Kapitel 11

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Candra lief alleine durch den riesigen Komplex und suchte nach dem Kasino. Sie hatten die Rollen verteilt, Dean war alleine in das Leichenschauhaus von Jackson gefahren um die Autopsieberichte zu lesen, während Sam die Aufgabe bekommen hatte etwas passendere Kleidung zu kaufen. Die Rezeptionistin hatte sie schon schräg angesehen, aber wenn sie sich wirklich einige Tage unter das Volk mischen mussten, dann durften sie so wenig auffallen wie möglich. Candra hatte sich die Befragung von Leslie Warren geschnappt, schließlich war sie eine Freundin von Oliver und wenn sie das erwähnte, würde das Mädchen ihr sicher mehr vertrauen als irgendeinem anderen Gast. Auch wenn Sam nun wahrscheinlich zwischen Abendkleidern und Anzügen stand und nicht wusste was er nehmen sollte, war Candra dieser Job tausend mal lieber. Ihr ältester Bruder würde sich sicher langweilen, was bei ihr ausgeschlossen war. Castiel hatte allerdings niemand mitgenommen, der geschwächte Engel würde die Ermittlungen tatsächlich nur behindern. Er hatte zwar einen scharfsinnigen Verstand, aber weder ein ausgeprägtes Empathieverständnis noch seine besonderen Fähigkeiten, die durch die Engelsgnade hervorgerufen wurden. So leid es Candra tat, sie hatten ihn in die Entspannungslounge abgeschoben und würden ihm nach ihren abendlichen Ausflügen Gesellschaft leisten.

Leslie Warren war ein etwa zwanzig Jahre altes Mädchen mit natürlich braunen Haaren und einer für ihr Gesicht etwas zu großen, runden Brille. Sie war durchschnittlich hübsch, doch wirkte, egal wo sie war, immer ein wenig verloren. „Kann ich Ihnen helfen?" fragte sie aus der kleinen Kabine heraus, aus der sie den Kunden im Kasino ihr Geld gegen Chips wechselte. „Ich bin Candra, eine Freundin von Oliver." begann das Mädchen. „Ich habe ein paar Fragen an dich, das hat nichts mit dem Kasino hier zu tun oder so... kann ich dich vielleicht alleine sprechen?" fragte sie dann. Leslie seufzte hörbar. „Oliver hatte dich mal erwähnt, dabei hatte er aber verschwiegen, dass er mit einer Superreichen befreundet ist, sonst kämst du ja gar nicht hier hinein." Sie rief kurz per Handy eine Kollegin an und verschob die Pause ihrer abendlichen Schicht, sodass sie mit Candra sprechen konnte. Diese hatte nicht mehr auf ihre Aussage geantwortet, Leslie schien nicht gut auf ihre Kundschaft zu sprechen zu sein. Sie gingen aus dem lauten Kasino heraus und Leslie zog die junge Jägerin in eine Umkleide für das Fitnessstudio. Um diese Uhrzeit war kaum etwas los, zudem gab es noch weitere Umkleiden. „Ich denke, ich weiß worüber du reden möchtest, die meisten Menschen fragen mich im Moment nach dem Mord." „Genau, ich bin ehrlich gesagt nur neugierig und will wissen ob Oliver in Gefahr ist. Du weißt schon, er tut alles als Kleinigkeit ab, aber ich mache mir wirklich Sorgen. Läuft hier ein Mörder frei herum?" fragte sie nun und schlüpfte in eine unwissende Rolle. Leslie schien nett zu sein und ehrlich gesagt auch ein wenig einsam, so schnell wie sie ihr vertraute. „Versprich mir erst, dass du mich nicht für verrückt hältst und vor allem niemandem etwas sagst. Ich könnte meine Anstellung verlieren und das möchte ich auf keinen Fall." „Ich schwöre es!" versprach Candra es. „Es war ein Geist, ich habe es genau gesehen." platzte es nun aus Leslie heraus. Es kam der Jägerin vor, als habe sie nur eine beste Freundin gesucht, der sie alles erzählen konnte. Mit Oliver schien sie sich gut zu verstehen, aber er gab ihr offenbar nicht das, nachdem sie gesucht hatte. „Ok, Leslie, erzähl mir alles von Anfang an!" gab Candra zurück, sie wusste, dass sie auf dem richtigen Weg war. „Ich hatte die Spätschicht, also wollte ich gegen sechs Uhr morgens das Kasino schließen. Eigentlich ist jede Art der Freizeitgestaltung das angeboten wird für das Personal tabu, aber Danny – entschuldige – Daniel Soberman hatte ein Spielsuchtproblem und sein Handy, mit dem er immer Onlinepoker gespielt hatte, war kaputt gegangen. Es war also kein Wunder ihn hier anzutreffen. Ich wollte ihm gerade erklären, dass ich ihn trotzdem rausschmeißen müsste, als ein Mann hinter ihm auftauchte. Wie aus dem Nichts, er war vorher einfach nicht da gewesen. Ich wollte auch ihn zurechtweisen, aber er zückte ein Messer und erstach Danny." Ihre Stimme begann zu zittern. „Ich bin hingerannt, aber der Mann hat sich ganz einfach in Luft aufgelöst... und Danny lag dort am Boden." „Das ist Mal eine Geschichte." fügte Candra nur hinzu, doch insgeheim wusste sie, was für wertvolle Informationen sie bekommen hatte. „Wie sah er denn aus, der Mörder?" fragte Candra nun weiter nach. Leslie schluckte kurz. „Naja, groß und gutaussehend war er schon. Er hatte kurze Haare und einen Dreitagebart. Und er hat geweint glaube ich, aber an mehr kann ich mich auch nicht erinnern..." Am Ende des Satzes brach ihre Stimme ab. „Ich denke ich muss darüber mal eine Nacht schlafen, aber danke für deine Offenheit." sagte Candra dann noch und sah in Leslies Augen schon die leichte Enttäuschung Einzug erhalten. Sie nickte nur noch leicht, bevor Candra die Umkleide verließ, die zu ihrer Überraschung kein bisschen nach alten Sportsocken oder Schweiß gerochen hatte. Ein leichter Vanilleduft hing noch in ihrer Nase, als sie sich auf den Weg in ihr Zimmer machte.

Herzräuber (Supernatural Fanfiction)Where stories live. Discover now