Kapitel 17

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„Wo ist sie denn jetzt, Cass?" fragte Dean ein wenig nervös, während er mit dem Impala immer wieder die Hauptstraßen von Laramie abfuhr. „Ich weiß es nicht! Eben hatte ich ein so klares Bild vor Augen, aber nun ist es, als wäre es niemals da gewesen." seufzte der Engel. „Wie kann das denn passieren?" fragte nun Sam vom Beifahrersitz aus nach. Castiel schüttelte nur unwissend den Kopf. „Ich kann wieder vollständig auf meine Gnade zugreifen und trotzdem sehe ich sie nicht. Ich verstehe das nicht." kam nur noch von ihm zurück. Es war inzwischen erneut dunkel geworden und Dean hielt vor einem kleinen Hotel an. „Dann können wir wohl im Moment nichts tun." sagte er, als er den Motor abstellte. „Wir fragen morgen in der ganzen Stadt nach ihr!" beschloss Sam, der die Verzweiflung seines Bruders spürte. Alle drei nickten und stiegen aus dem Auto um sich auf den Weg zum Motel zu machen. In der Dämmerung sah dieser Ort noch schäbiger aus als er schon war, beim Neon-Schild über dem Eingang fehlten drei Buchstaben, die anderen flackerten um die Wette. Doch die Männer interessierte das nicht, sie hatten schon an schlimmeren Orten geschlafen. Zudem war von einem gemütlichen Schlaf eh nicht mehr die Rede, Dean tat es Castiel nach und starrte nur auf dem Bett mit der ehemals weißen Bettwäsche an die Decke und Sam wälzte sich die ganze Nacht herum, sodass man sogar die Beschwerden der Zimmernachbarn über die Geräusche aus dem Zimmer der Jäger durch die papierdünnen Wände wahrnehmen konnte.

Candra selbst hatte nicht geschlafen, sie stand immer noch in der Lagerhalle und zerstieß gerade einige Kräuter, nur um sie dann zu den vielen anderen Zutaten zu legen. Hier in der Halle war es kalt, außerdem tropfte es von der Decke und hin und wieder stöhnte der Kobold genervt auf, als er sich bei den erneut ausgeschütteten Erbsen verzählte. Das Mädchen hasste diese Arbeit, die Kräuter stanken teilweise bis zum Himmel und durch die Hitze, die ein Kessel abstrahlte, indem schon wieder irgendetwas verbrannt wurde, schwitzte sie ungemein. Ihre Haare waren wild verwuschelt, der Zopf konnte sie nicht mehr bändigen, ebenso waren erneut dunkle Augenringe unter ihren sonst so strahlenden Augen entstanden. „Ich bin zurück!" flötete Rowena, als sie durch die schwere Eisentür der Halle hineinkam. Candra antwortete ihr nicht, denn hoffentlich hatte die Hexe endlich all ihre Zutaten beisammen. Rowena klimperte nur mit den Augen, als sie um den Tisch herum ging und Candra die Schale aus der Hand nahm. „Das macht jetzt mal lieber der Profi." sagte sie nur und mit einem Schnipsen waren die gesamten Kräuter geschnitten und zerstampft, so wie sie sie brauchte. „Hättest du das nicht machen können bevor ich von diesen Pflanzen verpestet werde?" fragte Candra bissig und wischte sich etwas gelben Pflanzensaft von den Händen. „Dann hätte es doch nur halb so viel Spaß gemacht." lachte Rowena, doch schnipste dann erneut um Candra damit zu säubern. Den Gestank von falsch zerschnittenem Beifuß war unertragbar. Rowena war wirklich ein Profi, das musste Candra zugeben. Mit Leichtigkeit fügte sie alle Zutaten zusammen, auch einige tierische Organe, wie das Mädchen würgend feststellen musste. Die Brühe, die sich daraus ergab stank tatsächlich noch mehr als die Kräuter. Zudem hatte sie eine Konsistenz von dickflüssigem Blut und sah von der Farbgebung her auch noch so aus. „Muss ich das trinken?" fragte Candra irgendwann nach, als sie sich fast schon an den Gestank gewöhnt hatte. „Natürlich, Schätzchen!" sagte Rowena nur und arbeitet weiter. Candra seufzte, das würde eine Tortur werden, das wusste sie jetzt schon.

Der Trank schmeckte abscheulich und die braunhaarige Jägerin musste den ganzen Kessel trinken. „Gibt es keine einfachere Möglichkeit?" fragte sie nach einigen Schlucken, die sie fast wieder hochgewürgt hätte. „Wenn du einen Hexenzirkel findest, der nicht gerade zerstritten ist oder aus billigen Dämonen-Flittchen besteht – dann ja." kam es nur von der Hexe zurück, während sie mit ihren spitzen Fingernägeln auf den Rand des Kessels tippte. Candra seufzte und trank weiter. Es wurde ihr schwindelig und ihr Sichtfeld schränkte sich stark ein, es war fast so als schmerzte ihr Körper vor der vielen neuen Energie die er bekam. Sie hörte Rowena einen Zauberspruch flüstern und mit einem Mal war der Schmerz weg, auch wenn sie das Blut in ihrem Körper rauschen hören konnte. Schnell setzte sie sich vor den Käfig und nahm ihr Messer heraus. „Lass mich das mal lieber machen, wir wollen ja nicht das etwas schief geht, oder?" fragte sie und deutete schon mit ihrem spitzen Zeigefinger auf Candras Herz, ohne dass sie eine Antwort bekommen hatte. Doch Candra war einverstanden, inzwischen hatte sie nicht mehr das Gefühl, das Rowena sie betrügen würde. Es war fiel mehr als sah die leicht arrogante Hexe doch ein, dass sie ihr etwas schuldig war. Auch wenn sie das natürlich niemals laut aussprechen würde. Ein Schrei zerriss die Luft der Lagerhalle, als Rowena mit ihrem ihrem Finger Candras Haut aufschlitzte. Die Magie zerriss die Haut, die Muskeln und alles was noch in ihrem Weg war, bis sie bei dem Herz des Mädchens angekommen war. Candra wusste nicht wie ihr geschah, der Schmerz war so gewaltig, dass alleine davon ein Mensch sterben konnte. Doch sie merkte, wie der ekelhafte Trank in ihr Blut übergegangen war und sie am Leben erhielt. Bei einem solchen Schmerz war der Tod dann die Erlösung, doch bei Candra kam er nicht. Stattdessen packte Rowena die Hand des Kobolds, der nicht wusste wie ihm geschah und presste sie auf das freiliegende Herz des Mädchens. Tatsächlich erschien ein kleiner, blauer Schimmer zwischen der Hand und dem Herz, als Candras Herz für eine Sekunde aussetzte. Das Mädchen selbst biss die Zähne zusammen und wünschte sich nur noch, dass alles gleich vorbei sein würde. Und mit einem Mal schlug ihr Herz weiter, für Rowena war es das Zeichen, die Hand des Kobolds los zu lassen und mit ihrer Magie das Herz wieder im Körper des jungen Mädchens zu verschließen. Der Kobold schien ebenso geschockt zu sein wie Candra, er starrte nur auf seine blutige Hand und sah aus, als würde er gleich in Ohnmacht fallen. Der Schmerz hallte noch in Candras Körper nach, doch sie hatte es überlebt. Rowena nickte nur, als sie ihr Werk betrachtete. „Das hätte nicht jeder ausgehalten." gab sie dann noch von sich, fast schon als wäre es ein Kompliment. Doch für ein Lächeln war Candra in diesem Moment vom Schmerz noch zu eingenommen. Sie fühlte sich zwar nichts schwach, im Gegenteil: solange der Trank ihr noch zusätzliche Kraft gab, wollte sie am liebsten Bäume ausreißen! Aber sie musste als erstes den Schmerz aushalten, der zwar stetig schwächer wurde, aber immer noch in ihr brannte. So stellte sich das Mädchen Adams Qualen vor, wenn zwei Engel, ein gefallener und ein einfach nur verrückter, mit ihm im Käfig spielten. Und das gab ihr Kraft, Adam würde das schließlich aushalten können also konnte sie auch diesen Schmerz überwinden. Sie würde ihn finden. Rowena war wieder ganz die alte, nachdem fast ein Kompliment über ihre roten Lippen gekommen wäre. „Du kommst dann sicher alleine klar, oder? Dieser Ort behagt mir nicht mehr." sagte sie, während sie ihren ganzen Kram mit einem Schnipsen verschwinden lies und ihn wahrscheinlich direkt an ihren nächsten Fluchtort brachte. Candra nickte nur noch, dann schenkte die rothaarige Hexe ihr noch ein kleines Lächeln und war ebenso schnell verschwunden wie ihre Sachen. Candra seufzte nur und stand mit wackeligen Beinen auf. Auch den Käfig mit dem Kobold darin hatte die Hexe mitgenommen, auch wenn sich Candra fragte, was sie nur damit wollte. Am liebsten hätte sie das arme Wesen wieder freigelassen, schließlich brachte diese Art der Elfen den Menschen nicht besonders viel Schaden. Manchmal schlug einer von ihnen über die Strenge, aber das war nicht die Regel. Aber nun war er weg und Candra wusste nicht wo. Zudem hatte sie selbst etwas vor, sie musste nur noch einen Weg finden ihre neuen Fähigkeiten zu aktivieren, wo würde man nur so viele Informationen über Monster finden? Ein Gedanke durchzuckte sie, doch sie wollte ihn nicht wahrhaben. Sie konnte doch jetzt nicht zu den Winchesters zurückkehren nur weil sie das Archiv des Bunkers in Anspruch nehmen wollte. Ihre Brüder waren sicher sauer auf sie, ebenso Castiel. Außerdem müsste sie ihre Taten verschleiern, schließlich würden sie ausrasten, wenn sie von ihrem Plan Adam zu retten wussten. Es war zu gefährlich und sie würde sicher die beiden Engel befreien, die dann die Welt zerstören würden. Aber tief im Innern hatte sie das Gefühl, dass sie es schaffen konnte. Sie würde nur Adam aus dem Käfig holen und das würde sie auch schaffen, egal wer an sie glaubte oder nicht. Sie seufzte leise, als sie sich aufrappelte. Das Archiv war wirklich der beste Ort um an die Informationen zu kommen, die sie brauchte. Langsam fuhr sie mit der Hand über die Narben, inzwischen war es ja eine mehr als die der Werwolfklauen. Castiel hatte sie nicht heilen können und auch die von Rowena war nun geblieben. Wie ein gerader Strich zog sie sich über alle anderen Narben und entstellte ihr Aussehen ein weiteres Mal. Entschlossen trat sie aus dem Lagerhaus und wunderte sich darüber, dass es schon wieder Nacht war. In der großen Halle hatte sie kein Zeitgefühl mehr gehabt, zudem die Fenster entweder zugenagelt worden waren oder von so einer dicken Staubschicht bedeckt wurden, dass man nicht mehr hindurch sehen konnte. Sie würde sich als erstes eine Bar suchen, dachte Candra. Bei einem Bier würde sich dann sicher auf eine Idee kommen, wie sie Sam, Dean und Castiel finden würde und vor allem was sie zu ihnen sagen würde.

Herzräuber (Supernatural Fanfiction)Nơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ