Kapitel 14

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Langsam schlichen Sam, Dean und Candra den Gang entlang zum Aufzug. Das Apartment zu finden war nicht schwer, es war natürlich im obersten Stock das Luxuriöseste, das vorhanden war. Dieses Apartment hatte keine Schlüsselkarte wie die andern Zimmer, sondern einen einfachen Schlüssel. Dean brauchte nicht lange um das Schloss zu knacken und schon standen sie in einer Wohnung, die sie sonst nur aus Filmen kannten. Protzige Goldstatuen und teure Gemälde zeigten den Lebensstil dieser Hotelbesitzerin auf, doch eine Alarmanlage schien zu fehlen. Gerade darüber wunderte sich Sam noch, bevor sie ohrenbetäubendes Gekläffe hörten. Zwei riesige Hunde schossen aus einem der vielen Zimmer heran und fletschten die Zähne, beide schienen Dobermann-Mischlinge zu sein. Ebenso waren sie ganz offensichtlich perfekte Wachhunde, die sich schon auf die Eindringlinge stürzen wollten. Doch kaum hatten sie Candra gesehen, klemmten sie ihre Schwänze ein und begannen zu zittern. Als hätten sie etwas unglaublich grauenhaftes gesehen, in ihren Augen erkannte man die pure Angst. Einige wenige Sekunden später waren sie auch schon verschwunden, in das gleiche Zimmer wo sie hergekommen waren. „Das war seltsam." stellte Candra fest, die sich nun endlich wieder zu bewegen wagte. Während Sam noch die Stirn runzelte und das Geschehen ebenfalls nicht in einen Zusammenhang bringen konnte, zuckte Dean nur mit den Schultern. „Gut für uns!" sagte er nur und begann dann die Regale des Wohnzimmers nach einer Urne abzusuchen. Auch Candra band sich die Haare zu einem lockeren Zopf zusammen um die Sicht frei zu haben und suchte die Regale ab. Sam ging weiter in ein anderes Zimmer und blieb schockiert stehen. „Ich denke ich habe die Wurzel allen Übels gefunden." rief er über seine Schulter hinweg den anderen Jägern zu. Diese eilten schnell heran und konnten selbst kaum glauben, was sie dort sahen. Es war eindeutig das Zimmer der Tochter, nach dem Einrichtungsstil war sie kaum älter als 18. Der Kleiderschrank stand weit offen, doch statt hübschen Kleidern und teuren Blusen lagen dort verschiedene schwarze Kerzen, kleine Knochen und verschiedenste getrocknete Kräuter um einen Gegenstand herum: Die Urne des Vaters. Das war es also, warum der weinende Geist diese Menschen umgebracht hatte. Er war von einer Hexe beschworen worden, offenbar von seiner eigenen Tochter. Und gegen den Willen des als liebevoll und höflich beschriebenen Mannes, musste er für sie töten. Dean wollte gerade einen Schritt nach vorne machen um den Altar zu zerstören, eine einfache Methode um die Bindung eines Geistes an einen Menschen zu durchtrennen, da lachte jemand hinter ihnen. „Keine gute Idee!" sagte eine weibliche Stimme hinter ihnen und Dean hielt in der Bewegung inne. Candra war die erste, die es wagte einen Blick zu riskieren. Hinter ihnen stand offensichtlich die Tochter, ihr weißes Abendkleid glänzte mit dem frisch geputzten Boden um die Wette und auch ihre Haare waren von einem Stylisten zur Perfektion gebracht worden. Sie war kaum älter als 16, doch der Hass, der in ihren braunen Augen sichtbar wurde, lies sie deutlich älter aussehen. „Warum denn nicht, Mörderin?" fragte Dean provozierend, als er merkte, mit wem er hier sprach. „Weil ihr sonst niemandem mehr von eurer Entdeckung erzählen könnt!" Das Mädchen lachte wieder auf, wobei sich ihre dunkelrot geschminkten Lippen mehr bewegten, als sie es bei diesem Make-up sollten. „Wobei, das könnt ihr auch so nicht." fügte sie dann grimmig hinzu und es brauchte nur ein weiteres Wort um die Situation wirklich gefährlich zu machen. „Dad?" fragte sie wie das liebste, kleine Mädchen dieser Welt und klimperte mit ihren Wimpern. Direkt neben ihr erschien ein Geist, der Geist, von dem die Jäger bisher nur Beschreibungen gehört hatten. Er sah wirklich recht gut aus, doch die Tränen, die über seine Wange kullerten, lösten sofort Mitleid aus. „Es tut mir leid." formte der Mann mit seinen Lippen, bevor er ein Messer hob und auf die Geschwister losging. Sam und Dean waren natürlich bewaffnet, sie hatten aus dem geparkten Impala so einiges mit zum Ball genommen. Sicher war sicher. Sam schoss direkt ein paar mal mit einer mit Steinsalz geladenen Pistole auf den Geist, doch er flackerte nur auf, wie eine alte Glühbirne. „Warum tust du das, Lorena?" fragte der Jäger zwischen seinen Schüssen, er hatte die das Namensschild an der Tür wohl richtig gelesen. Dean hatte derweil auch eine solche Pistole heraus geholt und schoss auf den Geist. Das Mädchen verschränkte die Arme. „Weil ich die Nase voll von den ganzen Geliebten meiner Mutter habe! Und ich werde auch nicht weiter zusehen wie sie mit irgendeinem 20 Jahre jüngeren Typ rummacht und meinen Vater völlig vergisst. Auch wenn dafür noch ein paar Einbrecher draufgehen müssen." sagte sie voller Zorn und verfolgte ihren Vater mit den Augen. Sam und Dean wichen dem Messer des Geists geschickt aus und schossen immer mehr Steinsalz auf ihn, doch es schien ihm nichts auszumachen. „Genug der Spielereien!" kam es nun von Lorena, sie hatte ebenfalls eine Pistole gezogen. Sicherlich war diese nicht mit Steinsalz gefüllt und würde den Jägern wirklich gefährlich werden können. Candra hatte die ganze Zeit über schon die Wut in sich aufsteigen gefühlt, doch sich gezwungen, diese zu beherrschen. Sie hatte nur ihre Messer dabei, gut versteckt unter dem langen Rock ihres Kleides. Sie hatte sich selbst schon gewundert, dass niemandem diese an ihr Bein gebundenen Waffen aufgefallen waren, aber vielleicht war das wirklich hässliche Kleid doch zu etwas gut. Langsam konnte Candra es nicht mehr unterdrücken. „Kümmert ihr euch um den Altar, dann hört der ganze Spuk auf." rief sie Sam und Dean zu. „Ich kümmere mich um die kleine Hexe hier..." zischte sie dann noch und griff nach den Messern an ihren Beinen. Ein Schuss ertönte aus Lorenas Richtung, doch unter dem bückte sich die Jägerin gekonnt weg. Es war als hätte dieses Geräusch einer abgefeuerten Pistole in ihre Richtung etwas in ihr ausgelöst. Mit einem Sprung war sie bei dem Mädchen und riss sie mit zu Boden, dabei schnitt sie dem Mädchen tief in die Hand, sodass sie die Pistole fallen lies. Doch auch die Tochter der Hotelbesitzerin war nicht dumm und stieß Candra von ihr weg. Es war eine waschechte Prügelei zwischen ihr und dem Mädchen, doch Candra war nicht zu bremsen. Ihre Messer wurden ihr zwar aus der Hand geschlagen, aber auch mit ihren Händen konnte sie etwas anfangen. Sie hatte Lorena an den Schultern gepackt und saß quasi auf ihr drauf, während sie immer wieder ihren Kopf gegen die Marmorplatten des Bodens donnerte. Ihr Blut kochte, das konnte sie fühlen und es schien als fokussierten sich ihre Augen nur auf das Mädchen unter ihr. Alles andere war ausgeblendet und sie nahm nichts mehr wahr, außer ihren viel zu schnellen Herzschlag und das Geräusch, das ihr Kopf auf dem Boden machte, wenn er aufschlug. Sie hatte ihr Zeitgefühl verloren, waren es nun einige Sekunden oder schon mehrere Minuten in denen sie das tat? Der Blutrausch hielt sie gefangen, selbst wenn sie aufhören wollte, sie konnte es nicht. „Candra!" hörte sie eine Stimme ihren Namen rufen, doch es klang für sie unendlich weit weg. Starke Hände, die ihre Schultern packten, rissen sie dann doch wieder zurück in die Realität und außerdem selbst zu Boden. „Wir haben den Altar zerstört." keuchte Dean, der sie von dem Mädchen heruntergeholt hatte. Langsam klärte sich ihre Sicht wieder und das Pochen ihres Herzens war kaum noch zu hören, anders als eben. „Was war denn los mit dir?" fragte er nun, als sie wieder relativ normal atmete. Doch sie schluckte nur, sie wusste selbst nicht was gerade passiert war. Sam stand über Lorena gebeugt, ihr weißes Kleid war übersät mit Blutspritzern und ihren Hinterkopf wollte Candra erst gar nicht ansehen. Sam schüttelte nur den Kopf, als er ihren Puls messen wollte und lies die Jägerin realisieren, was sie dort eben getan hatte. „Ich..." begann sie, doch wusste nicht, wie sie das Geschehen erklären sollte. Der Geist ihres Vaters flackerte neben ihr auf, erschrocken kroch Candra einen Schritt zurück. Sie hatte eben seine Tochter getötet und zwar auf eine unglaublich brutale Weise, sie würde sich nicht wundern, wenn er jetzt selbstständig zum Rachegeist werden würde. Doch er legte dem Mädchen nur die Hand auf die Augen und schloss sie somit, dann verschwand er gänzlich. Das Personal hatte nicht übertrieben mit seiner Freundlichkeit, offenbar hatte er ihnen gerade den Mord an seiner Tochter verziehen, so verrückt geworden sie auch war. Candra stand vor Schock immer noch der Mund offen. Es machte ihr Angst, dass sie keine Kontrolle gehabt hatte und auch Sam und Dean sahen, dass es nicht ihre Absicht gewesen war. „Was passiert nur mit mir..." schluchzte sie leise und begann nun vor Angst über einen erneuten Blutrausch zu zittern. „Wir sollten erst ein Mal hier weg." sagte Sam und half seiner kleinen Schwester hoch. Dean stand ebenfalls der Schock noch im Gesicht, dennoch ging er ins Ankleidezimmer um einen Mantel zu finden, damit man die Blutflecken auf dem Candras Kleid nicht sah, wenn sie durch die Lobby liefen. Das Geschehen erinnerte ihn viel zu stark an sich selbst, wie er in der Hölle Seelen gefoltert hatte oder an Sam, wie er ohne Seele zu einem kompletten Soziopathen mutiert war. Eine solch gefährliche Seite schien im jeden Winchester zu stecken, dachte er zu seinem Bedauern.

Herzräuber (Supernatural Fanfiction)Where stories live. Discover now