Kapitel 10

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„Bist du dir sicher, dass du schon einen Fall übernehmen willst?" fragte Sam nach. „Natürlich, ich hatte nach meinem Termin im Krankenhaus keine Beschwerden mehr, also kann ich auch wieder jagen gehen." Candra hatte schon ihre gesamten Sachen gepackt und wollte sich auf den Weg nach Jackson machen, doch Sam und Dean hatten sie aufgehalten. „Ich bin mir da nicht so sicher..." murmelte Sam leise. „Ich kann auf mich selbst aufpassen, Sam. Das habe ich vor meiner Zeit hier im Bunker nämlich auch getan." wies sie ihn scharf aber freundlich zurecht. Dean hatte seine Arme vor der Brust verschränkt. „Ich bin auch der Meinung, du solltest nicht alleine gehen. Wir könnten mitkommen und dir helfen." „Ich brauche keine Hilfe." sagte Candra direkt und verschränkte ebenfalls ihre Arme. „Gut, du hast recht. Aber wir haben im Moment auch keinen Fall und zu dritt haben wir eine größere Erfolgschance." Candra seufzte und gab endlich nach. „In Ordnung, dann fahren wir eben gemeinsam hin. Aber was ist mit Castiel?" fragte sie dann nach. „Stimmt, ich möchte ihn in seinem Zustand nun wirklich nicht alleine lassen." sagte Dean deutlich. „Am Ende fliegt noch der ganze Bunker in die Luft weil er nicht weiß wie man den Toaster benutzt." fügte er schnell hinzu um es auf Castiels fehlendes Wissen über die Menschen und ihre Technik zu schieben, aber er machte sich wirklich Sorgen um seinen Freund. Die Verzweiflung, die er gefühlt hatte, als er ihn im Fegefeuer zurücklassen musste, hatte sich auch jetzt noch nicht gelegt und er fühlte sich, als wäre er dem Engel etwas schuldig. „Dann nehmen wir ihn mit, so ein Ressort ist doch genau der richtige Ort um sich zu erholen." warf Sam nun ein. Erst sahen Candra und Dean ihn an, als habe er einen Witz gemacht. Doch die Idee war gar nicht so schlecht. „Also gut, dann sollten wir aber möglichst schnell losfahren. Nach Jackson sind es gut 14 Stunden und es gab schon drei Morde. Wir sollten es nicht vier werden lassen." Mit diesen Worten drehte Candra sich um, um ihren Rucksack in den Impala zu laden. Es war sicher, dass sie mit diesem Wagen fahren würden, jetzt wo Dean dabei war.

Durch den Wagen schallte Kansas und Dean trommelte leicht auf dem Lenkrad herum. Die Versuche von Sam, seine Musikwünsche zu äußern waren schon mehrfach fehlgeschlagen und so sah er nur noch nach draußen. Castiel tat es ihm gleich, er mochte die Musik, aber vielleicht auch nur weil er sich sonst nicht sehr viel mit diesem Thema beschäftigte und Deans Musik nun Mal permanent lief, wenn er anwesend war. Candra hatte sich tatsächlich ein altes Buch aus der Bibliothek für die Fahrt mitgenommen, sie hatte die antrainierte Fähigkeit bei jeder Geschwindigkeit in jedem Auto mehrere Stunden am Stück lesen zu können, ohne, dass ihr auch nur ein bisschen schlecht wurde. Der Geruch von altem Papier und dem ledernen Einband füllte den Innenraum des Autos aus, doch es schien niemanden zu stören. Die Jäger hielten Candra einfach für einen Bücherwurm, wobei Sam dies an ihr sogar bewunderte. Doch niemand hatte nachgefragt, was es denn für ein Buch war, von dem Candra die Augen nicht lassen konnte. Es war ein Buch über die verschiedenen Kreise der Hölle, indem das Mädchen nach einem ganz bestimmten Ort suchte: dem Käfig. Sicher, die Winchesters hatten ihre Anfrage auf die Befreiung ihres Bruders schnell abgewunken und als unmöglich dargestellt – und wenn die beiden glaubten, dass etwas unmöglich war, dann war es wahrscheinlich auch so. Dennoch wollte sie alles über den Käfig in Erfahrung bringen und ebenso über seine Insassen. Es würde Zeit brauchen, das wusste sie.

„Willkommen im Havering Ressort, was kann ich für Sie tun?" fragte eine hübsche Frau mit dunkler Hautfarbe, als sich die Gruppe der Rezeption nährten. Oliver hatte mit dem Namen ‚Edelressort' nicht untertrieben. Im Eingangsbereich glänzten weiße und schwarze Marmorfliesen um die Wette und die Decke war mit einem ausladenden Kronleuchter geschmückt. Eben hatte sich Dean schon schweren Herzens von seinem geliebten Baby getrennt, als ein Page es für ihn auf dem hauseigenen Parkplatz abgestellt hatte. „Wir würden gerne zwei Zimmer Buchen." sagte Dean freundlichst und zog die Frau beinahe mit seinen Blicken schon aus, nun verdrehte nicht nur sein Bruder heimlich die Augen, sondern auch Candra selbst. Als es ihnen beiden auffiel, huschte ein wissendes Lächeln über ihre Gesichter. „Mit jeweils zwei Betten!" fügte Dean noch hinzu. Die Rezeptionistin nickte, auch wenn sie einen leicht abwertenden Seitenblick auf die gesamte Gruppe warf. Ihre eigentlichen Kunden stammten aus einer deutlich anderen Gesellschaftsschicht und sie hatte keine Lust auf einen erneuten Fall, beidem Kunden sich das Hotel gar nicht leisten konnten und es erst zufällig am Ende ihres Aufenthalts gemerkt hatten. Schnell reichte sie zwei Schlüssel über den Tresen und wies noch auf die zahlreichen Freizeitmöglichkeiten hin. Es gab hier nicht nur verschiedenste Pools und Bäder, sondern auch einen kleinen Golfplatz, einen Theatersaal, ein Kasino und natürlich das berühmte Menü, zusammen gestellt von verschiedensten Sterneköchen. Candra sog das alles in sich auf, sie hätte nie gedacht, mal so einen Ort zu betreten. Aber durch den Kreditkartenbetrug war es nun ganz einfach, sich ein solchen Hotelaufenthalt leisten zu können. Ein Page nahm ihnen das Gepäck ab und begleitete sie in die Zimmer. Candra konnte kaum noch mehr staunen, als sie ihr Zimmer sah. Die Brüder teilten sich ein Zimmer, also blieb für den Engel und die junge Jägerin nur das zweite Zimmer, doch es sah unglaublich aus. Auf den Betten waren so viele Kissen drapiert, dass man sich dort kaum hinlegen konnte und zur Begrüßung stand eine Flasche Champagner auf einem kleinen Tischchen vor dem Kamin. Es war beinahe schon ein ganzes Apartment, und das war erst eines der normalen Zimmer. Candra wollte sich gar nicht die Luxus-Suiten vorstellen, diese mussten über eine ganze Etage gehen. Kaum war der Page weg, kamen auch schon Sam und Dean zu Castiel und Candra ins Zimmer. „Endlich ist er weg..." grummelte Dean über den Pagen, doch sprach dann direkt ein anderes Thema an. „Wir sollten den Fall schnell lösen, für diese Zimmer geht ein Vermögen an geklautem Geld drauf!" sagte er dann. Candra nickte verständnisvoll, schließlich zahlten ja auch die Jungs ihr Zimmer. „Oliver arbeitet beim Zimmerservice, ich habe ihm geschrieben, dass er bald vorbeikommen soll. Er wird uns alles erzählen." „Und woher kennst du diesen Oliver eigentlich? Ich nehme mal an ihr habt euch nicht in diesem Hotel kennen gelernt." fragte Castiel dann, denn auch er hatte begriffen, in welchem Luxus sie sich hier aufhielten. „Oliver ist mein Ex-Freund von der Universität. Er ist der Einzige aus meiner Vergangenheit dem ich erzählt habe was meiner Mutter und meinem Bruder passiert ist und auch was ich danach gemacht habe." begann Candra, damit die Jäger wenigstens wussten wen sie vor sich hatten. Oliver war nicht ihr erster Freund gewesen, aber der, dem sie am meisten vertraut hatte. Und auch wenn ihre Wege sich getrennt hatten, standen sie noch in Kontakt – je nach dem ob Candra an ihr Handy ging, wie man bemerkt hatte. Die Sympathie für einander war über die Jahre nicht verblasst, trotzdem war eine Beziehung inzwischen undenkbar geworden. Es war zu viel passiert. Dean hob nur die Augenbraue bei dieser Aussage, sie schien ihm nicht zu gefallen. Auch die anderen beiden Jäger schwiegen. „Wir verstehen uns trotzdem noch, falls ihr das wissen wollt." antwortete das Mädchen grinsend auf die unausgesprochene Frage, die im Raum stand. „Es ist im Guten auseinander gegangen und wir sind immer noch Freunde, auch wenn wir uns kaum sehen. Ist damit alles geklärt was meine Beziehung zu unserem Klienten angeht?" fragte sie dann belustigt. „Natürlich." antwortete Sam schneller als nötig und setzte sich auf eines der Betten. Überrascht wie weich es war, verzog er kurz darauf das Gesicht ins positive. Kurz darauf klopfte es an der Tür und als die Jäger sie öffneten, kam ein junger Mann in roter Uniform in das Zimmer hinein. „Wir haben etwa 15 Minuten Zeit, dann muss ich mich wieder bei meinem Vorgesetzten melden." begann er direkt und bemerkte dann, dass er sich gar nicht vorgestellt hatte. „Ich bin Oliver Nolan." stellte er sich dann knapp vor. „Schön, dich kennen zu lernen." sagte Castiel doch Candra hörte den Unterton dabei, dass er es selbst nicht so meinte. „Das sind Sam, Dean und Castiel, sie helfen mir bei deinem Fall, damit es schneller geht." Candra betonte den Grund deutlich, schließlich war sie immer noch nicht auf Hilfe angewiesen. „In Ordnung." sagte er, erst jetzt fiel Candra auf, wie durcheinander er wirkte. Der im Vergleich zu Sam und Dean klein wirkende Mann hatte schwarze Schatten unter seinen braunen Teddyaugen und auch seinen blonden Haaren fehlte es an Struktur. Man hätte denken können, dass er gerade von einer durchzechten Nacht in einer Bar aufgewacht war, doch Candra kannte ihren Ex. Er hatte Angst, auch wenn er es durch sein Auftreten gut überspielen konnte. „Der erste Mord ist etwa drei Wochen her, ein junger französischer Millionär war hier im Hotel eingecheckt und wurde tot in seinem Zimmer gefunden. Sieben Messerstiche durch den Hals, hat die Polizei gesagt. Der zweite Mord vor etwa zwei Wochen lief genauso ab, nur war es diesmal der Erbe einer großen amerikanischen Bekleidungsfirma." Oliver stockte. „Und nun wurde Danny ermordet, er war einer der Köche und derjenige, der mich dazu gebracht hat hier einen Job anzunehmen. Es war wieder die gleiche brutale Methode. Wie schon gesagt, das FBI und die Polizei lassen nichts an die Presse durchdringen und interessieren sich sonst nicht für den Fall." Candra legte Oliver die Hand auf die Schulter. „Was lässt dich glauben, dass die Morde mit etwas Übernatürlichem zu tun haben?" fragte Dean nun viel zu forsch, jedenfalls für Candra. „Es gibt beim letzten Mord einen Augenzeugen, Leslie Warren. Sie arbeitet im Kasino und behauptet, dass ein Geist den Mann ermordet haben soll. Ihr wurde mit der Kündigung gedroht, wenn sie die angeblich so wahnsinnige Geschichte an die Öffentlichkeit bringt." erzählte der junge Mann weiter. Nun nickten auch Sam und Dean, es schien wirklich ein Fall für sie zu sein.

Herzräuber (Supernatural Fanfiction)Onde as histórias ganham vida. Descobre agora