"¿De verdad crees?", frage ich leise.

Teo nickt. "Ja. Ich will einfach... Ich will einfach auch mal etwas erleben, weißt du?"

Ich wende den Blick ab und starre mit einem komischen Gefühl im Bauch auf meine Finger. "Oh", sage ich leise. Ich dachte immer, das zwischen uns wäre ihm genug. Der Gedanke, dass ich ihm nicht reichen würde, war kein schöner. Hätte ich gewusst, dass Teo auch mal etwas mit anderen Leuten unternehmen möchte, hätte ich ihn früher losgelassen.

"¿Estás enojado?", fragt Teo sanft.

"Nein, ich bin nicht wütend", schüttel ich den Kopf, nachdem ich ihm in die Augen geschaut habe. Wie kann ich jemanden wie Teo schon böse sein?

"Also gehen wir hin?"

"Por supuesto", sage ich. Natürlich.

Als ich Teos Gesichtsausdruck sehe, weiß ich, dass es die richtige Entscheidung war.

One Night Is All He WantedTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang