Kapitel 20

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„Ich bin sicher, dass ich dich vom Gegenteil überzeugen kann. Denn jetzt, wo du erst ein Mal hier bei uns bist, werden wir viel Zeit zusammen verbringen, Candra." sagte Luzifer nun ernst und klang bösartiger als zuvor. „Ihr habt doch genug Zeit mit meinem Bruder verbracht, wie man sehen kann." sagte sie nur. Sie zitterte immer noch, denn ihr Körper brachte ihre eigentlichen Reaktionen auf die drohende Gefahr zum Ausdruck, während ihr Geist ihr mehr Stärke vorspielte, als sie eigentlich besaß. „Das kannst du doch auch haben, Liebes." sagte Luzifer, doch statt ihm selbst, regte sich nun das leuchtende Wesen und kam auf sie zu. Candra wusste genau, dass es Michael sein musste, offenbar ohne Hülle und in einer anderen Form. Trotzdem konnte es nicht seine ursprüngliche Form sein, denn sonst wäre sie auf der Stelle in Stücke gerissen worden, das wusste sie. „Darauf kann ich verzichten!" sagte sie nur noch und griff die Schulter ihres Bruders, bevor sie die Augen schloss, um sich aus dem Käfig zu teleportieren. Sie hatte weder besondere Lust auf Folter, noch darauf, von einem Engel in Besitz genommen zu werden – zumindest nicht von Michael. „Ach ja, Luzifer? Melde dich doch bei Rowena, wenn du hier rauskommst. Wenn sie dann noch lebt!" sagte sie noch, in der Teleportation und verschwand tatsächlich. Sie hatte noch Zweifel gehabt, ob es funktionieren würde, denn bei ihrem üblichen Pech konnte dies auch mal nicht der Fall sein.

Doch Candra hatte es geschafft. Unter sich spürte sie den harten, bekannten Boden des Bunkers, als ihre Beine langsam nachgaben. Sie sackte förmlich in sich zusammen, die Teleportationen hatten ihr offenbar eine ganze Menge Energie geerbt. Sie krallte sich in etwas und erst als sie ein paar mal durchgeatmet hatte, erkannte sie, dass es wirklich ihr Bruder war. Sie umarmte ihn, während ihr Herzschlag sich langsam normalisierte. Auch er sah sehr verwirrt aus, die glasigen Augen wanderten durch den Raum. „Candra!" rief auf ein Mal eine bekannte Stimme und Castiel kam, ebenso wie Sam und Dean in den Raum gerannt. Sie hatten offenbar den Aufprall gehört, wo auch immer sie gerade gewesen waren. Während Castiel schnell zu den Beiden rannte und sich neben dem Mädchen auf die Knie fallen lies, nur um sie in die Arme zu schließen, blieben Sam und Dean kurz vor ihnen stehen. „Adam?" fragte Sam nach. „Er ist es, Michael und Luzifer sind noch im Käfig." brachte Candra nun heraus, der geschunden Adam konnte nichts sagen. Sam und Dean sahen sich kurz an, hatte das Mädchen es wirklich geschafft einen Menschen aus den Händen des Teufels und eines verrückten Erzengels zu befreien? Es schien so. Castiel sah nun auch Adams Zustand, nachdem er das Mädchen einige Minuten nur fest an sich gedrückt hatte und legte ihm die zwei typischen Finger auf die Stirn. Man konnte verfolgen wie seine Blutergüsse langsam verschwanden, das getrocknete Blut selbst sich in Luft auflöste und auch die Narben zurück in die Haut gingen. Er sah schon fast wieder aus wie der alte, seine dunkelblonden Haare waren nicht mehr verklebt und seine glasigen Augen wurden langsam wieder himmelblau. Dean half Candra hoch, ebenso wie Castiel und Sam bot Adam seine Hand an. Er lächelte leicht und nahm die Hand an und für einen Moment hatte Candra das Gefühl, das alles gut war. Sie hatte ihren Bruder gerettet, ihre Halbbrüder und Castiel waren nicht mehr sauer auf sie und vielleicht könnte sie sich nun endlich eine wirkliche Pause gönnen. Doch so schnell der Moment gekommen war, so schnell war er auch wieder vorbei, als Adams Hand zu Sams Gürtel wanderte und ein Messer herauszog, welches Sam zur Sicherheit immer dabei zu haben schien. Er nutzte den Überraschungsmoment und rammte dieses Sam in den Bauch, tatsächlich hatte er auf sein Herz gezielt, doch er war eben kein begabter Jäger wie die anderen im Raum. Dean war sofort zur Stelle, hielt ihn fest und schrie ihn zusammen. „Was ist mit dir los, verdammt?" fragte er ihn in einer deutlich erhöhten Stimmlagen. Sam schien nur überrascht zu sein, doch Castiel war schnell zur Stelle um ihn zu Heilen. Endlich fühlte er sich wieder hilfreich, denn nun waren sie auf ihn angewiesen. Kaum an anderen Tagen war Sam glücklicher gewesen, den Engel bei sich zu haben. „Ihr seid es doch, die mich im Käfig verrotten lassen wollten!" kam es nur von Adam, der sich stark gegen Dean wehrte. „Adam, sie hatten doch keine Möglichkeit dir zu helfen! Nur ich habe zufällig einen Weg gefunden." versuchte Candra es ihrem Bruder zu erklären. Ihre Stimme brach beinahe ab, so kannte sie ihren Bruder nicht. Bevor sie zu ihrem Auslandssemester aufgebrochen war, war er immer verständnisvoll gewesen, fast schon ein wenig zurückhaltend. Luzifer und Michael mussten einen starken Einfluss auf ihn gehabt haben, dachte Candra erschüttert. Mit einem Schlag hatte er sich von Dean befreit und ihn mit seinem eigenen Hinterkopf ausgenockt. Dean war ein guter Kämpfer, so wie Candra es bis jetzt mitbekommen hatte, es gab bis jetzt niemand besseren. Und nun lag er am Boden, mit einer kleinen Wunde an der Stirn, außer sein Oberkörper bewegte sich nichts mehr an ihm. Sam hatte nun das Messer, doch Adam grinste nur und schlug es ihm mit einem Mal aus der Hand, während Castiel nun zu Dean eilte. Adam griff nach dem Messer und zeigte drohend auf den jüngeren Winchester. Candra stand immer noch wie versteinert im Raum. „Adam, bitte!" sagte sie noch, während er es auch schaffte Sam von sich zu stoßen. Langsam drehte er den Kopf zu ihr, dieses animalische Grinsen, welches er aufgesetzt hatte, ließ Candra einen Schauer über den Rücken laufen. Das hatte sie noch nie bei ihm gesehen und es machte ihr Angst. Als wäre er besessen, doch das konnte er nicht sein. Zu spät sah Castiel, dass Adam auf Candra zustürmte. „Du bist doch auch auf ihrer Seite!" kam es nur von ihm. Candra hob noch die Hände um sich vor ihrem Bruder zu retten, denn mehr konnte sie im Moment nicht tun, so ganz ohne Waffe. Zudem würde sie ihren Bruder nicht verletzen können, nach dem sie jahrelang gedacht hatte, er wäre tot. Castiel sprang noch auf, doch er war zu spät. Adam hatte bereits das Messer ins Herz seiner Schwester gerammt, diesmal hatte er getroffen. Candra riss die Augen auf, als sie den stechenden Schmerz fühlte, doch es kam kein Laut über ihre Lippen. Mit letzter Kraft wollte sie Adam am Kopf von sich wegstoßen, in der Hoffnung, dass dies etwas ausmachen würde, doch als sie Adams Kopf berührte, sammelte sich darunter gleißendes Licht. Candra überlegte noch kurz, wo sie das schon ein Mal gesehen hatte und nach der Reaktion ihrer Brüder und Castiels zu urteilen, kannte sie dies Kraft. Es sah aus wie bei Castiel, als er versucht hatte sie selbst zu heilen, oder wie er es gerade eben bei Sam und Dean getan hatte. Nur, dass sie ihren Bruder offenbar nicht heilte, sondern ihn von Innen verbrannte. Er schrie auf, doch lange dauerte diese Tortur nicht mehr. Er brannte in Sekunden vollständig aus, nichts blieb mehr von ihm übrig. „Was habe ich nur getan?" hauchte Candra noch, als sie erneut an diesem Tage auf dem Boden zusammen sackte.

Es dauerte nicht lange, da waren sowohl Sam und Dean, als auch Castiel bei ihr. Sam stützte ihren Kopf, den sie vor Schwäche nicht mehr halten konnte. Der Schmerz breitet sich langsam in ihrem ganzen Körper aus, was auch ihr wieder die Sprache verschlug. In Castiels Gesicht zeichnete sich die Verzweiflung ab, als er ihr die zwei Finger auf die Stirn legte und nichts dabei geschah. Die Frage, die er sich stellte, stand ihm ins Gesicht geschrieben. Wieso konnte er sie nicht heilen? Das Messer hatte er herausgezogen, doch nun konnte er nichts mehr gegen ihren Blutverlust tun. Seine Gnade war aber doch vollständig für ihn verfügbar, wieso tat sich denn bloß nichts? Doch auch Sam und Dean hatten Fragen. „Wieso hatte sie Engelsfähigkeiten?" sprach Dean es nun aus. „Castiel, hast du ihr etwa deine Fähigkeiten übertragen?" fragte er dann, während er auf Candras Herz drückte. Seine Hände waren schon ganz blutig, doch darauf achtete er nicht. Er versuchte die Blutung zu stoppen, doch er wusste selbst, dass es nichts brachte. Sam hatte dies schon realisiert, doch hinderte seinen Bruder nicht an seinen Versuchen. „Hast du ihr Herz berührt?" fragte er und hoffte, dass der Engel verneinen würde. Zwar hatte sie auch die Jäger so vor Unheil bewahrt, aber vielleicht hing es ja nun mit ihrer Verwundbarkeit zusammen. „Das hast du, Cass." brachte Candra noch heraus. „Nur eben nicht physisch." Ihre Stimme wurde immer leiser, doch die Jäger waren so nah bei ihr um es zu hören. Castiel wusste nicht was er sagen sollte, er schlag einfach nur ihre Arme um sie. Candra schloss die Augen, sie konnte ihn leider nicht mehr an sich drücken, so gerne sie es getan hätte, doch so war immerhin das letzte was sie auf dieser Welt fühlte die Geborgenheit und Sicherheit, die Castiel sie spüren lies.

Herzräuber (Supernatural Fanfiction)Where stories live. Discover now